Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Welt zerstören wollte. „Ja.“
„Wenn ich Sie wäre, würde ich mir überlegen, wie ich ihn ins Bett kriege. Sex könnte der einzige Weg sein, den Fall hier zu gewinnen.“
Heidi spürte, wie ihr die Kinnlade herunterfiel, und schluckte. „Gibt es vielleicht auch noch einen Plan B?“
Rafe fuhr ganz langsam durch Fool‘s Gold; seine Mutter folgte ihm in ihrem Auto. Er war seit Jahren nicht mehr hier gewesen, und so hätte es problemlos bis ans Ende seines Lebens bleiben können.
Es lag nicht daran, dass die Stadt nicht ansprechend war. Wenn man auf hübsche ruhige Kleinstädte stand, war man hier genau richtig. Die Schaufenster waren blank geputzt, die Bürgersteige schön breit. In Schaukästen wurden Flohmärkte und Stadtfeste angekündigt. Obwohl es mitten in der Woche war, waren viele Menschen unterwegs. Rein geschäftlich betrachtet, schien Fool‘s Gold zu florieren. Aber für ihn würde es trotzdem immer der Ort sein, an dem er als Kind gefangen gewesen war und mehr hatte auf sich nehmen müssen, als er ertragen konnte.
Alles war kleiner, als er es in Erinnerung hatte. Vermutlich lag es an der Perspektive des Erwachsenen, die er jetzt hatte, dachte er. Er erkannte den Park, in dem er sich an den seltenen Nachmittagen, an denen er nicht im Haus und auf dem Hof hatte helfen müssen, mit seinen Freunden getroffen hatte. Die Straße zur Schule sah auch noch genauso aus, und er sah drei Jungen auf Fahrrädern darauf zufahren.
Ihm fiel ein, dass er auch ein Fahrrad besessen hatte. Eines, das die Frauen der Stadt ihm geschenkt hatten. Er war damals zehn oder elf Jahre alt gewesen und hatte verzweifelt so sein wollen wie seine Freunde. Aber das Fahrrad war ein Almosen gewesen, und es war ihm schwergefallen, es anzunehmen.
Er sollte sich nicht beschweren - die Bewohner von Fool‘s Gold waren sehr nett gewesen. Jeden August hatte er neue Kleidung für die Schule bekommen, neue Schuhe und einen Rucksack mit den notwendigen Schulsachen. In den Ferien waren immer wieder Körbe mit Essen aufgetaucht. Zu Weihnachten hatte Spielzeug vor der Tür gelegen. Sein Mittagessen in der Schule war umsonst gewesen, und keiner der Mitarbeiter in der Cafeteria hatte je eine Bemerkung darüber gemacht. Als er einmal von der Schule nach Hause gegangen war, hatte neben ihm eine Frau angehalten, die Tür ihres Wagens geöffnet und ihm eine Jacke gereicht. Einfach so.
Die Jacke war neu und dick und warm gewesen. In den Taschen fand er ein Paar Handschuhe und fünf Dollar. Damals war das für ihn eine Unmenge Geld. Er war gleichzeitig dankbar und furchtbar wütend gewesen.
Obwohl er die Geste und die Fürsorge zu schätzen wusste, hatte er die Tatsache gehasst, dass sie überhaupt nötig waren. Ein paar Abende in der Woche war er gezwungen gewesen, seine Mutter anzulügen, dass er keinen Hunger habe, damit sein Bruder und seine Schwester ausreichend zu essen bekamen. Er war ins Bett gegangen, fest entschlossen, die beißende Leere, die in seinem Magen tobte, zu ignorieren.
Es war ihm nie gelungen, den gemeinen alten Mann, für den seine Mutter gearbeitet hatte, zu verstehen. Ein Mann, der immer dafür sorgte, dass er selbst mehr als genug von allem hatte, seine Haushälterin aber so knapp hielt, dass sie nicht einmal ihre Kinder satt bekam. Das einzig Gute an seiner Rückkehr war, dass das alte Wirtschafterhäuschen noch stand, während das Haus, in dem der alte Mann gewohnt hatte, fort war.
An alldem trägt die Stadt keine Schuld, sagte er sich. Trotzdem, die Erinnerungen waren da. Erinnerungen, die er versucht hatte zu vergessen. Aus denen er herausgewachsen war. Er war jetzt ein mächtiger Mann. Reich. Er musste nur den Telefonhörer in die Hand nehmen und würde zu jedem Senator oder Diplomaten durchgestellt, nach dem er verlangte. Er kannte die Hälfte der mächtigsten Manager des Landes. Aber als er jetzt so durch Fool‘s Gold fuhr, war er wieder das zu dünne Kind, das sich danach sehnte, zu wissen, wie sich Sicherheit und Geborgenheit anfühlten. Das einen vollen Bauch, Spielsachen und eine Mutter haben wollte, die ihre Sorgen nicht hinter einem liebevollen Lächeln verbergen musste.
Er bog auf den Vorplatz der Ronan‘s Lodge ein, dem größten Hotel im Ort. Das Gold Rush Ski Resort lag zu weit außerhalb, weshalb er sich mit der Lodge zufriedengeben würde.
Ronan‘s Lodge oder - wie die Einheimischen es nannten - Ronan‘s Folly war während des Goldrauschs gebaut worden. Das große dreistöckige Gebäude war
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