Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
Nacht war da und Dori rief nur tröstend noch einmal zurück: »Morgen komm' ich ja wieder, dann dürft ihr's gleich sehn!«
    Dori kam so erfüllt von ihren Erfolgen, von der Freude der Kinder, von dem erleichterten Herzen der alten Maja, von dem Lerneifer des auflebenden Giacomo zurück, daß sie die Mutter mit ihren Nachrichten völlig überschüttete und mit sich fortriß. Zum erstenmal, seit Dorothea ihren Mann verloren, schaute sie mit Lächeln auf ihr Kind und folgte den beredten Worten mit einer Teilnahme, wie sie sonst für gar nichts mehr gezeigt hatte. Als Dori bemerkte, daß die Mutter einmal wieder zuhörte und teilnahm an dem, was sie zu berichten hatte, kam ihr plötzlich ein Gedanke: Wenn die Mutter alles mit ansehn und anhören könnte, da müßte ihr erst die rechte Freude an der Sache ausgehen.
    »O Mutter, ich weiß, was wir tun könnten!« rief Dori jetzt aus. »Ich könnte jeden Nachmittag die Kinder zu mir kommen lassen. Dann würde ich unser Schulzimmer auf der Terrasse einrichten und du säßest mit deiner Arbeit daneben und könntest alles sehen und hören. Wolltestdu nicht auch gern dabei sein? Die kleine Manetta würde dich so zu lachen machen, und Giacomo gefiele dir so gut in seinem Eifer, alles gerade so zu machen, wie es mir gefällt, und Detto ist so drollig in seinen Erfindungen, wenn er alles verkehrt macht; nicht wahr, Mutter, du willst sie kommen lassen?«
    Die Mutter willigte ein. Gleich am andern Nachmittag holte Dori ihre drei Schüler in den neuen Lehrsaal herüber. Das war ein ganzes Fest für die Kinder. Lustig tanzten die Schatten der Rosenblätter auf dem sonnenbeschienenen Steinboden und über die offene Terrasse zog ein frischer Windhauch und brachte hin und wieder liebliche Düfte von der Rosenhecke herauf. Mitten in dem offenen Raum stand der wohlgeordnete Tisch mit den nötigen Büchern und Papieren bedeckt. Auf allen vier Seiten standen die Sitze bereit für die drei Schüler und ihre Lehrerin. Auf einem eigenen Stühlchen lag das geschlossene, freudenverheißende, große Buch und in der Ecke, beim dichten Weinlaubgehänge saß Frau Dorothea mit ihrer Arbeit und hieß die eintretenden Schüler freundlich willkommen. Die Arbeitszeit wurde aufs beste angewandt, sogar Detto machte heute aus Respekt vor der neuen Umgebung einige erkennbare Striche. Das Schwierigste war, nachdem dann auch der Genuß von Bild und Geschichte gefolgt hatte, die Kinder wieder fortzubringen, denn die neue Lehranstalt gefiel ihnen über die Maßen wohl. Es gelang auch an diesem Tage weder Dori noch ihrer Mutter, die drei beglückten Schüler zum Aufbruch zu bringen, bis die alte Maja erschien, die den Grund des langen Ausbleibens der Kinder ahnte und herüber gelaufen kam, um mit tausend Danksagungen die Widerstrebenden heimzuholen. Jetzt erzeigte es sich, wie nützlich auch die Salz-Peppe an ihrer Stelle war, obschon Dori im stillen oft schon ausgedacht hatte, wie nett es wäre, wenn man die Salz-Peppe nie mehr sehen und hauptsächlich nie mehr hören müßte mit ihrer kratzenden Stimme. Aber es war gut, daß sie jetzt auf demPlatze war. Von nun an kamen immer schon am frühen Morgen Detto und Marietta herbeigerannt und wollten in ihr Schullokal vordringen, denn sie kannten kein größeres Vergnügen mehr, als dort mit Dori ihre Zeit zuzubringen.
    Dieses Andringen der zwei kleinen Geschöpfe an das Haus, zu dem sie gehörte, war aber der Salz-Peppe ein Dorn im Auge, und sobald sie die kleinen Füße herantrippeln hörte, guckte schon der Kopf mit dem roten Tuch darüber um eine Ecke herum, und gleich schoß die Salz-Peppe hervor und hob so drohend ihren Besen in dieHöhe, daß die beiden noch viel schneller, als sie herangekommen waren, wieder davonrannten. Das war nun eine gute Wache für Dori, die sonst ihre ganze Zeit nur mit Abwehren der Kinder hätte zubringen müssen, und sie hatte doch viel anderes zu tun, das nicht zu vernachlässigen war. Der Vater hatte sie so gut gelehrt, wie sie der beiden Sprachen, in denen er sie unterrichtet hatte, immer mächtiger werden und das Beste sich davon aneignen konnte. Sie hatte täglich mit ihm einige Stücke aus den Büchern seiner Sammlung von einer Sprache in die andere übertragen; so konnte sie nur fortfahren, sie kannte die Bücher, die der Vater für sie wählte. Auch war ja die Mutter beider Sprachen mächtig und konnte guten Rat erteilen. Da war auch noch so vieles zu lesen, das der Vater mit ihr hatte durchnehmen wollen, sie wußte es ja von

Weitere Kostenlose Bücher