Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Haushaltswarenladen, abgerissene Ecken von gelben Notizblöcken. Seine Augen leuchteten, als er den Flyer entdeckte, den er irgendwann höflich von einem der Demonstranten auf der Gemeindewiese entgegengenommen hatte - war es das? -, und er drehte ihn um und las:
Herbstblätter, schwer, schmierigfeucht und durchnässt,
die der Wind auf meinen Weg geweht irgendwann,
könnten glänzen schon im nächsten Augenblick. Ich glaube fest,
dass auch mein Geschick sich plötzlich ändern kann,
dass besänftigt ist, was das Wüten des Schicksals gelenkt,
ohne Warnung, und es endlich Erfolg mir schenkt!
Wut auf sich selbst brannte wie Magensäure in seiner Kehle. Die Redundanz von »schmierigfeucht« und »durchnässt« störte ihn; das Ende der fünften Zeile, die ihm eigentlich gefallen hatte, klang abgedroschen - eine kitschige Kartengruß-Empfindung, die er vor zwei Wochen in einem Anfall von lächerlichem Optimismus geschrieben hatte. Er steckte den Flyer mit der Gedichtseite nach unten in seinen Papierkorb und durchsuchte weiter seinen Schreibtisch, stieß auf ein Foto, das Nicki in ihrer Wohnung zeigte und das sie ihm im Frühling gegeben hatte. An dem Tag hatten sie sich gestritten; Luke konnte sich nicht erinnern worüber. Er betrachtete Nickis attraktives, ausdrucksstarkes Gesicht und testete sich selbst. Doch er fühlte sich nicht mehr zu ihr hingezogen. Er legte das Foto in eine Schublade und fuhr mit den Ausgrabungen fort, bis er das Bruchstück fand, das er gesucht hatte:
Ein Aphrodisiakum, das verfliegt,
flüchtig wie Reichtum, wie Beständigkeit -
ein Schimmern nur, als wäre die Liebe ein Geist.
Wie er gehofft hatte, gefiel ihm das immer noch. Er fügte eine vierte Zeile hinzu:
Doch mein Gefühl für dich brodelt und versengt
Und er las die Worte wieder und wieder, bis sie ineinanderflossen. Er hatte die ersten drei Zeilen an dem Tag geschrieben, an dem Peggy zum ersten Mal im Haus gewesen war. Ihr Auftauchen in seinem Leben fiel mit der produktivsten Schreibphase zusammen, die er seit Jahren gehabt hatte. Das passte. Vielleicht war sie seine Muse, und da sagte sie einem anderen Mann mitten in der Nacht am Telefon »Ich liebe dich«.
Luke fragte sich, ob er dieses Gedicht an Peggy schrieb.
Für den Rest des Nachmittags ging er im Ballsaal auf und ab und konnte sich nicht konzentrieren. Er war froh, dass heute Pokerabend war. Als er zurückkam und Peggys Mietwagen in der Einfahrt stehen sah, wusste er, dass sie schon lange schlafen gegangen war.
Er blieb am Thanksgiving-Morgen so lange oben, wie er konnte, und als er herunterkam, waren Peggy und seine Großtante mit den Essensvorbereitungen beschäftigt.
»Soll noch irgendetwas anderes in die Füllung außer Sellerie?« Peggy, die eine von Abbys alten Schürzen trug, schüttete eine Tüte Füllungsmischung in eine Schüssel. »Ich gebe immer gerne Wasserkastanien und Mandarinen dazu. Das schmeckt wirklich gut.«
Abby, die so perplex aussah, wie der Anstand es zuließ, stellte ein ungeöffnetes Glas Cranberry-Soße auf einen Glasteller. »Sellerie reicht, Liebes. So haben wir es schon immer gemacht.«
Luke erwischte sich dabei, wie er Peggy beobachtete - in der Küche, während sie angebratene Zwiebeln auf dem Grüne-Bohnen-Auflauf verteilte; beim Essen, wo sie wenig sagte und noch weniger aß; während sie zusammen das Geschirr abwuschen und Abby davon sprach, wie sehr sie sich auf den Besuch von Peggys Eltern an Weihnachten freue. Luke hatte angenommen, dass es eine Möglichkeit geben würde, mit Peggy allein zu sprechen und ihr zu sagen, wie leid ihm sein Verhalten vom Sonntag täte. Aber sie wich seinem Blick aus. Und wenn sie ihn angesehen hätte und er in der Lage gewesen wäre, ihr zu gestehen, dass er einfach nur eifersüchtig gewesen war - was dann? Sie war mit einem anderen Mann zusammen, der offensichtlich nicht verschwand.
Peggy fuhr in die Stadt zurück, sobald die Küche sauber und Abby zu Bett gegangen war, und kehrte zwei Tage danach am späten Samstagabend zurück. Luke war oben in seinem Arbeitszimmer und wartete darauf, den Wagen auf dem Kies draußen zu hören; als sie in die Einfahrt einbog, schien sein Herz stehen zu bleiben und dann mit doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Er rannte die Treppe hinunter, um sie zu begrüßen.
Sie hob ihre Tasche aus dem Auto.
»Lass mich das machen«, sagte er.
»Es geht schon. Danke. Du kannst wieder reingehen.«
»Es ist dunkel. Ich begleite dich zur
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