Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Tag an waren sie ein leidenschaftliches Liebespaar gewesen. Shane hatte beteuert, dass Rachel ihm alles bedeute. Rafe hatte seinen Bruder warnen wollen, vorsichtig zu sein, doch Shane hatte ihm nicht zugehört.
Rafe sagte sich, dass Nina nur gut im Raten war. Sie war schon lange in dem Geschäft und hatte ein paar Tricks und Kniffe gelernt. Das hier war einer davon. Vielleicht hatte sie recht. Aber das bedeutete nicht, dass eine praktische, gut durchdachte Beziehung nicht funktionieren konnte.
„Es ist nichts falsch daran, sichergehen zu wollen“, erklärte er schließlich.
Sie schenkte ihm ein trauriges, wissendes Lächeln. „Du irrst dich. In der Liebe geht es nicht um Sicherheit. Es geht darum, alles zu riskieren. Der einzige Weg, wirkliche Liebe zu erleben, ist, aus vollem Herzen zu geben. Sich verletzlich zu machen. Alles zu geben, ohne zu wissen, ob es reichen wird. Liebe bedeutet, nackt vor der Welt zu stehen und zu verkünden: ‚Das bin ich‘, und dann darauf zu warten, ob man akzeptiert wird oder nicht.“
„Dann bin ich daran nicht interessiert.“
„Sie ist es wert“, versicherte Nina. „Das verspreche ich dir. Wenn du den richtigen Menschen findest, ist es unglaublich. Und ich sage absichtlich nicht: ‚Die eine‘, denn ich glaube nicht, dass es da draußen nur einen richtigen Menschen für uns gibt. Es gibt viele, und manchmal finden wir diese ganz besondere Magie noch ein zweites oder drittes Mal. Du hingegen hast sie bisher noch gar nicht erlebt.“
„Weil ich so etwas in meinem Leben nicht brauche.
„Doch, tust du. Wenigstens einmal, Rafe. Riskier dein Herz.“
Er schüttelte den Kopf. „Sind wir hier jetzt fertig?“
„Nein, aber du kannst gehen. Ich habe eine Mission. Ich will dich glücklich verheiratet sehen.“
Er unterdrückte ein Stöhnen. „Das ist das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann.“
„Okay. Ich kann warten.“
Am frühen Nachmittag war Rafe bereit, schreiend in die Berge zu laufen, die Fool‘s Gold umgaben. Er hatte es geschafft, Nina zu entkommen, nur um gleich weiter beim Aufbau des Jahrmarkts zu helfen. Nachdem die Pfeilwurfbude stand, musste er Hunderte von Ballons aufpusten. Der große schlaksige Kerl, der sich als Ham vorgestellt hatte, zeigte ihm drei leere große Kartons und sagte, sie müssten mit Ballons gefüllt werden. Dann zeigte er ihm eine Kiste mit Ballons und einen Druckluftkompressor. Rafe hatte das Gefühl, übers Ohr gehauen worden zu sein. Trotzdem machte er sich an die Arbeit, blies die Ballons auf, knotete sie zu und ließ sie in die Kartons segeln.
Der späte Vormittag ging in den frühen Nachmittag über. Die Sonne stand hoch am Himmel, der Tag wurde immer wärmer, und die Bürgersteige um ihn herum füllten sich langsam mit Menschen.
Gegen drei Uhr hatte er vom Verknoten der Ballons Krämpfe in den Fingern. Lieber würde ich jeden Tag einen zehn Meter langen Zaun bauen oder eine Herde wilder Kühe einfangen, dachte er. Das war wenigstens Arbeit, die Spaß machte. Und bei der man allein war. Denn hier hatte er nicht nur drei Kisten voller Ballons, sondern dazu noch einen steten Strom an Besuchern.
Harvey, der kürzlich vom Krebs genesen war, hatte vorbeigeschaut, um über seine fabelhafte Gesundheit und Glens Großzügigkeit zu reden, die ihm im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet hatte. Als Rafe darauf hinwies, dass das Geld seiner Mutter gehörte und Glen gelogen hatte, um es zu bekommen, wirkte Harvey nicht sonderlich beeindruckt. Vielmehr hielt er einen zehnminütigen Vortrag über den Zustand des Gesundheitswesens im Land, gab ein paar lustige Geschichten über Glen zum Besten und erzählte Rafe, dass alle ein Auge auf ihn hatten. Dann verabschiedete er sich.
Als Nächstes tauchte eine hübsche Rothaarige mittleren Alters auf. Sie trug ein langes fließendes Kleid und blieb direkt vor ihm stehen. „Du musst Rafe sein“, sagte sie. „Ich bin Madam Zoltan, aber du kannst mich Rita nennen.“ Aus grünen Augen musterte sie ihn. „Hübsch. Sehr hübsch.“
Er wusste nicht, was sie meinte, und beschloss, besser nicht nachzufragen.
„Schön, Sie kennenzulernen“, sagte er, ohne seine Arbeit mit den Ballons zu unterbrechen.
„Du bist also mit Heidi zusammen.“
Rafe ließ vor Schreck den Ballon los, den er gerade mit Luft füllte, sodass er zischend durch die Luft sauste und schließlich auf dem Bürgersteig liegen blieb. Ein kleiner Junge kam angerannt, hob den Ballon auf und lief schnell davon.
„Ich
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