Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
lassen und auch das, was sich zu einer Art Besessenheit von Luke zu entwickeln schien. Und Jeremy war nett. Und sie hatten so viel gemeinsam.
Sie waren beide ganz atemlos, als sie im vierten Stock ankamen. Peggy beglückwünschte sich innerlich dazu, zum ersten Mal in der Liebe eine rationale Entscheidung getroffen zu haben, und öffnete die Tür.
»Wie war's denn?«, rief Josh, die Augen auf den Fernseher gerichtet.
»Komm, guck mit«, fügte Bex hinzu. »Das ist Die Nacht vor der Hochzeit. Den hast du schon gesehen, oder? Katharine Hepburn muss zwischen drei Männern wählen ...« Sie drehte sich um. »Oh! Hi!« Sie stieß Josh mit dem Ellbogen an, der endlich den Blick vom Fernseher löste. Die beiden standen auf und gaben Jeremy die Hand. Peggy hatte das Gefühl, von ihren Eltern erwischt worden zu sein.
Sie führte Jeremy zurück in den Flur.
»Sonst sind sie nie so spät noch wach. Normalerweise schlafen sie nicht mal hier.« Peggy kam sich dumm vor. »Aber Bex hat heute eine tolle Nachricht erhalten und ...«
Der blinkende Apparat an Jeremys Gürtel stieß ein schrilles Piepen aus. Peggy hielt den Atem an und spürte einen unkontrollierten Kicheranfall in sich aufsteigen.
»Ich habe eine Idee.« Jeremy kontrollierte abwesend seinen Apparat. »Wenn wir es tun, dann fangen wir es richtig an. Lass uns übers Wochenende wegfahren. Kommenden Samstag.«
»Aber dieses Wochenende ist Thanksgiving«, meinte Peggy und räusperte sich, um das letzte Kichern zu verscheuchen.
Jeremy berührte ihren Arm. »Dann das Wochenende danach. Ich habe von dieser großartigen Pension gelesen, total abgelegen. Lass uns dahinfahren.«
Es war der Heilige Gral der Verabredungen: Ein Mann wollte sie in ein romantisches Wochenende entführen. In all ihren Jahren mit Brock hatten seine Arbeitszeiten ihnen vielleicht zwei gemeinsame Wochenendausflüge erlaubt. Und es würde ein Wochenende weg von Luke sein.
»Gut, einverstanden.« Sie lächelte Jeremy an. Und lächelte weiter, ob aus echter Freude oder aus Gewohnheit, konnte sie nicht sagen, während er sie zum Abschied küsste und sie in einer Wolke seines Zedern-Limonen-Aftershaves zurückließ.
Am Montag kamen viele Kunden in den Laden, doch nur wenige kauften etwas, und es kam ein neuer Blumenstrauß von Brock - gesprenkelte Orchideen, die Peggy deprimierten. Auf der Karte lud er sie zum Essen am Samstag nach Thanksgiving ein. Sie war froh, dass bei Brock nur die Mailbox ranging, als sie ihn anrief und ihm mit knappen Worten mitteilte, dass sie ihn am übernächsten Samstag nicht treffen konnte, weil sie dann nicht in der Stadt sein würde. Peggy wünschte schon jetzt, sie hätte den Wochenendausflug nicht zugesagt. Sie war nicht mit dem Herzen dabei, und jetzt, allein im Laden, verstand sie auch warum. Jedes Mal, wenn sie an die zwei Tage dachte, dann sah sie nicht Jeremy, sondern Luke - Luke, der romantisch mit ihr essen ging, der sie vor dem Kaminfeuer küsste, der sie zum Bett führte und sie langsam und sinnlich auszog, als würde er ein Geschenk auspacken ...
»Ich nehme an, Sie nehmen das zurück.«
Peggy hatte die Kundin nicht hereinkommen hören. Die Frau war vielleicht zehn Jahre älter als Peggy und trug eine Handtasche, in der ein hechelndes Hündchen saß. Sie streckte ihr eine zur Hälfte benutzte blaue Seife entgegen, und Peggy registrierte unwillkürlich, dass sie keinen Ehering am Finger trug.
»Die Seife hatte ein kräftiges Kobaltblau, als sie noch dicker war. Wie Sie sehen können, ist sie jetzt nur noch Azurblau, und das passt nicht zu meinem Badezimmer. Ich habe gestern Abend eine Dinnerparty gegeben, und es war mir sehr peinlich, als ich Minuten vor der Ankunft der Gäste bemerkte, dass meine Seife nicht mehr passte.«
Peggy gab der Frau mit grimmiger Miene ihr Geld zurück. Das bin ich in zehn Jahren, dachte sie. Ein Single mit einem Handtaschen-Hündchen und einer Seifen-Manie. Ihr fiel ein, dass sie es in zehn Jahren vielleicht leid sein könnte, Kosmetik- und Badeprodukte an hochnäsige New Yorker zu verkaufen.
Und sie musste auch mit dieser Schwärmerei für Luke aufhören. Von jetzt an würde sie höflich zu ihm sein, mehr nicht.
Sie beschloss, Jeremy besser eine Chance zu geben.
Sein Schreibtisch war außer Kontrolle geraten. Er war übersät mit Papieren, auf denen einzelne Gedichtzeilen von Wochen standen. Am Mittwoch wühlte sich Luke durch geöffnete Briefumschläge, Rechnungsquittungen, Kassenzettel von Seymour's
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