Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
zurück. Heidi wartete nervös, während die Richterin die Unterlagen durchblätterte. Als sie fertig war, schaute sie über den Rand ihrer Lesebrille hinweg in den Raum.
„Bei der aktuellen Finanzlage ist es unwahrscheinlich, dass Sie eine zweite Hypothek bekommen würden. Nach meinen Berechnungen könnten Sie höchstens zwanzig Prozent dessen, was Ihr Großvater Mrs Stryker genommen hat, aufnehmen.“
Heidi starrte die Richterin an. Eine weitere Hypothek? Woher sollte sie das Geld dafür nehmen?
„Wie viel der zweihundertfünfzigtausend Dollar haben Sie?“, fragte die Richterin. „In bar, meine ich.“
Heidi dachte an ihr Sparbuch und schluckte. „Zweitausendfünfhundert Dollar.“
Ein paar Leute tuschelten. Heidi spürte, wie sie rot wurde.
Rafes Anwalt stand auf. „Eurer Ehren, wir sind uns alle einig, wie bezaubernd es ist, dass Ms Simpson ihren Großvater liebt und das Geld zurückzahlen möchte. Doch Glen Simpson hat meine Klienten betrogen. Er hat Kapital aus Mrs Strykers fortgeschrittenem Alter und ihrer Unerfahrenheit in geschäftlichen Angelegenheiten geschlagen und sie so um eine beträchtliche Summe gebracht.“
„Fortgeschrittenes Alter?“, wiederholte May laut genug, dass die Umsitzenden es hören konnten. „Ich leide doch noch nicht unter Demenz.“
„Setzen Sie sich, Mr Jefferson“, ordnete die Richterin an. „Sie kommen später dran.“
„Ja, Euer Ehren.“ Er nahm wieder Platz, sah aber eher erfreut als abgekanzelt aus.
Heidi wünschte sich, Rafe und sein Freund würden sich größere Sorgen machen.
Die Richterin schaute auf ihre Notizen, dann richtete sie ihren Blick wieder auf Heidi. „Sie dürfen sich setzen, Ms Simpson. Gehe ich recht in der Annahme, dass der Mann neben Ihnen Harvey ist, der Freund Ihres Großvaters?“
Heidi nickte.
Die Richterin bat Harvey, sich zu erheben, und hörte genau zu, als er erzählte, wie er von seinem Krebs erfahren hatte und von der Behandlung, die ihm weitere Lebensjahre schenken konnte. Aber da er nicht alt genug war, um für die staatliche Krankenversicherung infrage zu kommen, und in seinem Leben nie genug verdient hatte, um sich selbst krankenversichern zu können, war es ihm nicht möglich gewesen, die Behandlung zu bezahlen. Also hatte Glen das Geld besorgt, und jetzt war Harvey vom Krebs geheilt.
Als Nächster wurde Glen befragt. Er erzählte ein wenig von seinem Leben und legte seine Beweggründe dar. In Heidis Ohren klang er wie ein herumvagabundierender Spieler mit einem Herz aus Gold. Was der Wahrheit ziemlich nahe kam. Ihr Großvater hatte immer schon Entscheidungen getroffen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Er hatte Heidi einfach in sein Leben geholt, und seine Liebe hatte seine zeitweilige Unzuverlässigkeit mehr als wettgemacht. Ganz zum Schluss durfte endlich Rafes Anwalt sprechen.
Er wandte sich an Harvey. „Ich bin froh, dass es Ihnen besser geht“, sagte er. „Gesund zu sein ist ein Segen.“
Harvey nickte.
Dante wandte sich an die Richterin. „Euer Ehren, mir scheint, in diesem Fall geht es im großen Maße darum, was Zuhause bedeutet. Für Ms Simpson und ihren Großvater ist die Ranch ein wahr gewordener Traum. Aber das ist sie auch für Mrs Stryker. Vor dreißig Jahren kamen sie und ihr Ehemann nach Fool‘s Gold, um auf der Castle Ranch zu arbeiten. Ihr Ehemann sollte die Ranch leiten, während May sich um Mr Castle kümmerte und die Kinder aufzog. Ein paar Jahre später starb Mays Ehemann und ließ sie mit drei kleinen Jungen zurück.“
Heidi wusste, was jetzt kam, und erkannte, dass die Geschichte genauso viel Mitgefühl wecken würde wie Harveys Heilung. Keine gute Nachricht für sie.
„May arbeitete weiter als Haushälterin, doch ohne das Gehalt ihres Mannes war das Geld immer knapp. Mr Castle war kein sonderlich großzügiger Mann, und die Arbeitsbedingungen waren schwierig, aber May hat nicht aufgegeben. Sehen Sie, Mr Castle hatte versprochen, ihr nach seinem Tod die Ranch zu vererben. Doch das war gelogen, und als er schließlich verschied, ging die Ranch an entfernte Verwandte an der Ostküste. Am Boden zerstört zog May mit ihrer Familie nach Los Angeles zurück und suchte sich dort eine neue Arbeit. Doch sie konnte die Castle Ranch nicht vergessen. Als sie hörte, dass sie zum Verkauf steht, wusste sie, dass sie endlich das würde besitzen können, was ihr zuvor verweigert worden war. Doch erneut wurde ihr Traum ihr entrissen. Dieses Mal von einem Dieb.“
Dante legte eine Pause ein, um
Weitere Kostenlose Bücher