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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sagte Dorothea jetzt schüchtern, »es ist doch noch nicht so sicher mit der Sache, Dori will nicht ja sagen.«
    »Was? Was?« schrie Marie Lene auf, »glaubst du denn so etwas? Sei doch nicht so dumm, Dorothea! Wenn sie auch nicht auf der Stelle laut ja sagt, so sagt sie im Herzen doch schon lange ja. Wie kannst du so etwas glauben?«
    »Das sieht ihr ganz gleich, daß sie das Näschen stellt, als wäre keiner hoch genug für sie«, sagte Frau Kathrine scharf. »Es war ihr vielleicht leid genug, wenn man ihr glaubte. Der Vetter wird wohl erst ein wenig anhalten und ihr sagen müssen, sie sei zu gut für jeden, aber sie soll ihm doch die Gnade erweisen.«
    Die Nonna hatte bis jetzt geschwiegen.
    »Dorothea«, sagte sie nun bedächtig, »was du sagst, ist mir nur verständlich, wenn ich denke, wie jung deine Tochter noch ist, und daß ein übereiltes Wort bald ausgesprochen ist. Es ist natürlich das erstemal, daß diese Frage an sie getan wird, und wie die Jungen sind, sie denkt vielleicht, das kommt nun alle paar Tage so und jeder hat ihr zu bieten, was der Vetter bietet. Es ist nun an dir, Dorothea, der Tochter zu erklären, daß so etwas im Leben nicht so leicht wieder kommt, für die meisten kommt es ja gar nie in der Weise.«
    »Aber«, wandte Dorothea noch schüchterner als zuvor ein, »ich weiß ja gar nicht, ob es für Dori ein Glück wäre, sie hat soviel von ihrem Vater, und der junge Vetter in Ardez ist so ganz anders.«
    Die drei Frauen sahen sich im höchsten Erstaunen an. Daß ihr Wort des Zweifels dieses Erstaunen hervorgerufen, konnte Dorothea deutlich auf den Gesichtern sehen. Marie Lene fand zuerst Worte für ihren Eindruck: »Wenn deine Tochter von ihrem Vater her im Kopf hat, was verkehrt ist, so wirst du sie nicht darin bestärken müssen. Wenn so ein Siebzehnjähriges vor Übermut und Unvernunft nicht weiß, was es will und sein Glück wegzuwerfen begehrt, so wirst du wohl dafür da sein, ihmden Kopf zurechtzusetzen und die Mücken, die drinnen sitzen, auszutreiben. Du hast die Verantwortung und glaub du nur, daß die Zeit kommen würde, wo deine Tochter dir es bitter vorwerfen könnte, daß du ihr nicht vernünftig den Weg gewiesen und ihr zu einem Glück verholfen hast, das sie damals noch nicht zu schätzen wußte, dann aber wohl, wenn die Vernunft da ist.«
    »Und wenn sie dann allein und verlassen in ihrem Hochmut da sitzt, und keiner mehr nach ihr fragt, wird sie dir's kaum danken«, setzte Frau Katharine hinzu. »Du wirst auch nicht ewig leben, um sie hätscheln zu können, solang' sie lebt.«
    »Ich muß nun auch noch ein Wort sagen, Dorothea«, begann hier die Nonna bedächtig. »Ich weiß nicht, was du meinst mit der Ähnlichkeit deiner Tochter mit ihremVater, die für sie in dieser Sache hinderlich sein sollte. Auch mein Sohn Daniel, der Großvater deiner Tochter, hatte seine eigene Weise und war in vielem ein anderer Mann, als der junge Vetter in Ardez. Aber das hätte ihn nicht gehindert, diesem die Enkelin zur Frau zu geben, denn es ist kein Grund dazu da. Der junge Vetter ist durchaus brav und rechtschaffen, kein Mensch kann ihm etwas Unliebsames nachreden. Er lebt ehrbar und eingezogen; er verschwendet sein Gut nicht und hält den Frieden im Haus und mit jedermann. Das Besitztum, das er deiner Tochter anzubieten hat, ist nicht gering, du weißt es, und es ist kein kleines für eine junge Frau, so hinein zu sitzen, daß sie weiß, es sind alle Kisten voll und werden niemals leer, denn sie füllen sich vorweg wieder.«
    »Dori hat nie ihr Herz an Besitz gehängt, sie kennt das gar nicht«, wagte Dorothea einzuschalten.
    »Das ist es ja gerade, Dorothea«, fuhr die Nonna fort, »sie kennt es noch nicht, sie wird es bald genug kennen lernen, nun sie unter Frauen lebt, die ein geordnetes Leben führen, wie es sein muß. Dein Kind ist eben in der Wildnis aufgewachsen, und du wolltest es so, du wolltest mit deinem Mann gehen aus aller Verwandtschaft weg, wohin, wußte niemand, wir haben dich alle gewarnt.«
    »Ich habe es nie bereut, Nonna, nicht einen Augenblick«, warf Dorothea so lebhaft ein, daß die Nonna ganz erstaunt sie anblickte, eine folche Lebhaftigkeit war sonst nicht Dorotheas Art.
    »Nun wohl, wir wollen liegen lassen, was hinter uns liegt«, fuhr die Nonna fort, »aber das kann ich dir sagen, kaum ein paar Jahre werden dahingegangen sein, so wird deine Tochter gut genug kennen und zu schätzen wissen, was es ist, Haus und Hof zu besitzen und ein Leben führen zu können,

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