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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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tust, und die Großmutter sagt, heute sei dein großes Fest, wo ein ganz neues Leben für dich kommt, und ich wünsche dir, daß es das allerschönste Leben sei, das es gibt.«
    Schon hatte Detto ihn weggedrängt und mit lauter Stimme begonnen: »Ich danke dir für alles, das du an mir tust, und die Großmutter hat gesagt, heute sei dein großes Fest, weil du nun kein Kind mehr seiest, sonderneine schöne Jungfrau, und ich wünsche, daß es immer schöner werde.«
    Ganz entrüstet flüsterte ihm jetzt Marietta in die Ohren: »Du sagst es nicht recht, die Großmutter hat es dir nicht so gesagt«, dann puffte sie den Detto beiseite und sagte sehr geläufig, ihren Strauß Dori überreichend: »Ich danke dir für alles, was du an mir tust.
    Und an deinem großen Feste,
Da du eine Jungfrau bist.
Wünsch' ich dir das Allerbeste,
Was auf Erden und im Himmel ist.«
    Aber jetzt kam die alte Maja hervor. Sie hatte schon lange die Augen gewischt und jetzt liefen ihr vor Freude und Rührung die vollen Tränen über die Wangen. Sie legte ihre große Traube in Doris Hände und umhalste das Mädchen mit der lebhaftesten Zärtlichkeit. »Ach, Dori, Dori! Wie ein Engelein lagst du auf deinem Bettchen vor sechzehn Jahren, und so bist du geblieben, nur größer bist du geworden, aber meines Herzens Freude bist du wie damals, und noch viel mehr. Die Traube ist aus dem Äckerchen, du weißt es, an der Sonnenseite vom Turm gewachsen; im Herbst habe ich sie dort gekauft, daß ich sie zu deinem großen Feste aufbewahren könne. Du weißt es noch, wie oft du dort saßest am Boden beim Turm und schautest zu den großen, blauen Trauben auf, und hattest deine Freude daran. O Dori, du und mein Äckerchen und die schönen Tage, die wir zusammen hatten! Und nun ist dein großes Fest gekommen und ich kann nur sagen: Gott im Himmel segne dich und lasse dich wachsen und gedeihen, Ihm und allen Menschen zum Wohlgefallen!«
    Dori war hocherfreut über alle guten Glückwünsche und Blumensträuße, vor allem über ihre Traube, die ihr plötzlich den alten Turm im goldenen Herbstlicht und die Fülle der hängenden Trauben an den goldenen Ranken vor die Augen brachte.
    Heute mußten die Kinder samt der alten Maja auf der Terrasse mit frühstücken, und um den Tag als großes Fest zu bezeichnen, meinte Dorothea, die Kinder sollten gleich dableiben, nicht erst wieder heimkehren; doch heute sollten nur Doris schöne Bücher angesehen und Geschichten von ihr erzählt werden. Die Augen der Kinder leuchteten bei diesem Vorschlag auf wie kleine Sonnen. Dori ging gleich mit nicht weniger Freude ans Werk. Als nun die vier Kinderköpfe so nah wie möglich zusammengedrängt über dem Buch sich in die Bilder vertieften, benutzte die alte Maja die Gelegenheit, einmal wieder ihr Herz der Frau Dorothea auszuschütten, die sich in ihre Ecke gesetzt und der Alten freundlich einen Sitz neben ihr angeboten hatte. Heute waren es keine Klagen, die Maja mitzuteilen hatte, ihr Herz floß in Lob und Dank über. Galt es auch, immer viel und tüchtig zu arbeiten, so waren ihr doch die schweren Sorgen abgenommen, die sie hatten erdrücken wollen. Beppo hatte Wort gehalten: Von Genf aus, wo er Arbeit gesucht und gefunden, schickte er von Zeit zu Zeit eine kleine Summe, um die Kinder zu nähren und zu kleiden. Öfter schon hatte er auch geschrieben, er werde einmal heimkommen, um seine Kinder wiederzusehen, aber bis dahin hatte er es nicht über sich gebracht, denn er fürchtete sich davor, die Stellen alle wiederzusehen, wo er mit der Maria gelebt hatte.
    »Es hat ihn eben fast erwürgt, seine junge Frau in den Boden hineinzutun«, sagte Maja. Aber die größte Stütze und Hilfe, fuhr sie fort, sei ihr doch Dori gewesen, und noch jetzt jeden Tag aufs neue. Da konnte nun Maja fast keine Worte finden, um auszudrücken, was Dori an ihr und an den Kindern getan. Aus dem Giacomo hätte sie einen Jungen gemacht, wie man ihn gar nicht besser wünschen konnte. Vom frühen Morgen an schon tue er alles, was er nur wisse, das sein müsse, und die Gedanken habe er für alles, wie es am besten eingerichtet werde, wie einer, der sein doppeltes Alter hätte. Und wenn er auch noch irgend einmal etwas Verkehrtes machen oderetwas Rechtes nicht tun wolle, so habe sie ein Wort, das helfe in allen Lagen. Sie sage nur zu ihm: »Mich nimmt nur wunder, was Dori sagen würde, wenn sie das sähe oder hörte.« Dann kehre er gleich um und alles komme ins rechte Geleise. Und weil sie den Giacomo so an der Hand

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