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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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Peggy hatte seit dem Tag, an dem sie Abby gefunden hatten, nicht mehr geweint - nicht auf der Beerdigung; nicht danach, als Abbys Sarg an der Sedgwick-Grabstelle auf dem Friedhof von New Nineveh in die Erde herabgelassen worden war; nicht während der Kondolenzbesuche, wo sie sich nicht anmerken ließ, dass sie etwas anderes war als Luke Sedgwicks unerschütterliche, tüchtige Frau. Nach fast sieben Monaten als Sedgwick war aus der überspannten New Yorkerin Peggy Adams eine perfekte WASP geworden.
    Es war eine Schande.
    Es regnete weiter. Peggy sah Luke lange an, und er wusste, dass er den Zeitpunkt verpasst hatte, ihr alles zu sagen, was ungesagt geblieben war. »Nimm zumindest die Brosche.«
    »Ich kann nicht.«
    Sie stieg ins Auto. Luke blieb auf dem Bürgersteig im Regen stehen und sah ihr nach, hoffte, dass sie zurückblicken würde, wusste, dass sie es nicht tun würde.

 
    Es passte, dass es bei ihrem letzten Besuch in New Nineveh genauso trostlos und stürmisch war wie bei ihrem ersten. Peggy stellte die Scheibenwischer auf die höchste Stufe und strich das Regenwasser weg, das den Fahrersitz durchnässt hatte, als sie in ihren letzten Mietwagen-der-Woche eingestiegen war. An der Ampel sah sie ein letztes Mal die Main Street hinauf. Bald würde eine neue Familie, zweifellos reiche New Yorker, die gerne am Wochenende Landhaus spielen wollten, das Sedgwick House kaufen und es mit Fernsehern und lauter Musik füllen. Sie würden brandneue, schicke Geräte und eine Granit-Arbeitsplatte in der Küche einbauen lassen, die Badezimmer mit Duschen ausstatten und einen Kammerjäger engagieren, um die Mäuse auszurotten, und sie würden sonntagabends auf dem Weg zurück in die Stadt bei Budget Club anhalten und eine Großpackung Waschmittel und Paletten mit Cola light kaufen. Luke würde Gott weiß wohin ziehen, befreit von den Sedgwick-Lasten. Würde er es irgendwann bereuen, das Haus verkauft zu haben? Peggy blickte vorsichtig in den Rückspiegel. Er stand noch immer vor dem Gerichtsgebäude, eine einsame Gestalt im Regen, endlich unbelastet, bald wieder reich und unabhängig. Peggy nahm an, dass er nichts bereute. Sie konnte nur hoffen, dass er ein gutes Zuhause für Miss Abigails Katze fand.

 
    Mayhew kam aus dem Gerichtsgebäude, als Luke Peggys Auto nicht mehr sehen konnte. »Fertig?«, fragte Luke, begierig darauf, nicht mehr nachdenken zu müssen und sich etwas Praktischem zuwenden zu können.
    »Wenn du bereit bist?«
    Luke nickte zustimmend, und die beiden wateten über die Gemeindewiese zu Mayhews Kanzlei, wo Geri Luke begrüßte und sich nach Peggy erkundigte. »Wo ist sie? Ich habe sie seit der Beerdigung nicht mehr gesehen, die Arme.«
    Luke ging um den Tresen herum und nahm Geris sommersprossige Hände in seine. Schließlich musste er wohl oder übel irgendwo anfangen. »Peggy und ich haben uns getrennt. Sie ist gegangen. Ich wünschte, es wäre nicht so, aber so ist es.«
    Er sah, wie Geris Augen sich mit Tränen füllten.
    Bleib stark. Du bist ein Sedgwick, befahl Luke sich selbst. Er hatte nicht nur sich selbst, sondern auch die ganze Gemeinde enttäuscht. Die Nachricht von seiner Trennung von Peggy würde sich bis zum Ende dieses Tages überall herumgesprochen haben.
    Mayhew räusperte sich und tätschelte seiner Sekretärin die Schulter. »Luke, lass uns in mein Büro gehen. Ich nehme an, du hast es dabei?« Er schien zu erwarten, dass Luke etwas aus seiner Regenjacke zog.
    »Was dabei?« Luke hatte nur Elizabeths Brosche in der Tasche.
    »Das Testament«, erklärte Mayhew.
    »Aber du hast doch eine Kopie davon hier. Oder nicht?«

 
    Luke saß am Küchentisch. Sein Kopf dröhnte, sein Magen knurrte. Es war drei Uhr morgens, und es gab keinen Platz mehr, an dem er noch suchen konnte. Nach fünf Sechzehn-Stunden-Tagen, an denen er jeden metaphorischen Stein in diesem Haus einzeln umgedreht hatte, jede Schublade herausgezogen, unter jeden Teppich, jedes Kissen und jede Matratze gesehen hatte, gab es nichts mehr zu tun, als sich geschlagen zu geben. Das einzige Exemplar von Abbys neuem Testament, das seine Tante offenbar gegen Mayhews Rat unbedingt mit nach Hause nehmen wollte, hatte sich in Luft aufgelöst. Und ohne es, ohne diese neue Version, die Luke und Peggy als Erben von Sedgwick House einsetzte, wusste Luke, würde das alte Testament gültig bleiben. Die Version, vor der Mayhew ihn vor Monaten bei Seymour's gewarnt hatte. Die Version, in der Abigail Agatha Sarah Sedgwick das Haus und all

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