Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Frau zurechtzukommen. Die Mischung aus netter Art und wilder Entschlossenheit war ziemlich beängstigend. Und Glen war genauso kompliziert.
May stellte die Tasse ab. „Rafe und ich sollten uns auf den Weg machen. Ich möchte mich gleich an die Liste setzen. Sie wissen, wo wir wohnen, oder? In Ronan‘s Lodge. Kommen Sie, ich gebe Ihnen schnell meine Handynummer; Ihre habe ich ja.“
„Sie bleiben demnach in der Stadt?“, fragte Heidi und sah Rafe an.
„Ja“, erwiderte er. „Bis die Angelegenheit geklärt ist, gehen wir nirgendwohin.“
Das war mehr eine Drohung als ein Versprechen.
„Wir Glücklichen.“ Glen nahm Mays Hand in seine. „Ich freue mich schon darauf, Sie sehr bald wiederzusehen.“
„Ich mich auch“, erwiderte May leise. Ihr Blick blieb an seinem hängen.
Heidi wusste nicht, ob sie das ältere Paar allein lassen oder die Anstandsdame spielen sollte. Wie auch immer, sie würde nachher noch eine lange Unterhaltung mit ihrem Großvater führen.
Noch während sie überlegte, wie sie ihn zur Einsicht bringen sollte, bemerkte sie den Blick, mit dem Rafe ihn musterte. Weil wir ja nicht schon bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken, dachte sie grimmig. Er würde bestimmt beschützen, was ihm gehörte. Sie konnte nur hoffen, dass die Partnervermittlerin bald jemanden für ihn fand. Mit einem abgelenkten Rafe hatte sie vielleicht die Chance, die Katastrophe zu überleben, zu der ihr Leben geworden war.
Heidi wartete, bis Rafe und seine Mutter weggefahren waren, dann ging sie ins Wohnzimmer und stellte sich vor ihren Großvater. Der hatte es sich bereits in seinem Lieblingssessel gemütlich gemacht, um fernzusehen.
„Nicht so schnell“, sagte sie und nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand. „Wir müssen reden.“
„Worüber?“
Er klingt so unschuldig, dachte sie erbost. „Über May Stryker. Du musst damit aufhören. Ich merke genau, was du vorhast.“
„Sie ist eine wunderschöne Frau.“
„Ja, das ist sie. Aber vor allem ist sie eine Frau, von der du die Finger lassen musst.“ Sie ließ sich auf die Ottomane vor ihm sinken. „Glen, ich meine es ernst. Tu das nicht. Spiel nicht mit ihr. Du weißt, was passiert. Du wirst ein paarmal mit ihr schlafen, sie dazu bringen, dass sie sich in dich verliebt, und dann verlierst du das Interesse.“
„Heidi, das ist aber sehr hart.“
„Vielleicht, aber vor allem ist es wahr, und das ist das einzig Wichtige.“
„Ich weiß.“ Er beugte sich vor. „Ich spiele nicht mit ihr.“
„Du flirtest.“
„Ich mag sie.“
„Du magst alle Frauen.“
Seine Miene wurde ernst. „Nein. Ich mag sie. Das ist etwas anderes.“
Sie schaute in sein vertrautes Gesicht und fragte sich, ob sie stark genug wäre, ihm ein wenig Menschenverstand einzubläuen. „Auf gar keinen Fall wirst du mich davon überzeugen, dass es mehr als nur eine Affäre ist. Mein ganzes Leben lang hast du mir erzählt, dass Liebe nur für die Dummen und Schwachen ist. Dass ich, sollte ich je das Gefühl haben, mich zu verlieben, sofort und ganz schnell die Flucht ergreifen sollte.“
„Ich weiß, ich weiß.“ Abwehrend hob er die Hände. „Das habe ich immer gesagt. Aber ich werde auch älter, Heidi. Das muss ich leider zugeben. Und älter zu werden fühlt sich wie ein unnötiger Fehler an. Was, wenn an dem ‚Bis dass der Tod uns scheidet‘ doch etwas dran ist - wenn man nur die richtige Frau dafür hat?“
Heidi schüttelte den Kopf. „Nein. Du wirst mir nicht weismachen, dass mit einem Mal alles, woran du immer geglaubt hast, falsch ist.“
„Warum nicht? Die Menschen haben mal geglaubt, die Erde wäre eine Scheibe. Das stimmt ja auch nicht. Wie ich schon sagte, vielleicht habe ich mich geirrt. Und May ist ganz anders als alle Frauen, die ich bisher kennengelernt habe. Das kann ich nicht ignorieren.“
Heidi schlug sich die Hände vors Gesicht. „Tu mir das nicht an.“
Er beugte sich noch ein Stück vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du bist ein gutes Mädchen, Heidi. Ich liebe dich, das weißt du, oder?“
„Ja, Glen. Ich liebe dich auch.“
„Dann hab ein wenig Vertrauen.“
„Margarita mit einem doppelten Schuss Tequila“, sagte Heidi.
Jo, die Besitzerin und Barkeeperin von Jo‘s Bar, sah sie fragend an. „Was ist denn mit dir los?“
„Mir ist heute einfach danach.“
„Bist du mit dem Auto hier?“
Manche Menschen hätten diese Frage vielleicht nervig oder anmaßend gefunden, aber Heidi mochte sie. Die Sorge um den anderen, das
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