Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
ihre irdischen Güter nur einem einzigen Erben hinterließ, und der lief gerade schweigend über die Ablage neben der Spüle.
»Auf dich, mein Freund«, sagte Luke zu Quibble. »Es gehört alles dir.«
Quibbles gelbe Augen reflektierten leuchtend das Licht. Er sprang auf den Boden und schoss aus dem Zimmer.
Es fügte sich alles so, wie es sollte. Luke wollte nicht in diesem Haus leben, hatte das nie gewollt, und jetzt würde er es auch nicht können. Dafür hatte Abby in ihrem Testament gesorgt: Darin wurde Mayhew dazu verpflichtet, einen Hausmeister zu engagieren, der aus dem Sedgwick-Familienfonds bezahlt werden sollte - jemanden, der tagsüber kam, Quibble fütterte und dafür sorgte, dass das Haus nicht in Staub und Spinnweben versank. Abby hatte Luke allerdings nicht vergessen. »Meinem treu sorgenden Neffen Luke Silas Sedgwick hinterlasse ich meine Kiste mit dem Stern, damit es ihm freisteht, sich seiner Lyrik zu widmen und so zu leben, wie er es möchte«, hatte sie in ihrem Testament geschrieben. Luke war gerührt von dieser Geste. Die Kiste existierte nicht, aber sie hatte seine Wünsche erkannt und ihr Bestes getan, um sie ihm zu erfüllen.
Sein Magen knurrte erneut. Wann hatte er zuletzt etwas gegessen? Luke öffnete den Kühlschrank, aber er hatte längst alle Aufläufe aufgegessen, und die Fächer waren leer: der leere Kühlschrank eines Junggesellen. Ihm fiel ein, dass er Sellerie im Gemüsefach gesehen hatte; vielleicht war der noch gut.
Die Schublade klemmte, als hätte jemand versucht, zu viel Gemüse hineinzustopfen. Luke zog und zog an der Tüte mit dem Sellerie, und schließlich gelang es ihm, sie herauszubekommen - wenn auch nur, weil der Sellerie verfault war. So viel dazu. Er warf den Sellerie in den Müll und ging zurück, um die Schublade zu schließen, aber es lag noch etwas darin, eine braune Papiertüte.
Luke öffnete die Tüte und holte ein kleines Schmuckkästchen heraus.
Es war alt, aus schwarzem, vertrocknetem Leder und rissig.
»Star Jewelers« war in goldenen Buchstaben auf den Deckel geprägt.
Luke wagte nicht zu hoffen. Er sprach es laut in die Küche. »Die Kiste.« Das musste sie sein. Eine kleine Kiste mit einem »Stern« auf dem Deckel. Fast genauso, wie Abby sie beschrieben hatte.
Er öffnete das Kästchen einen Spalt, und etwas glitzerte. Er hob den Deckel ganz an und betrachtete, was darin war.
Es war ein Verlobungsring aus Platin, mit einem winzigen, zarten Saphir, eingerahmt von zwei Diamantsplittern. Charles' Geschenk an Abby, das wusste Luke. Elegant und schlicht, genauso, wie sie es gewollt hätte. Charles hatte bestimmt Jahre darauf sparen müssen.
Luke war zwar kein Schmuckexperte, aber der Ring konnte höchstens zwei- oder dreitausend Dollar wert sein.
Das Erbe.
Sein Erbe.
»Sieh es doch mal positiv, du hast doch gesagt, du wärst Seife sowieso leid gewesen.« Bex stellte ein »50% Rabatt«-Schild neben ihre Seifenpyramide, kehrte zu dem Stuhl zurück, auf dem sie nun fast den ganzen Arbeitstag zu verbringen schien, und legte die Hände auf ihren Bauch. In der einundzwanzigsten Woche traten die Zwillinge sie ständig. Bex meinte, es wäre so, als fände in ihrem Uterus ein Fußballtraining statt.
Jetzt nahm sie eine Wasabi-Ingwer-Seife in die Hand und winkte Peggy damit. »Du wirst mich nie wieder riechen müssen«, sagte sie mit verstellter, hoher Stimme.
Peggy lachte nicht, aber sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung trafen - die einzig mögliche Entscheidung -, wenn sie den Laden schlossen. Sie hatten kein Geld mehr, konnten ihn nicht retten, und es gab kein neues Ladenlokal, das sie sich leisten konnten. Und sie hatten immerhin sehr lange durchgehalten. Viele kleine Läden schafften nicht mal ein paar Monate, ganz zu schweigen von zehn Jahren.
Sie hatte Luke zuerst nicht geglaubt, als er sie anrief, um ihr von Miss Abigails verlorenem Testament zu erzählen. Sie hatte es für einen makaberen Yankee-Scherz gehalten. Als sie endlich begriff, dass er es ernst meinte, musste sie die Information immer und immer wiederholen. »Du willst sagen, dass Lowell keine Kopie hat? Machen denn nicht alle Notare Kopien von wichtigen Dokumenten?«
»Nicht, wenn ihre Klienten es ihnen verbieten. Mayhew sagt, sie hat immer darauf bestanden, ihre Dokumente selbst aufzubewahren. Es gebe nirgendwo auch nur einen Schnipsel Sedgwick-Unterlagen, hat er mir gesagt. Ich schätze, sie wollte die Privatsphäre der Familie wahren«, hatte Luke ihr tonlos
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