Was soll denn aus ihr werden?
wie das Herz nur wünscht, und das Wohlbehagen zu fühlen: Wir sind Herr und Meister auf unserm sichern Boden, komme, was wolle. Dann werden dir die Vorwürfe nicht erspart bleiben, denn die Tochter kann dirmit Recht sagen, du hättest es besser wissen können als sie, du hättest sie zu ihrem Glück zwingen müssen. Und was soll denn aus ihr werden? Glaub nur nicht, daß ein zweiter kommt, wie der Vetter ist, gar keiner wird mehr kommen, denn daß sie den Vetter nicht gewollt hat, wird gleich das ganze Tal wissen, und jeder muß denken, wenn sie das Köpfchen so hoch trägt, daß sie nicht einmal den will, so hab' ich schon genug davon.«
»Ja, was soll aus ihr werden? Das sag' ich auch«, fuhr hier Marie Lene unaufhaltsam dazwischen, denn schon lange hätte sie gern eingesetzt, »eine wie die ist, was kann aus der werden? Zum Arbeiten, wie unsereins es kann und tut, ist sie zu vornehm, und zum Vornehmleben langt's nicht mit dem Häuschen an der Halde und nichts weiter dazu. Ein verlassenes und von allen gemiedenes Geschöpf wird sie sein. Die Verwandten hat sie von sich gestoßen und fremde Leute werden ihr den Hochmut schon zurückgeben.«
»Was sie auch reichlich verdient«, setzte Frau Katharine hinzu.
»Man muß sie noch nicht verurteilen, sie ist noch zu jung, um gleich den rechten Weg zu erkennen«, sagte die Nonna mäßigend. »Geh du jetzt mit ihr zu sprechen, Dorothea, und stell ihr alles recht vor, wie du es sehen mußt. Du weißt, daß mir nur daran gelegen ist, daß Daniels Enkelkind nicht Glück und Wohlstand verscherze, die ihm geboten sind, sonst würde ich nicht so manches Wort gesprochen haben, das viele Reden ist nicht meine Art.«
Dorothea dankte der Nonna für ihre Teilnahme und ging. Sie war so froh zu gehen; ihr war, als wäre sie am Ersticken vor Angst und Ungewißheit und Furcht vor allem, was da kommen werde.
Dori machte der Mutter die Türe auf und rief ihr fröhlich entgegen: »So, da bist du, gottlob, nun ist die Sache abgetan! Du bist gewiß auch froh darüber, Mutter?«
»Ach Dori, wenn du nur die Sache nicht so leicht nehmen wolltest, mich erdrücken die Last und Sorge und die schwerenGedanken darüber fast«, sagte Dorothea, indem sie sich hinsetzte und so kummervoll aussah, daß in Dori die Erinnerung an die lange schwere Zeit aufstieg, da nach des Vaters Tode die Mutter immer so ausgesehen hatte und nie mehr fröhlich sein konnte.
»Aber Mutter«, sagte Dori, die trüben Erinnerungen schnell verscheuchend, »jetzt hast du doch keinen Grund zu solchen Sorgen! Wir sind ja ganz froh und zufrieden zusammen, und kein Mensch muß darunter leiden, wenn wir so fortfahren; Niki Sami nimmt nur eine andere Frau.«
»Du nimmst alles viel zu leicht, Don, da ist so vieles zu bedenken, die Nonna hat ganz recht. Hättest du nur ihre Worte gehört! O wenn du nur alles so sehen könntest, wie ich es jetzt sehe!« jammerte die Mutter. »Könnte ich dir's nur so recht sagen, aber es ist, als habest du kein Verständnis dafür. Sieh, was du ausschlägst, wird dir vielleicht nie wieder angeboten und dann kann eine Zeit der Reue für dich kommen. Du stehst vielleicht einmal allein und verlassen da, ich bin tot, die Verwandten wollen nichts mehr von dir, du hast niemand, du hast keine Kinder, die dich lieb haben –«
»Kinder! Ja, die mag ich gern, Mutter«, fiel Dori ein, »habe ich denn nicht schon ein ganzes Trüppchen gehabt, und hatten sie mich denn nicht lieb? Was hat dir denn die Nonna alles gesagt, daß du solche traurige Sachen für alle Zukunft ausdenkst? Du mußt nicht mehr mit ihr über diese Sache reden, ich will schon morgen selbst zu ihr gehen und ihr sagen, wie ich denke, dann ist's fertig.«
Der Gedanke erleichterte Dorothea. War sie doch selbst heute durch die Worte der Nonna auf soviel andere Gedanken gekommen und sah die Sache nun so anders an als vorher; wie natürlich war es, daß die überzeugenden Worte der Nonna auch einen Einfluß auf Doris Gedanken ausüben würden. Auch konnte die Nonna so gut sprechen, viel besser, als sie selbst es ja zu tun verstände, das fühlte Dorothea wohl, hatte sie doch gar nicht gewußt, wie sie der Tochter nur beibringen könnte, daß ein Wertgelegt werden sollte auf Dinge, die ihrem Kinde bis jetzt ganz gleichgültig geblieben waren. Dorotha bezeugte ihre ganze Zustimmung zu diesem Vorschlag, und Doris Zuversicht, daß sie sich mit der Nonna schon verständigen werde, richtete auch die Mutter wieder ein wenig aus von ihrer
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