Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
dass sie Angst hatte, den nächsten Schritt in ihrem Leben zu gehen? Würde Orsolya, ihre ungarische Kosmetikerin, diese gänzlich unerwiderte Fixierung auf Luke als Beweis dafür sehen, dass Peggy sich immer in die falschen Männer verliebte? Oder flüchtete sich Peggy nur in Fantasien, um ihrem viel drängenderen Problem auszuweichen: dass Jeremy nicht der Richtige für sie war?
Denn das war er nicht. Jeremy war nett, behandelte sie gut, wollte mit ihr zusammen sein - und sie fühlte sich kein winziges bisschen zu ihm hingezogen. Sie sah sich nach einer Bank um, weil sie sich verzweifelt danach sehnte, ihre vom Fitnessstudio müden Beine auszuruhen. Die Erkenntnis schien unerträglich. Wenn sie für diesen Mann nichts empfinden konnte, der genau das war, was sie vermeintlich immer gewollt hatte, dann gab es auf dieser Welt keinen Mann für sie. Sie würde bis in alle Ewigkeit allein bleiben, während alle anderen um sie herum - Bex und Josh, ihre Freunde vom College, Tiffany und Tom, Liddy und Kyle, Luke und die Rothaarige - alle anderen Menschen sich zu Paaren zusammenfanden. Selbst Miss Abigail hatte, auch wenn ihre Geschichte tragisch war, die wahre Liebe kennengelernt. Peggy hatte niemanden, nicht einmal eine Erinnerung.
Weil keiner in der Nähe war, nahm sie die Sonnenbrille ab und verbarg das Gesicht in ihren Händen, während Tränen über ihre Wangen liefen.
»Peggy!«
Der Klang ihres eigenen Namens kam näher und wurde lauter, eine Störung des friedlichen Gartens, begleitet vom rhythmischen Knirschen schneller Schritte auf den Kieswegen. Sie konnte gerade noch ihre Tränen trocknen, bevor Jeremy durch eine Öffnung in der Hecke kam. Sie wollte nicht, dass er sah, dass sie geweint hatte.
Es war nicht Jeremy.
»Peggy!« Der Mann, der sie gesucht hatte, keuchte, ganz außer Atem. »Ich muss mit dir reden!«
16
Der Anblick von Brock Clovis im Colonial Inn in Litchfield County, Connecticut, war so exotisch, das Peggy ihn mehrere Sekunden lang nur anstarren konnte. Ja, es war tatsächlich Brock, das Gesicht schweißnass, mit einem riesigen Rosenstrauß in seiner genauso riesigen Hand.
»Ich habe überall nach dir gesucht. Ich habe im Laden angerufen, und sie sagten, dass du in dieses Hotel gefahren bist, also bin ich hergefahren und ...« Er beugte sich nach vorn und versuchte, zu Atem zu kommen. Wie komisch, dass jemand, der so fit wirkte wie Brock, nach ein bisschen Rennen durch einen Irrgarten so erschöpft sein konnte. Peggy öffnete den Mund und hätte ihm fast geraten, im Fitnessstudio mehr Zeit ins Ausdauer- statt ins Muskeltraining zu investieren.
Brock atmete jetzt wieder normal. »Ich möchte ein paar Dinge klarstellen.«
»Warum arbeitest du nicht?« Es kam Peggy erst jetzt in den Sinn, sich zu wundern, warum er hier war.
»Ich habe mir einen Tag frei genommen. Ich habe dich nicht genug zu schätzen gewusst, als ich dich hatte, und jetzt ist mir klar geworden: großer Fehler. Du bist eine tolle Frau, Pegs. Es gibt nicht viele Frauen, die so toll sind wie du. Ich hätte das, was wir hatten, nicht einfach aufs Spiel setzen sollen.«
»Danke. Das ist schön.« Was, wenn Ernestine Riga sie sah und ihren Parka wiedererkannte? Was, wenn Jeremy zufällig aus dem Fenster blickte und sie entdeckte? Jeremy war vielleicht nicht der Richtige für sie, aber sie wollte seine Gefühle nicht mehr verletzen als nötig.
»Ich habe dir was mitgebracht.«
Peggys Blick fiel direkt auf die Rosen, die Brock in der Hand hielt. Die Worte stolperten aus ihrem Mund. »Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, und es war nett von dir, den ganzen Weg hierherzufahren und dir so viel Mühe mit deiner Entschuldigung zu machen, aber ich bin hier nicht allein, und du verstehst sicher, dass es sehr unhöflich wäre, wenn ich mit Blumen in der Hand zurück ins Zimmer gehen würde ...«
Brock hörte ihr nicht zu.
Stattdessen holte er ein kleines Kästchen heraus - ein kleines blaues Kästchen -, kniete auf dem Kiesweg vor ihr nieder, überraschend elegant für einen so großen Mann, und balancierte vorsichtig, wie der Zirkuselefant, den sie das mal als Kind auf seinem breiten, runden Bein hatte tun sehen.
Wie in Trance nahm sie das Kästchen und versuchte mit Fingern, die ihr plötzlich zweimal so dick vorkamen wie sonst, die Schleife darum zu lösen - auf der Fifth Avenue fand es eine der Verkäuferinnen bestimmt sehr lustig, besonders feste Schleifen zu binden. Sie zog ein noch kleineres Samtkästchen heraus,
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