Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
brauche was zu trinken“, murmelte Rafe und meinte damit nicht die Flasche Wasser, die Harvey ihm gebracht hatte.
Rita lächelte. „Sie ist eine zauberhafte junge Frau, aber das weißt du ja bereits. Darf ich?“
Sie griff nach seiner Hand und beugte sich darüber. Er ließ es geschehen. Ihre Finger waren lang und kühl. Ganz sanft berührte sie seine Haut, fuhr die Linien in der Handinnenfläche nach, bevor sie über die Daumenwurzel rieb.
„Werde ich eine geheimnisvolle Fremde kennenlernen, die mein Leben für immer verändert?“, fragte er.
„Nein, nichts so Einfaches. Du bist ein komplizierter Mann.“ Sie tippte auf eine Linie. „Sehr liebevoll, obwohl du versuchst, diesen Teil deines Charakters zu verbergen. Du kümmerst dich um die Leute in deinem Leben.“
Das war das zweite Mal an diesem Tag, dass eine Frau, die er kaum kannte, über ihn sprach, als hätte sie exklusiv E-Mails aus dem Himmel über ihn erhalten. Schnell zog er die Hand zurück.
„Es war nett, Sie kennenzulernen“, sagte er bestimmt und nahm den nächsten Ballon zur Hand.
„Sie entlassen mich.“ Sie schien eher amüsiert als verletzt. „Na gut. Ich verstehe den Wink. Aber eins noch: Um das zu bekommen, was du dir von Herzen wünschst, musst du bereit sein, etwas zu riskieren. Verletzlich zu sein.“
Ungewollt erinnerte er sich an das, was Nina am Vormittag gesagt hatte. Darüber, nackt vor der Welt zu stehen. Hatten die Frauen hier aus der Gegend sich getroffen und beschlossen, den heutigen Tag zu nutzen, um ihn zu quälen?
„Das ist es wert“, versicherte sie ihm.
„Gut zu wissen.“
Sie lächelte und ging.
Er schaute ihr noch ein paar Sekunden nach, dann griff er nach dem nächsten Ballon. Ungefähr eine Stunde später war er beinahe fertig, da kam Charlie zu ihm. Sie trug die Uniform der Feuerwehr von Fool‘s Gold, sodass er eine Sekunde brauchte, um sie einordnen zu können.
„Charlie.“
„Genau die. Ich bin hier, um …“
Abwehrend hob er beide Hände und trat einen Schritt zurück. „Ich werde weder über meine Vergangenheit noch darüber, mit wem ich ausgehe, noch über Heidi reden. Du darfst mir nicht aus der Hand lesen, mich nach meiner Mutter fragen oder irgendeinen Aspekt meines Lebens diskutieren - weder jetzt noch in Zukunft.“
Fragend schaute Charlie ihn an. „Alles okay bei dir?“
„Nein. Geh weg.“
Es zuckte um ihre Mundwinkel, als unterdrücke sie ein Grinsen. „Wenn du darauf bestehst. Aber irgendwann muss ich deinen Stand überprüfen. Brandschutzbestimmung, du verstehst?“
„Aber nicht jetzt. Geh. Hör auf, über mich zu sprechen. Tu so, als wären wir uns nie begegnet.“
Charlie lachte leise. „Jetzt kann ich ganz ehrlich sagen, ich habe keine Ahnung, was Heidi in dir sieht.“
„Du wolltest gerade gehen.“
Immer noch lachend schlenderte sie davon.
Die Sechsergruppe bestand zu gleichen Teilen aus Archäologen und Reportern. Heidi berührte die hintere Tasche ihrer Jeans, in der die Notizen steckten, die Annabelle ihr gegeben hatte. Hoffentlich erinnerte sie sich an alle wichtigen Punkte. In der Öffentlichkeit zu sprechen, und sei es auch nur vor einer so kleinen Gruppe wie dieser, gehörte nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Natürlich konnte sie sich nur selbst die Schuld daran geben, jetzt in dieser Situation zu stecken; auch daran sollte sie sich hin und wieder erinnern.
Vor der Führung war sie in die Höhle gegangen und hatte Laternen aufgestellt. Zusätzlich hatten alle eine Taschenlampe bekommen. Als sie nun in die Dunkelheit gingen, wurde das Licht von den finstersten Ecken geschluckt. Mit jedem Schritt fiel die Temperatur spürbar.
„Der vordere Bereich der Höhle wird schon seit Jahrzehnten genutzt“, erklärte sie. „Vielleicht sogar schon seit Jahrhunderten. Als ich die Ranch letztes Jahr gekauft habe, wusste ich sofort, dass die Höhlen perfekt wären, um meinen Käse darin reifen zu lassen. Hier herrscht stets eine gleichmäßige Temperatur. Je weiter man hineingeht, desto kühler wird es. Die tiefste Temperatur liegt bei fünfzehn Grad.“
„Haben Sie auch Gold gefunden?“, wollte eine Reporterin wissen.
„Nein. Ich weiß, in den Bergen hat es einen großen Fund gegeben. Ich schätze, das war ihr Aufbewahrungsort. Aufgrund der Malereien haben wir uns gefragt, ob diese Höhle vielleicht eine Art heiliger Ort für die Máa-zib war.“
„Aber kein Gold?“, fragte die Frau erneut.
Eine der Archäologinnen warf ihr einen finsteren Blick
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