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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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vorzubereiten.

 
    »Was macht Luke da?«, fragte Peggy. Während der vergangenen fünfzehn Minuten war er ständig an der Küche vorbeigelaufen, in den Keller gegangen und mit angelaufenen Messinglaternen, Plastikkannen mit Petroleum und alten Schuhkartons mit Kerzenstümpfen wieder heraufgekommen. »Er benimmt sich, als stünde das Ende der Welt bevor.«
    »Es kommt ein Sturm.« Miss Abigail blickte aus dem Küchenfenster in den Garten. In der Nähe strich Quibble mit seinem schwarzen Körper zwischen den Tischbeinen herum.
    Etwas stimmte nicht. Nichts an diesem Tag fühlte sich normal an, nicht der unerwartete Wetterumschwung, nicht Lukes unglaubliche Aktivität, nicht Miss Abigails ungewöhnlich gute Laune, nicht Quibbles aufgeregtes Reiben an Peggys Beinen, so als wäre es nicht komisch, dass er um diese Tageszeit auf war und herumlief. Peggy öffnete den Kühlschrank. Er war fast leer. Sie hatte sich so auf die Demonstrationen konzentriert, dass sie ihren wöchentlichen Einkauf mit Miss Abigail ganz vergessen hatte. Es gab noch einen Karton mit Eiern, und im Gemüsefach lag etwas, das wie eine Tüte Sellerie aussah.
    Ein Klappern erklang im Keller, so als hätte Luke etwas fallen lassen. Die Katze sprang einen halben Meter in die Luft und schoss aus dem Zimmer.
    »Verdammt!«, fluchte Luke unten.
    »Glauben Sie, es geht ihm gut?« Peggy wollte aufstehen und ihm ihre Hilfe anbieten, aber Miss Abigail berührte ihren Arm.
    »Lass ihn. Er braucht die Ablenkung.«
    Ablenkung wovon? Peggy fragte nicht. Sie wusste, was Miss Abigail meinte.
    »Dieses Spektakel auf der Gemeindewiese regt ihn auf, Liebes. Die Sedgwicks stehen nicht gerne im Mittelpunkt. Das liegt nicht in unserer Natur.«
    »Ich habe das Recht auf freie Meinungsäußerung«, erwiderte Peggy zum zweiten Mal an diesem Tag. »Entschuldigen Sie, Miss Abigail, aber dafür sind Ihre Vorfahren im Unabhängigkeitskrieg gestorben - damit kommende Generationen frei ihre Meinung sagen können, selbst wenn es unbequem oder schmerzhaft ist. Das hier ist für mich nicht leichter als für Luke. Aber ich kann nicht untätig herumsitzen und zusehen, wie Luke im Namen des Fortschritts New Nineveh ruiniert. Dieser Ort ist mir zu wichtig, um nicht zumindest zu versuchen ...«
    Luke ging draußen erneut durch den Flur.
    »... Luke umzustimmen«, beendete Peggy ihren Satz, als seine Schritte weit genug weg waren. Verlegen öffnete sie erneut den Kühlschrank. »Wie wäre es mit Rührei?«
    Miss Abigail wandte sich vom Fenster ab. »Du bist eine echte Sedgwick, Peggy.«
    Peggy stellte die Eier auf die Ablage.
    »In unserer Familie vertreten die Frauen schon seit Generationen ihre eigene Meinung und stehen für das ein, woran sie glauben. Wäre Charles nicht umgekommen, hätte ich ihn geheiratet, selbst wenn ich dann enterbt worden wäre. Die Sedgwick-Frauen halfen Sklaven im Untergrund und demonstrierten in Seneca für ihr Wahlrecht. Elizabeth Coe Sedgwick, deren Brosche ich dir geschenkt habe, war eine überzeugte Abolitionistin. Zuerst hätte es Josiah fast umgebracht, aber er erholte sich wieder.« Miss Abigail grinste. »Wenn du mich fragst, dann fühlten sich die Sedgwick-Männer immer zu starken Frauen hingezogen. Offensichtlich ist mein Neffe da keine Ausnahme.«
    Hatte Miss Abigail eine ihrer Phasen? Peggy war sich nicht sicher - und sie wurde so rot, dass sie sich im Kühlschrank verstecken wollte. Sie versuchte, den Sellerie aus dem Gemüsefach zu ziehen, aber er hatte sich darin verkeilt, und sie gab es auf. Selbst Miss Abigail konnte keinen Sellerie in ihrem Rührei wollen.
    Luke stapfte in die Küche, eine dünne Schneeschicht auf dem Haar. »Die Laternen sind gefüllt, die Taschenlampen haben neue Batterien, die Schaufeln stehen im Gartenraum und die Autos in der Garage. Habe ich was vergessen, Abby?«
    »Na ja«, sagte Miss Abigail, »du hast vergessen, mir zu sagen, dass Peggy kein Yankee ist.«

 
    Luke und Peggy starrten sich an. Es war das erste Mal seit Wochen, dass er ihr direkt in die Augen sah. Wieder stellte er fest, wie schön er sie fand, bevor eine weniger liebevolle Schlussfolgerung den Gedanken verdrängte. Hast du es ihr gesagt ?, formulierte er tonlos. Peggy machte große Augen und bewegte ebenfalls die Lippen: Nein.
    Luke wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nur, dass Abby ihn mit ihrem »Haltet mich nicht für eine demente alte Frau«-Blick ansah.
    »Wollt ihr beide mir nicht erklären, was hier eigentlich vorgeht?« Trotz ihrer

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