Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
hatte sie eben seinen Schönheitsschlaf gestört. Warum konnte er das nicht endlich vergessen?
»Nichts Wichtiges«, erwiderte Luke.
Das grüne Auto drehte an der Ampel um und fuhr langsam auf ihrer Seite die Main Street hinauf. »Nun gut.« Peggy ging zu ihrem Auto. »Ich sehe dich dann am Mittwochabend. Ich bleibe zum Thanksgiving-Essen, aber ich muss direkt danach zurück in die Stadt.« Sie wollte ihm gerade erklären, dass sie Bex am Tag nach Thanksgiving - in der Einzelhandelswelt auch bekannt als »Schwarzer Freitag«, der umsatzstärkste Tag des ganzen Jahres - im Laden nicht allein lassen konnte, doch dann sah sie, dass Luke ihr nicht mehr zuhörte. Der Käfer war in die Einfahrt von Sedgwick House eingebogen.
Peggy sah ebenfalls hin. Erwarteten Luke und Miss Abigail einen Besucher?
Die Fahrerin stieg jedoch nicht aus dem Wagen. Sie beugte sich aus dem Fenster, eine Frau mit langen roten Haaren, die eine Zigarette rauchte. Peggy wusste sofort, wer sie war.
»Hallo.« Die Rothaarige ignorierte Peggy völlig und wandte ihr Gesicht nur Luke zu. »Ich hoffe, du konntest gestern Abend noch schlafen.« Sie schenkte Luke ein verführerisches Lächeln, zog den Kopf wieder ins Innere des Wagens und fuhr davon.
Auf dem Weg zurück in die Stadt klammerte sich Peggy am Lenkrad fest und trat aggressiv aufs Gaspedal, aber nichts konnte den Anblick dieser Frau aus ihrem Kopf löschen. Es war eine Sache, dass Luke eine Freundin hatte, und eine völlig andere, sie Peggy direkt unter die Nase zu reiben. Es war demütigend. Es spielte keine Rolle, dass ihre Ehe nicht echt war; sie hatte dennoch einen Ehemann, der sie betrog. Willkommen in WASPville.
»Total daneben«, stimmte Bex zu, als Peggy nach Hause kam. »Zumindest behältst du deine außerehelichen Affären für dich.«
Peggy tröstete das nicht. Wie befreiend es wäre, die Vereinbarung mit Luke zu beenden, ihren Eltern zu sagen, dass die Einladung zu Weihnachten ein großer Irrtum gewesen war, und sich nicht länger damit quälen zu müssen, ob Luke nun mit diesem Flittchen zusammen war oder nicht.
»Wie lief's im Laden?«, fragte Peggy und sah ihren Schrank durch. Sie wollte sich in einer Stunde mit Jeremy treffen.
»Nicht gut. Am Nachmittag waren vielleicht drei Kunden da. Ich habe Padma früher nach Hause geschickt.«
So viel zur Auflösung ihrer vorgetäuschten Ehe. »Die Leute bleiben vermutlich einfach zu Hause, weil es so kalt ist«, meinte Peggy bedrückt.
»Ich habe noch zwei andere Nachrichten. Bereit? Rate, welche Konkurrenz-Ladenkette das Geschäft gegenüber übernehmen wird? Bath.«
Bath war eine Drogeriekette mit Sitz in Ohio. Peggy hatte das Gefühl, als hätte man sie mit einem Kantholz geschlagen.
»Sie könnten es genauso gut ›Wir-treiben-ACME-in-den-Ruin-Laden‹ nennen«, fuhr Bex fort.
»Blut-Bath«, schlug Peggy vor und lachte, obwohl es nicht komisch war. Sie konnte sich nicht vorstellen, was die zweite Nachricht war. Wie viel schlimmer konnte es werden? »Und was ist noch passiert?«, fragte sie.
Bex' Lächeln ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen.
»Ich bin schwanger«, sagte sie.
»Du riechst wunderbar.« Jeremys gehauchte Worte klangen erregend in ihrem Ohr. »Was trägst du?«
»Nichts.« Peggy hantierte mit den Schlüsseln herum und schloss die Haustür auf, dann stolperten sie beide, an den Lippen verbunden, in die hell erleuchtete Empfangshalle mit ihren institutionellen weißen Wänden und den farblich passenden Treppen. »Ich meine« - sie hatte das Gefühl, es erklären zu müssen - »ich trage kein Parfüm. Offensichtlich trage ich nicht nichts, denn ich habe ja was an.« Peggy, halt den Mund. »Wie hat dir der Film gefallen?«
»Er war okay.« Jeremy küsste sie auf den Hals.
Sie fällte eine spontane Entscheidung. »Würdest du gerne mit raufkommen?«
»O Gott, ja«, sagte er. Sie führte ihn die Treppe hinauf und hoffte dabei, dass sich ihr Slip nicht unter ihrem Rock abmalte, dass ihr Rock sie von hinten nicht zu breit aussehen ließ, dass ihn der Anblick nicht aus der Stimmung brachte. Er sollte sich besser sicher sein, dass er das, was jetzt passieren würde, auch wirklich wollte, denn sie war sich gar nicht sicher. Doch - sie war sich sicher. Sie hatte nicht mehr so lange ohne Sex auskommen müssen seit der Zeit vor Brock, und da war sie Mitte zwanzig gewesen. Sie fühlte sich, als wäre sie dabei, zum zweiten Mal ihre Unschuld zu verlieren. Es würde ihr guttun. Sie konnte Brock hinter sich
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