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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Mutter ist es auch recht; aber nun erwartet sie mich, gute Nacht!« Dori machte die kleinen Hände, die sie immer noch festhielten, los, und rannte davon.
    Ihrem Versprechen gemäß trat Dori am andern Tag um dieselbe Stunde aus ihrer Tür. Sobald sie in Sicht war, kam Giacomo ihr entgegengelaufen; er hatte schon lange gelauert, ob sie erscheinen werde. Sowie Detto und Marietta das große Buch unter Doris Arm erblickten, kamen auch die beiden herangerannt; sie wollten sehen, ob der Wolf die Geißlein gefressen habe, oder ob sie noch da seien. Aber diesmal ging es nicht, wie sie meinten, nun wollte Dori ihren Willen haben; heute mußte das Lernen beginnen. Ein neues Bild und die Geschichte dazu sollten das Ende der Lehrstunden bilden, wenn diese gut ausgefallen sein würden. Dori holte nun, was nötig war, aus der großen Tasche hervor, die sie wieder mitgebracht hatte, und es begann ein regelrechter Unterricht im Schreiben. Dori wußte noch sehr gut, wie da angefangen und fortgefahren werden mußte, war es doch noch gar nicht sehr lange, seit sie selbst mit ihrem Vater dieselbe Arbeit von Anfang an durchgemacht hatte. In dieser ersten Lehrstunde machte Dori eine Erfahrung, die sie mit großer Freude erfüllte und einen ganz neuen Eifer für ihre Lehrtätigkeit in ihr erweckte. Mit der größten Leichtigkeit erfaßte der achtjährige Giacomo alles, was Dori ihm beibrachte, führte es so gut aus, als es zu tun war, und vergaß es nicht wieder.
    Als so die ersten Lehrstunden zu Ende waren, hatte Giacomo eine Reihe schöner Buchstaben hingeschrieben und kannte sie alle einzeln, ohne sich zu irren. In seinen dunkeln Augen war der finster blitzende Ausdruck verschwunden;sie glühten jetzt voller Lerneifer und schauten immer wieder erwartungsvoll zu Dori auf. Auch die kleine, fünfjährige Marietta war tätig geworden und machte dem Giacomo alle Strichlein ganz genau nach, wie ein kleines Äffchen, denn sie hatte einen großen Nachahmungstrieb; aber ihre kleinen Buchstaben konnte sie nicht voneinander unterscheiden. Der siebenjährige Detto machte ganz erstaunliche Figuren, er meinte, die Hauptsache sei, daß die Tafel zu Ende überkratzt sei, daß man zum Wolf und den Geißlein übergehen könne. Heute war es völlig dunkel geworden, bevor Don zu Ende gekommen war mit allem, was sie sich zu vollführen vorgenommen hatte. Denn nachdem der Unterricht beendet war, mußte ja das versprochene Bild gezeigt und die Geschichte dazu noch erzählt werden.
    Völlig erfüllt von dieser wunderbaren Geschichte drängten sich alle drei Kinder immer noch näher an Dori heran, um kein Wort davon zu verlieren, als die alte Maja hereinkam und ausrief: »O du guter Engel, Dori, bist du denn noch da! Mir ist, es sei mir alle Sorge abgenommen, seit ich nun von Tag zu Tag weiß, daß du wieder kommst!«
    »Großmutter! Großmutter!« schrieen die Kinder alle auf einmal, »sag nichts mehr, sei doch ganz still, die Geschichte ist nicht aus, der kleine Tom muß vielleicht erfrieren.«
    »Die Geschichte ist gleich aus«, sagte Dori, »der kleine, verlaufene Tom war nun so müde vom Suchen seines Weges, daß er unter einer Tanne niederfiel und gleich liegen blieb. Und wie die Sternlein so freundlich zu ihm niederschauten, da kam es ihm in den Sinn, daß der liebe Gott dort oben nun gewiß so auf ihn niederschaue und ganz gut wisse, wie schlimm er daran sei. Da fürchtete er sich kein bißchen mehr und rief in den Himmel hinauf: »Lieber Gott, weil mir doch sonst niemand den Weg zeigen kann und ich ihn nicht mehr finde und so stark friere, so zeig mir ihn dann auch morgen, jetzt mußich gewiß zuerst schlafen, ich bin so müde. Dann schlief er ein. Und dann hätte er erfrieren müssen. Aber der liebe Gott gab dem Holzhacker ins Herz, daß er beim Heimgehn sich ein wenig nach den Tannen umsehe; da sah er im Schnee den kleinen Tom liegen und schlafen. Schnell nahm er ihn auf und trug ihn heim, denn er wußte schon, wem der kleine Tom gehörte. Nun ist's aus.«
    »Dann will ich es auch so machen, wenn ich verlaufe«, sagte schnell Marietta.
    »Ja, ja, lieber nicht verlaufen, gewiß hast du es schon im Sinn«, sagte besorgt die Großmutter.
    Dori wollte schnell aufstehn, aber die Kinder baten alle drei so dringend, nur noch einmal den kleinen Tom unter der Tanne im Schnee liegend anschauen zu dürfen, nun sie sicher waren, daß er nicht erfrieren mußte, denn vorher hatten sie mit großer Angst das Bild angeschaut. Aber es war nichts mehr zu sehn, die

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