Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
auf Glen zu zeigen. Heidi machten seine Worte größere Sorgen als seine theatralische Geste. Obwohl sie weder für die Vergangenheit noch für Glens Tat verantwortlich war, fühlte sie sich schrecklich schuldig, so als habe sie etwas falsch gemacht.
„Dante, hör auf damit.“ May erhob sich. „Euer Ehren, darf ich etwas dazu sagen?“
Die Richterin warf die Hände in die Luft. „Tja, da alle anderen schon gesprochen haben, machen Sie nur, Mrs Stryker.“
Rafe stand auf. „Mom, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.“
„Doch, es ist genau der richtige Zeitpunkt. Ich weiß, du bist ein erfolgreicher Geschäftsmann, und alles, was für dich zählt, ist, zu gewinnen. Aber mir gefällt das hier alles nicht. Ja, natürlich geht es um viel Geld, aber ich will nicht, dass Heidi und ihr Großvater rausgeworfen werden. Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, sein Heim zu verlieren. Wir finden eine Lösung. Wir alle zusammen. Einen Kompromiss.“
May drehte sich zu Heidi um. „Wir könnten uns die Ranch teilen. Ich bin mir nicht sicher, aber du kommst mir sehr vernünftig vor, und ich möchte, dass es funktioniert.“
„Ich auch“, murmelte Heidi.
„Gut.“ May wandte sich an die Richterin. „Heidi hat ganz entzückende Ziegen. Sie braucht einen Ort, an dem sie ihr Geschäft betreiben kann.“
„Sie wissen aber schon, dass Glen Simpson Ihnen zweihundertfünfzigtausend Dollar gestohlen hat?“, hakte die Richterin nach.
„Natürlich, aber Heidi hat etwas von einem Rückzahlungsplan erwähnt. Ich bin offen für diese Option.“
„Sie hat doch gar nicht die Mittel“, warf Dante ein. „Euer Ehren, sie hat erklärt, zweitausendfünfhundert Dollar zu besitzen. Mein Klient ist nicht an einer Ratenzahlung interessiert, die bis ins nächste Jahrhundert hineinreicht. Da er die Papiere mitunterschrieben hat, sollte er auch etwas zu der Angelegenheit sagen dürfen.“
Die Richterin nickte langsam. „Ja, ich verstehe, Mr Jefferson. Aber ich bin überrascht, dass ein so erfolgreicher Geschäftsmann wie Ihr Klient nicht erkannt hat, dass es sich um einen Betrug handelte.“
Dante murmelte etwas Unverständliches. „Er war sehr beschäftigt, Euer Ehren.“
Fragend schaute sie ihn an. „Wollen Sie damit sagen, dass Ihr Klient die fraglichen Dokumente gar nicht gelesen hat?“
„Nein, hat er nicht.“
„Caveat emptor, Mr Jefferson“, sagte die Richterin.
Trisha drehte sich um und erklärte flüsternd: „Das ist Latein und bedeutet ‚Möge der Käufer sich in Acht nehmen‘.“
Heidi wollte zu gern glauben, dass die Richterin auf ihrer Seite war, aber sie hatte das Gefühl, zu viel in diesen kleinen Schlagabtausch hineinzulesen. Da so viel auf dem Spiel stand, wäre es naiv, allzu große Hoffnungen zu hegen.
Richterin Loomis lehnte sich in ihrem Ledersessel zurück und setzte die Lesebrille ab.
„Mr Stryker, trotz Ihrer rechtlichen Ansprüche nehme ich an, dass es sich hier um das Eigentum Ihrer Mutter handelt?“
„Ja, Euer Ehren.“
Die Richterin nickte langsam. Dann schaute sie zu May, die mit vor der Brust verschränkten Armen dastand.
„Sie haben mir eine Menge zum Nachdenken gegeben“, sagte die Richterin. „Obwohl Mr Simpson eine beträchtliche Summe ergaunert hat, glaube ich, dass gute Absichten dahintersteckten. Das ist allerdings keine Entschuldigung, Mr Simpson“, fügte sie streng hinzu.
Glen senkte den Kopf. „Da haben Sie recht, Ma‘am.“
„Ms Simpson, Ihre Bereitschaft, Ihrem Großvater zu helfen, ist bewundernswert, aber zweitausendfünfhundert Dollar reichen nicht.“
Heidi schluckte. „Ja, Euer Ehren.“
„Mr Stryker, Sie sind ein Geschäftsmann, der einen Vertrag unterzeichnet hat, ohne ihn vorher zu lesen. Sie haben es nicht besser verdient.“
Heidi sah, dass Rafes Kiefermuskeln sich anspannten, aber er gab keinen Ton von sich.
„Mrs Stryker, Sie scheinen mir hier die am stärksten betroffene Partei zu sein, und doch sind Sie die Einzige, die zu Vergebung rät und bereit ist, einen Kompromiss auszuarbeiten. Sie haben der Zynikerin in mir eine ordentliche Portion Hoffnung geschenkt. Ich bewundere Sie und werde von daher bei meinen Überlegungen diesen Fall aus Ihrem Blickwinkel betrachten.“
Heidi war nicht sicher, was das bedeutete, fragte sich aber, ob sie vielleicht doch nicht alles verlieren würden.
„Die einfachste Lösung wäre, Mr Simpson ins Gefängnis zu stecken, ihn offiziell anzuklagen und schuldig zu sprechen. Ihretwegen, Mrs Stryker,
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