Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
„Die Antwort darauf ist sehr einfach. Es war ein Witz. Es sollteeine Zahl sein, eine gewöhnliche, ziemlich kleine Zahl, und ich habe halt diese gewählt. Binäre Repräsentation, Basis dreizehn, tibetische Mönche sind alle kompletter Unfug. Ich saß an meinem Schreibtisch, starrte in den Garten und dachte ‚42 ist es‘ und schrieb es. Das war's.“ In einem frühen Interview gab er dann doch etwas mehr preis: „Ich wollte eine gewöhnliche, alltägliche Zahl und wählte 42. Es ist eine Zahl, die einem keine Angst einjagt. Es ist eine Zahl, die man mit nach Hause nehmen und seinen Eltern präsentieren kann.“ Eine Zahl, die sich verhält wie ein ordentlich gekämmter Schwiegersohn – das ist eine Erklärung, mit der zumindest wir sehr gut leben können.
Und allen Deutungswütigen sei gesagt: Die Adamssche 42 saugt als leeres Zeichen ständig neue Interpretationen, Assoziationen und mögliche Referenzschnipsel an und produziert so semantischen Überschuss. Damit wird sie zur Chiffre für das Funktionieren von Zahlenmagie überhaupt: Die Zahlen selbst haben keinerlei verborgene Bedeutung, abgesehen von der, die wir ihnen verleihen. Macht man sich das bewusst, kann man mit ihnen jede Menge Spaß haben.
VIII.
Fokale Punkte
Stellen Sie sich vor, Sie müssen sich an einem bestimmten Tag mit einer anderen Person in New York treffen und haben weder Ort noch Uhrzeit mit ihr vereinbart. Was würden Sie tun? Vor dieses Problem stellte der US-Ökonom und Konfliktforscher Thomas C. Schelling Ende der 1950er Jahre, als es noch keine Mobiltelefone gab, seine Studenten. Es ging ihm dabei um die Erforschung kooperativen Verhaltens und eine empirisch-experimentelle Grundierung der Spieltheorie, jenes Zweigs der Wirtschaftswissenschaften, der die Welt als große Schachpartie begreift.
Das überraschende Resultat in diesem Fall lautete, dass sich tatsächlich und trotz fehlender Kommunikation über die Hälfte der Paarungen an besagtem Tag in Manhattan treffen würden – und zwar um 12 Uhr mittags am Informationsstand mit der großen Uhr in der Grand Central Station. Das Empire State Building war ebenfalls ein beliebter Treffpunkt. Kein Wunder: In der Ursprunsbedeutung ist das „landmark building“ ja nichts anderes als eine topografische Markierung, eine Kerbe im ansonsten glatten Raum.
Schelling, der für seine Arbeiten später den Wirtschaftsnobelpreis erhielt, nannte diese kulturell gelernten – realen oder abstrakten – Orte, von denen man mit hoher Wahrscheinlichkeit annimmt, dass andere sie ebenfalls wählen würden, „fokale Punkte“. Damit lieferte er die Erklärung, warum es auch in anderer Hinsicht möglich ist, sich zu treffen, ohne sich zu verabreden. Für Revolutionen wie zuletzt Anfang 2011 in Nordafrika ist die Existenz fokaler Punkte als Kristallisationskerne von zentraler Bedeutung für das Gelingen. Man brauchte sich nicht groß abzustimmen, um zu wissen, dass die Proteste in Kairo jeden Tag auf dem Tahrir-Platz stattfinden würden. „Die meisten Situationen“, schreibt Schelling in seinem Standardwerk The Strategy of Conflict von 1960, „beinhalten irgendeinen Hinweis für koordiniertes Verhalten, irgendeinen fokalen Punkt für die Erwartung jedesTeilnehmers, was der andere von ihm erwartet, dass er erwartet, was erwartungsgemäß zu tun sei.“
In einem aufschlussreichen Experiment aus der Spieltheorie im Zusammenhang mit fokalen Punkten und Zahlen bittet man zwei Personen, eine beliebige Zahl zu nennen, und belohnt beide, wenn die Zahlen identisch sind. In 40 Prozent der Fälle entscheiden sich beide für die 1 und können den Gewinn einstreichen. Lässt man allerdings einen der beiden Beteiligten über die Regeln im Unklaren und bittet ihn lediglich, eine Zahl zu nennen, wird mit Abstand am häufigsten die 7 genannt. Die 1 kommt dann nur an vierter Stelle. Mit anderen Worten: Die 7 besitzt absolut die größte Wichtigkeit. Geht es aber darum, sich nonverbal abzustimmen, schiebt sich die 1 als naheliegender fokaler Punkt in den Vordergrund. Spieltheoretikersprechen von „Salienz“, wenn Punkte oder Schlüsselreize buchstäblich hervorspringen und unsere Aufmerksamkeit beanspruchen.
Beim Ultimatumspiel, einem Standardexperiment der Spieltheoretiker, geht es darum, dass ein Spieler eine bestimmte Summe erhält und zwischen sich und einem anderen Spieler aufteilen muss. Der zweite Spieler kann das Angebot akzeptieren – oder ausschlagen, wodurch beide leer ausgehen. Auch wenn der
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