Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Brock im Inn bleiben, aber Peggy bestand darauf, nach Hause zu fahren. Sie konnte sich an die Rückfahrt kaum erinnern oder daran, worüber sie mit Brock gesprochen hatte und ob sie überhaupt viel gesagt hatten. Ihr benommener Verstand ging immer wieder hastig die lange Liste mit Dingen durch, die sie in Verlegenheit brachten: Wie sie sich angemessen bei Jeremy entschuldigen könnte. Ob er diese Entschuldigung lieber persönlich, am Telefon oder per Mail oder SMS entgegennehmen würde. Wie sie Bex die Neuigkeit beibringen sollte. Wie sie Luke von Brock erzählen sollte; ob sie Luke von Brock erzählen sollte. Wie sie Brock von Luke erzählen sollte. Und wie sie das mit dem Hochzeitstermin organisieren sollte, den Brock unbedingt schon festlegen wollte.
»Ende Januar.« Er hielt vor ihrem Haus und kaute auf den restlichen Pommes frites aus einer besonders großen Tüte von einem Drive-Through direkt hinter der Grenze zwischen Connecticut und New York. »Nach den Playoffs, vor dem Super Bowl.«
Bereits jetzt türmten sich die logistischen Probleme meterhoch. »Du meinst, in acht Wochen?«
»Ja, warum nicht? Wenn wir bis danach warten, dann ist schon Februar, und ich muss diese Surf-Dokumentation drehen, und wenn ich zurück bin, ist Sommer und Baseball-Saison, und dann ist August und Football, und wenn das vorbei ist, dann haben wir schon nächstes Jahr Januar. Wer will denn so lange verlobt sein?« Er bot ihr ein paar Pommes-Reste an.
Peggy schüttelte den Kopf. Wer wollte schon so lange verlobt sein? Sie wollte es, damit sie erst noch ihre Ehe annullieren lassen konnte. Das war der ideale Zeitpunkt, um Brock von Luke zu erzählen. Aber das würde den Moment ruinieren, oder nicht? »Lass uns noch keinen Termin festlegen - mmpf«, antwortete sie, als er sie küsste, vertraut und salzig, bis ein Taxi hinter ihnen hupte und Peggy sich von ihm löste.
Er zog sie wieder an sich. »Pack einen Koffer und komm mit in unsere Wohnung.«
»Ein andermal.« Sie umarmte ihn kurz. »Ich sollte es zuerst Bex erzählen.«
Aber nicht heute. Auf der Treppe steckte sie Brocks Diamantring in ihre Handtasche. Innerhalb von zwei Monaten war sie von einer Frau ohne Ring zu einer Frau mit einem Ring zu viel geworden.
17
Weihnachten
Peggy hatte sich verändert. Sie war nicht beleidigt oder feindselig, nur distanziert. Es machte Luke wahnsinnig. Wie sollte er sie für sich gewinnen, wenn sie kaum zwei Sätze mit ihm wechselte? Er versuchte, sich zu erkundigen, wie es ihr ginge, wie es im Laden laufe. »Danke, gut«, antwortete sie, egal, wie die Frage lautete. Er hatte nur aus ihr herausbekommen können, dass Bex tatsächlich schwanger war. Er hatte Peggy gebeten, ihr von ihm zu gratulieren. »Okay, ja, mach ich«, hatte sie abwesend geantwortet.
Er fing an, sie zu reizen, bat sie um ihre Meinung und behauptete dann genau das Gegenteil. Als Abigail sich erkundigte, welche Beilage sie gerne zum Essen haben wollten, wartete Luke, bis Peggy Erbsen sagte, und sagte dann Möhren, aber sie stritt sich nicht mit ihm. Am Samstagnachmittag, als sie auf dem Weg von Seymour's an den Demonstranten vorbeikamen, fragte er sie, auf wessen Seite sie stehe.
»Auf der der Demonstranten. Ich finde, dass die Erschließung den Charakter der Stadt verändert.«
»Wenn du hier leben würdest und fünfundvierzig Minuten zur nächsten Kosmetikstube fahren müsstest, würdest du das vielleicht anders sehen.« Das war kindisch, das wusste er.
Sie lachte nur. »Kosmetik-Salon, Luke.«
Er schlug alle langwierigen, aufwändigen Reparaturarbeiten vor, die ihm einfielen. Sie dichteten die Badewannen neu ab und legten blaue Abdeckplane über das undichte Dach und um den nordwestlichen Kamin; er hatte kein Geld, um das Dach vernünftig reparieren zu lassen. Sie verbrachten Stunden damit, über den Boden jedes einzelnen der einundzwanzig Zimmer des Hauses zu rutschen und ihn nach knarrenden Dielen abzusuchen, um dann in gebückter Haltung einen Nagel in das lose Brett zu schlagen. Die Arbeit war monoton und stumpfsinnig; sich dabei zu unterhalten, hätte die Zeit schneller vergehen lassen. Trotzdem sprach Peggy kaum. In Gedanken, das konnte er sehen, war sie woanders.
Nicki rief immer mal wieder an, eine Handy-Sirene, die ihn zurück auf die Klippen locken wollte. Wenn er überhaupt ans Telefon ging, hielt er die Gespräche unverbindlich. Meistens ignorierte er das Klingeln. Spät an einem Werktag, als er besonders einsam war, fuhr er den halben Weg zu
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