Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
und einem raumhohen Weihnachtsbaum geschmückt war, der den Raum mit frischem Kiefernduft erfüllte, und Jeremy eincheckte, stellte Peggy fest, dass es ihr besser ging. Sie würde damit fertig werden. Was blieb ihr auch übrig - sollte sie zusammenbrechen? Außerdem war dieses Inn ein wunderschönes altes Haus - liebevoll restauriert mit farblich aufeinander abgestimmten Räumen, genauso wie es das Sedgwick House sein sollte. Kein Wunder, dass Luke es für ihre angebliche ...
Ernestine Riga durchquerte die Lobby. Sie hielt inne, sah Peggy und starrte sie an.
Peggy rannte um die Ecke in eine holzvertäfelte Leseecke. Vielleicht hatte Ernestine sie nicht wirklich erkannt. Vielleicht hatte sie nach jemand anderem Ausschau gehalten. Keine Chance: Ernestine kam in ihrem pastellfarbenen Trainingsanzug um die Ecke. »Peggy, was für eine Überraschung. Was machen Sie denn hier? Essen Sie hier mit Luke?«
Peggys Herz klopfte wild. Jeremy konnte jeden Moment auftauchen, und dann würde sie auffliegen. Sie konnte das nicht zulassen, nicht nach so langer Zeit. »Er parkt den Wagen.« Peggy fing an zu schwitzen. Wollte Ernestine hier auch essen?
»Ist es nicht romantisch hier?« Ernestine schenkte ihr ein süßliches Lächeln. »Meine Schwiegertochter hat mir einen Gutschein für eine Massage geschenkt. Und ich muss jetzt auch sofort in den Wellness-Bereich. Bis dann!« Sie tätschelte Peggy den Arm und lief mit laut aneinanderreibenden Nylonhosenbeinen aus der Leseecke. Peggy war mehr als dankbar für diesen Glücksfall.
Jeremy kam mit seinem Cyborg-Ohr um die Ecke.
»Ich habe eingecheckt. Möchtest du dich kurz umsehen? Wir könnten ein bisschen durch den Garten gehen.« Er gab Peggy eine Broschüre.
»Lass uns nach oben gehen«, sagte sie.
Peggy zog die Kapuze ihrer Jacke tiefer ins Gesicht. Zum ersten Mal war sie tatsächlich auf kaltes Landwetter vorbereitet, und diesmal wäre es gar nicht nötig gewesen. Der Tag war beinahe sommerlich warm - die anderen Hotelgäste gingen in Shirts und leichten Pullovern durch den Garten. Die warme Jacke diente nur der Tarnung, für den Fall, dass Ernestine sich noch hier herumtrieb. Die Alternative wäre gewesen, oben mit Jeremy in einem Zimmer mit einem riesigen Daunen-Himmelbett zu sitzen, das so einladend wirkte, dass Peggy es nicht ansehen konnte. Es wurde von ihr erwartet, dass sie dieses Bett in ein paar Stunden benutzte, und sie war noch nicht bereit. Während Jeremy auspackte, beschloss sie, einen Spaziergang zu machen, um den Kopf frei zu kriegen, und versprach, in einer halben Stunde zurück zu sein. »Kein Problem«, hatte er gesagt und den Computer eingestöpselt.
In der Broschüre war der Irrgarten in sommerlicher Pracht abgebildet, mit rund angelegten, makellos getrimmten Buchsbäumen und gepflegten Kieswegen. Jetzt jedoch befanden sich die meisten Pflanzen im Winterschlaf, und die Hecken sahen trostlos und zerrupft aus. Als sie draußen in sicherer Entfernung vom Haus war, holte Peggy ihr Handy aus ihrer Tasche und rief im Sedgwick House an. Der Klang von Lukes Stimme, als er sich meldete, war wie eine Befreiung.
»Wie geht es dir?«, fragte sie. Vermisst du mich, wenigstens ein bisschen?
»Das Dichtungsblech am nordwestlichen Kamin ist undicht«, sagte er. »Es muss erneuert werden, und der Mörtel auch.«
»Vielleicht können wir das nächstes Wochenende machen.« Peggy hatte keine Ahnung, was ein Dichtungsblech war.
Er lachte kurz. »Das muss ein Profi machen.«
Sie wartete, aber mehr sagte er dazu nicht. Über ihr bildeten ziehende Wildgänse ein sich bewegendes V am Himmel.
»Falls jemand fragt«, sagte Peggy schließlich, »wir beide haben heute Mittag im Colonial Inn gegessen.«
»Wer sollte das fragen?«
»Es könnte sein, dass es jemand tut.«
»Wo bist du?«
»Denk bitte einfach dran, okay?«
Sie legte auf, ging ein Stück durch den Irrgarten und überlegte, ob Luke je mit der Rothaarigen hier gewesen war und mit ihr in einem der riesigen Betten da oben geschlafen hatte. Hinter Peggys Sonnenbrille traten Tränen in ihre Augen. Wütend auf sich selbst wischte sie sie weg. Sie musste aufhören, in Luke irgendetwas anderes zu sehen als einen Ehemann auf Zeit. Er war nicht ihr Mann. Sein Herz gehörte einer anderen. Wenn ihr gemeinsames Jahr um war, würde sie ihn nie wiedersehen.
Sie ging tiefer in den Irrgarten hinein und versuchte sich an jeden Ratschlag zu erinnern, den sie jemals erhalten hatte. Würde Jonah, ihr Akupunkteur, feststellen,
Weitere Kostenlose Bücher