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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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Erkenntnis, die Vorstellung vom Unglück, das einen am Freitag, den 13. ereilt, ist noch jüngeren Datums. Hauptverdächtiger ist ein gewisser Thomas W. Lawson, Börsenspekulant und Schriftsteller, der 1907 mit seinem Roman Friday the Thirteenth den Grundstein für das neu erfundene Hirngespinst legte.
    Während man im 19. Jahrhundert, sich in langer Tradition wähnend, auf das Abendmahl verwies, grassierte im 20. Jahrhundert eine Reihe von ebenso haltlosen alternativ-esoterischen Begründungen für die böse 13, die sich auf die nordische Mythologie, den Hexensabbat, den Mondkalender oder die Ermordung der Tempelritter bezogen. Auch das Tarot wurde angeführt, denn in ihm ist die 13 dem Tod zugeordnet. Eine popkulturelle Frischzellenkur erhielt Freitag, der 13. im Jahr 1980 durch den gleichnamigen Horrorfilm, dessen Arbeitstitel noch Long Night at Camp Blood lautete. Der zog einen Boom von Slasher -Streifen nach sich und erlebte insgesamt elf Sequels . In Spanien wurde Freitag, der 13. durch den Film überhaupt erst als Unglückstag populär und machte dem dort bis dato vorherrschenden Dienstag, den 13. Konkurrenz.
    Der Volkskundler Gottfried Korff erklärt den Wirkungsmechanismus der 13 so: „Es ist ein ‚Aberglaube aus zweiter Hand‘, um es mit einer Formulierung Th. W. Adornos zu sagen, ein medial vermittelter Aberglaube, der immer wieder neue Fabulate braucht, um der durchrationalisierten Moderne das Dekorum eines irritierenden Kitzels zu verschaffen. In diesem Zusammenhang war die Kombination der 13 mit dem Schwarzen Freitag, vorzugsweise mit dem von 1929, höchst effektiv.“ Denn dass der Beginn der Weltwirtschaftskrise ausgerechnet auf einen Freitag, den 13. fiel, wurde sofort in einen Beleg für die Stichhaltigkeit des 13-Glaubens umgemünzt. Das funktioniert natürlich auch im Alltag, denn der Glaube an die 13 ist eine klassische self-fulfilling prophecy : Wer daran glaubt, der interpretiert jedes Stolpern als Wirkung der bösen Zahl. Urban legends und die wiederkehrenden Medienberichte tun ihr Übriges, um den Mythos der 13 am Leben zu halten – selbst wenn sie über ihn spotten.
    Korff nennt Umfragen, nach denen zwischen 24 und 33 Prozent der Deutschen an die Wirkung der 13 glauben, und zitiert Die Zeit , derzufolge die 13 bei der Etagen-Nummerierung von immerhin 40 Prozent aller Hochhäuser ausgelassen wird. In Korffs Augen hat die Statistik das übernommen, „was früher Bibel, Zahlenmystik oder Zahlenallegorese leisteten: die Beglaubigung der Bedeutung der 13“. Die Überzeugungskraft dieser Beglaubigungen scheint zwar immer mehr zu schwinden, aber das Wissen um die Bedeutung der 13 bleibt lebendig. So zieht Lachenmeyer das Fazit: „Die Kenntnis, dass die Leute die 13 für unglückbringend halten, ist nahezu universell, selbst wenn die Zahl der Menschen, die tatsächlich diesem Aberglauben anhängen, immer weiter schrumpft.“ Die 13 scheint in der Tat ihre beste Zeit als unglückverheißende Schreckenszahl hinter sich zu haben. Neue Freunde hat sie in der Gothic- und Metal-Szene gefunden – wo sie jedoch ein Schattendasein neben der satanischen 666 fristet.
    Das Pendant zur 13 ist die 7, die im Westen den Status einer universellen Glückszahl mit hoher symbolischer Überdetermination hat (siehe Kapitel VI). Auch sie hat jedoch ihre dunklen Seiten, so in den sieben Posaunen und den sieben Plagen in der Offenbarung des Johannes, die die Apokalypse einleiten, außerdem im „verflixten siebten Jahr“ der Ehe. Inzwischen unterbietet die Statistik diesen Wert jedoch knapp, und Scheidungsraten erreichen heute schon nach vier bis sechs Jahren ihren Höchststand. Die Realität nähert sich anscheinend allmählich dem Vorschlag an, den Goethe hellsichtig seinen Eduard in den Wahlverwandtschaften aussprechen lässt, die Ehe ab Werk auf fünf Jahre zu beschränken. Dieser Zeitraum sei „eben hinreichend, um sich kennenzulernen, einige Kinder heranzubringen, sich zu entzweien und, was das Schönste sei, sich wieder zu versöhnen“. Selbst da, wo das verflixte siebte Jahr nicht zur self-fulfilling prophecy wird, ist es als weit verbreitetes Sprichwort wirksam. Und Paare, die danach noch zusammen sind, bestätigen die Regel, indem sie sich dafür auf die Schulter klopfen, das siebte Jahr wider Erwarten unbeschadet überstanden zu haben.
    Was im Westen die 7 und die 13, sind den Japanern und Chinesen die 8 und die 4. Glück und Unglück hängt hier am Gleichklang von Wörtern: Die 4 ist verrufen, da sie

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