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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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versteckte sich wie üblich hinter seiner Zeitung.
    »Guten Morgen!« Es war viel verlangt, um zehn Uhr morgens schon so fröhlich zu klingen, aber sie war fest entschlossen, ihre neue Phase mit Luke richtig anzufangen.
    »Mmm.« Luke hörte nicht auf zu lesen.
    »Warst du bei Miss Abigail? Geht es ihr besser?«
    »Mmm-hmm.«
    »Gott sei Dank.« Die Neuigkeit machte Peggy enorm glücklich. Offenbar war ihr Lukes Großtante stärker ans Herz gewachsen als gedacht. Sie goss sich eine Tasse schlechten Kaffee ein, warf Miss Abigails benutzten Teebeutel von gestern Abend weg und setzte sich gegenüber von Luke an den Tisch. Sie hatte sich vorbereitet. Es wurde Zeit, noch einmal über den Heiratsantrag zu sprechen. »Ich bin froh, dass wir uns gestern Abend ausgesprochen haben. Du nicht auch?«
    Luke las weiter.
    Peggy spielte mit den Salz- und Pfefferstreuern. Herr Pfeffer und Frau Salz, hatte ihre Mutter sie genannt. Sie waren verheiratet, und wenn man um den einen gebeten wurde, dann musste man den anderen auch reichen, damit sie nicht getrennt wurden. »Brücken bauen. So nennen die Leute das.« Sie betonte »Brücken«.
    Lukes Zeitung raschelte, als er eine Seite umblätterte.
    »Weißt du, was Tiffany gestern erzählt hat? Sie sagte, Tom hätte geträumt, er habe die Brooklyn Bridge gekauft. Ist das nicht lustig? Von der Brooklyn Bridge, wie in diesem Spruch: ›Wenn du das glaubst, dann kann ich dir auch die Brooklyn Bridge verkaufen.‹«
    »Mmm-hmm.«
    Peggys Begeisterung ebbte ab. In Lukes Antwort war nicht ein Hauch von Wiedererkennen. Da war auch nicht ein Hauch von seiner gestrigen Offenheit. Als wenn ihr Durchbruch nie passiert wäre. Sie fragte: »Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Wieso?«, sagte Luke hinter der Zeitung.
    »Du wirkst so still.«
    »Ich bin still.« Eine Pause. »Ich bin kein Morgenmensch.«
    »Ich auch nicht. Ich schätze, das hast du schon gemerkt.« Bevor sie es verhindern konnte, stieß Peggy ein piepsiges, scheues Kichern aus. Er war komisch, dieser einseitige Dialog. Hilf mir, Luke, dachte sie. Gib mir irgendetwas, wo ich ansetzen kann.
    Miss Abigail kam herein. Sie trug ihre Ausgehsachen und ihren Mantel.
    »Guten Morgen!«, flötete Peggy zum zweiten Mal innerhalb von drei Minuten. »Geht es Ihnen gut?«
    Die alte Frau starrte auf die Ablage neben der Spüle. »Junger Mann, wo hast du meinen Teebeutel hingetan?«
    »Das war ich«, erklärte Peggy. »Ich habe ihn weggeworfen.«
    »Aber der hätte doch noch für zwei oder drei Tassen gereicht.« Miss Abigail sah deutlich verwirrt aus, dann strahlte sie wieder. »Es wird Zeit für den Gottesdienst, Liebes; du holst am besten deinen Mantel.«
    Während des Gottesdienstes saß Peggy schweigend neben Miss Abigail und versuchte aufzupassen, aber ihre Gedanken wanderten zu Tiffanys Aufzählung der Dinge, die Peggy von den Leuten in Connecticut unterschieden. Mit ihren Perlen und ihren flachen Schuhen schienen die Frauen hier in den Bänken, egal wie alt sie waren, aus einer anderen Zeit zu kommen. Die modisch gekleideten New Yorker hätten sie lächerlich konservativ gefunden - sogar schäbig -, aber Penny fand, dass sie in diesem sauberen, einfachen Gemeindehaus genau richtig wirkten. Und Tiffany hatte auch damit recht gehabt: Niemand außer ihr trug schwarz. Peggy kam sich vor, als hätte sie die ganze Nacht durchgefeiert und dasselbe Outfit in die Kirche angezogen.
    Die Yankees, die Köpfe unisono gebeugt, fingen an, das Vaterunser zu beten. Was würden diese Leute denken, wenn sie wüssten, dass Peggy nur so tat als ob? Sie schickte stattdessen ihr eigenes stilles Gebet zum Himmel. Bitte sorg dafür, dass es keinen Krieg mehr gibt. Bitte mach, dass es den kranken Menschen besser geht. Bitte sorg dafür, dass die globale Erwärmung aufhört. Bitte schenk Bex ein Baby. Es schien zu viel verlangt, selbst von Gott.
    Luke wartete am Straßenrand, um sie nach Hause zu fahren, als Peggy und Miss Abigail in den Sonnenschein traten, aber Peggy sagte ihm, dass sie lieber laufen wollte. Sie würde endlich die Innenstadt von New Nineveh erkunden, mit Miss Abigail im Haus zu Mittag essen und dann früh nach New York zu Bex zurückfahren. Sie hatte dieses Wochenende viel Glück mit den Sedgwicks gehabt und wollte es nicht überstrapazieren.
    »Innenstadt« war eine zu gewagte Beschreibung für die Handvoll Geschäfte und Kirchen von New Nineveh. Sie bildeten einen Ring um die Rasenfläche im Zentrum - ein Oval mit herbstlich gefärbten Bäumen, einer

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