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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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terminiert. Schuld daran sind diesmal die sagenumwobenen und in Esoterikzirkeln hoch angesehenen Maya, die beeindruckende astronomische Beobachtungen anstellten und über eine fortgeschrittene Mathematik verfügten. Sie zählten nicht dezimal, sondern mit einem Zwanzigersystem und konnten mit der 0 umgehen (siehe Kapitel II). Am wichtigsten aber: Sie entwickelten ein komplexes Kalendersystem. Die Maya, deren Kosmologie übrigens dreizehn Himmel kennt, die jeder von einem eigenen Gott beherrscht werden, unterteilten die Zeit mit mehreren unterschiedlichen Kalendern. In der sogenannten Langzählung notierten sie die Tage seit dem Anbeginn aller Zeiten. Archäologen datieren dieses Ursprungsdatum der Maya-Kosmologie zumeist auf den 11. August des Jahres 3114 v. Chr. Die Zählung erfolgte in Zyklen: 20 Tage ( kin ) sind ein Monat ( unial ). 18 Monate sind ein Jahr ( tun ) von 360 Tagen. Und die Jahre wurden ebenfalls in 20er-Zyklen gezählt: 20 tun sind ein katun . Und 20 katun sind ein baktun , also 400 Jahre oder 144.000 Tage. Das Erscheinungsdatum dieses Buches, der 29. August 2011, würde in der Mayarechnung geschrieben als 12 baktun 19 katun 18 tun 11 unial 18 kin , oder kurz 12.19.18.11.18.
    Daneben gab es noch einen an das Sonnenjahr angelehnten Kalender, haab genannt, bei dem am Jahresende 5 Schalttage eingefügt wurden, um auf 365 zu kommen, sowie einen religiösen Kalender, den tzolkin , der in einer komplizierten Kombinatorik von 20 Tageshieroglyphen und den Zahlen 1 bis 13 auf eine Länge von 260 Tagen kam. Kombiniert man diese unterschiedlichen Kalender miteinander, ergeben sich durch Überschneidung neue Zyklen. So wiederholt sich alle 18.960 Tage – das entspricht 52 haab- und 73 tzolkin- Jahren – der gemeinsame Beginn von haab und tzolkin . Ein Tag, der mit grausamen Menschenopfern begangen wurde.
    Am 21. Dezember 2012 wird nun ein besonders großer Zyklus vollendet, es schließt sich der dreizehnte 400-Jahres-Zyklus; die Langzählung springt um auf 13.0.0.0.0. Und sie koinzidiert an diesem Tag zum ersten Mal seit ihrem Beginn wieder mit einer bestimmten Kombination des tzolkin , die die Schöpfung symbolisiert, weshalb die Zählung wieder auf 0.0.0.0.0 zurückgesetzt wird. Dieses vermeintliche Ende des Mayakalenders löste bei Verschwörungstheoretikern und Esoterikern eine wahre Flut von Buchveröffentlichungen und Websites zum damit aber nun wirklich und hundertprozentig sicher eintreffenden Weltuntergang aus, der mit pseudoastronomischen Theorien unterfüttert wird – so soll ein bis dato unbekannter Planet angeblich mit der Erde kollidieren. Wahlweise wird auch die Rückkehr von Außerirdischen, die von den Maya als Götter verehrt worden seien, oder der Aufstieg der Menschheit in eine vollkommen neue Bewusstseinsdimension vorhergesagt. Angeblich fänden sich nicht nur bei den Maya Weissagungen zum ominösen 21.12.2012, sondern auch bei den Hopi und in den Schriften von Nostradamus. Das Datum markiert den aktuellen Kristallisationskern esoterischer Untergangs- und Erlösungsfantasien. Durch Roland Emmerichs Doomsday-Film 2012 wurde dieses Szenario massentauglich und die mediale Hysterie weiter angeheizt.
    Strukturell ist der Endzeitglaube der Maya ganz anders gefasst als der der christlichen Apokalyptiker. Kaplan verdeutlicht den Unterschied so: „Die Maya fürchteten  [...], dass die Zeit linear wäre und daher enden könnte. Um dies zu verhindern, zwängten sie ihr einen exakt umrissenen Zyklus nach dem anderen auf, in der Überzeugung, sie so immer weiter nach vorne zu treiben. Die Christen dagegen waren sich sicher, dass die Zeit linear war und daher in einem Jüngsten Tag enden werde, an dem sie zu ihrem Gott in die Zeitlosigkeit eingehen würden.“
    Solche feinen Unterschiede stören die 2012-Anhänger jedoch nicht weiter, Hauptsache, der Zeitpunkt des Endes ist irgendwie berechenbar und kommt mit einem ordentlichen Paukenschlag daher. Weitere Bestätigung finden die Untergangspropheten denn auch durch folgende im Internet kursierende krude Rechnung: 11.9.2001 + 11.3.2011 = 22.12.2012, oder anders gesagt: Terroranschlag in New York plus Tsunami in Japan gleich Weltuntergang. Wer mit solchen Absurditäten nichts anfangen kann, aber dennoch tiefer in die kalendarischen und astronomischen Geheimnisse der Maya einsteigen will, dem sei die nüchterne und verständliche Darstellung auf der Website faszination2012.de empfohlen.
    Der Künstler Loren Madsen hat auf seiner Website

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