Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
Vom Netzwerk:
ausgesprochen genauso klingt wie das Wort für „Tod“. Das führt dazu, dass man in fernöstlichen Hotelskeine Zimmer mit der Nummer 4 findet und es in vielen Häusern kein viertes Stockwerk gibt, eine Praxis, die dem Aufzughersteller Otis zufolge in diesen Ländern sogar verbreiteter ist als das Auslassen des 13. Stockwerks im Westen.
    Die 8 gilt in China dagegen als die absolute Glückszahl, denn im Chinesischen klingt 8 – „ba“ – so ähnlich wie „fa“, das Wort für „reich werden“. Ein gehäuftes Vorkommen der 8 verspricht gehäuftes Glück und Reichtum. So werden Deals und Verträge unter Geschäftspartnern gerne am 8. eines Monats unterzeichnet. Kein Wunder, dass selbst die ansonsten des Aberglaubens unverdächtige kommunistische Führung Chinas dem symbolischen Sog der 8 nachgab und den Startschuss für die Olympischen Spiele in Peking auf den 8.8.2008 um 20:08 Uhr legte.
    Im Sub-Sahara-Afrika ist die verbreitetste Glückszahl übrigens noch eine andere. „In Kamerun“, sagt die Lausanner Stadtplanerin Aurelie Barbier, die dort zahlreiche Entwicklungsprojekte umgesetzt hat, „ist die 9 die symbolträchtigste und stärkste Zahl. Auf dem Land bilden immer neun weise Männer den Ältestenrat. Viele Rituale basieren auf der neunfachen Wiederholung. Zum Beispiel wird die Braut zur Hochzeit neunmal aufs Bett gedrückt.“
Schicksalszahlenspiele
    Man kann den Glauben an Glücks- und Unglückszahlen, die kleinen Rituale um sie herum und die Diagnose der Triskaidekaphobie – also der krankhaften Furcht vor der Zahl 13 – für harmlose Folklore halten. Es gibt aber durchaus schwere Fälle: Menschen, die sich von persönlichen Schicksalszahlen leiten lassen und aus ihrem Geburtsdatum oder den Buchstaben des eigenen Namens ihre „Charakterzahl“ errechnen.
    Der Komponist Alban Berg etwa hielt die 23 für seine Schicksalszahl. Auslöser war vermutlich ein Asthma-Anfall, der ihn im Alter von 23 Jahren am 23. Juli 1908 ereilte. Seitdem spielte die 23 für ihn eine große Rolle, er nahm in seiner Korrespondenz immer wieder Bezug auf die Zahl und ihre Auswirkungen, schloss viele musikalische Werke an einem 23. ab und baute die Zahl verschlüsselt inseine Kompositionen ein. Damit war der österreichische Komponist nicht alleine, wie Wolfgang Gratzer in seiner Studie Zur „wunderlichen Mystik“ Alban Bergs aufgezeigt hat. Um 1900 war der Glaube an eine schicksalsmächtige Wirkung von Zahlen weit verbreitet, insbesondere in den damals populären Strömungen des modernen Okkultismus wie etwa der Theosophie, aus der später Rudolf Steiners Anthroposophie hervorging.
    Die 23 hatte es auch dem Arzt und frühen Mitstreiter Sigmund Freuds Wilhelm Fließ angetan. Er war durch Beobachtungen in der Natur und bei der Auswertung von Patientendaten auf zwei vermeintlich grundlegende Zyklen gestoßen, einen 23-tägigen männlichen und einen 28-tägigen weiblichen Zyklus. Diese Rhythmen und ihre Überlagerungen prägten seiner Ansicht nach das menschliche Leben in vielen Bereichen. Damit wurde Fließ zum Urvater der halbgaren Theorie der Biorhythmen (nicht zu verwechseln mit den biologischen Rhythmen der Chronobiologie), die sich in der New-Age-Welle der 1970er und 1980er Jahre großer Beliebtheit erfreute. Wer an die Macht der Biorhythmen glaubt, der zählt ausgehend vom Tag seiner Geburt Perioden von 23, 28 und 33 (diese Zahl kam später noch hinzu), berechnet ihre Überschneidungen und leitet daraus gute, schlechte und kritische Tage für sein Leben ab.
    Von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt, und man steht mit beiden Beinen vollends in den Untiefen von numerologischer Metaphysik und esoterischer Zahlenmystik. Ihre Anhänger praktizieren oft einen wilden Eklektizismus und schöpfen dabei aus den unterschiedlichsten Quellen – allen voran das Mutterschiff aller Zahlenmystiker: die Kabbala, die die vielfältigen und verschlungenen mystischen Traditionen und Geheimlehren des Judentums umfasst.
    Im hebräischen Alphabet sind die 22 Buchstaben zugleich Zahlen. Jeder Buchstabe repräsentiert einen bestimmten Zahlenwert – die ersten neun Buchstaben von Aleph bis Tet stehen für die Zahlen von 1 bis 9, die folgenden neun Buchstaben für die vollen Zehner von 10 bis 90 und die letzten vier Buchstaben für die Hunderter 100, 200, 300 und 400. Jedes Wort lässt sich also auch als Zahl lesen, indem man die Zahlenwerte der einzelnen Buchstaben addiert. Die kabbalistische Methode, solche Zahlenwerte von Buchstaben und

Weitere Kostenlose Bücher