Was soll denn aus ihr werden?
er gern mag, das mag ich nicht. Ich hab ihn nicht einmal so gern, daß ich die kleinste Freude hätte, wenn er die Tür auftut und da steht; die meisten Male denk ich: Jetzt kommt er schon wieder, und ich wollte, er wäre nicht am Eintreten, sondern am Fortgehen. Und ich weiß doch wohl, wie es ist, wenn jemand die Tür aufmacht, auf dessen Kommen man sich freut. Glaub mir's nur, Mutter, wenn ich ganze Wochen lang am Besinnen bleibe, so sage ich dir nachher dasselbe. Mit Niki Samimein Leben zubringen und seine Frau sein, das werde ich nie tun, niemals.«
Dorothea sah, daß Dori nicht leichtfertig sprach, noch nie hatte sie ihr Kind so ernsthaft und so entschieden sprechen hören, es kam ihr vor, als sei Dori plötzlich um mehrere Jahre älter geworden. Aber die Furcht stieg immer höher in ihrem Herzen, daß Dori doch noch zu jung sei, um im ersten Augenblick alles vor Augen zu haben, was doch in Betracht gezogen werden sollte, und die Verantwortung dafür lag auf ihr selbst, das fühlte sie schwer. Aber wie sie dem entschlossenen Kinde beikommen sollte, wußte sie nicht, sie wußte nicht einmal deutlich, was zuerst und vornehmlich in Betracht gezogen werden sollte. Endlich sagte sie ängstlich: »Tu mir doch nur den Gefallen, Dori, und trage die Sache bei dir und überlege sie in der Stille. Mach nur nicht sogleich so mit allem fertig in dir. Dann wollen wir darüber mit der Nonna reden, du bist ihr Urenkelkind, sie hat ein Wort dazu zu sagen und wird uns mit gutem Rat beistehen.«
»Wie du meinst, Mutter«, sagte Dori willig, nahm ihre Arbeit wieder zur Hand und blieb schweigend daran.
Auch Dorothea schwieg, aber wie aufgeregt die Gedanken in ihr hin und her wogten, konnte man an den Blicken sehen, die sie alle Augenblicke über ihre Arbeit weg auf die Tochter warf, die ruhig an ihrem Tuch fortnähte. Don merkte wohl, daß die Mutter auch den Abend durch mit ihren Gedanken anderswo war, als bei ihrer Umgebung, denn als Dori noch einmal von dem Bilde zu sprechen begann, das sie heute gesehen und das ihr einen so starken Eindruck gemacht hatte, schaute die Mutter sie ganz zerstreut an und zeigte gar kein Interesse, während doch sonst alles, was den Herrn Doktor betraf, ihre lebhafte Teilnahme erregte. Daß die Mutter auch die ganze Nacht durch von ihren unruhigen Gedanken verfolgt wurde, davon hatte Dori freilich keine Ahnung. Sobald am andern Tag das kurze Mittagsmahl eingenommen war, machte Dorothea sich auf den Weg, die Nonna zu besuchen.Als sie am Fenster der Marie Lene vorüberging, kam diese in Aufregung herausgerannt: »Wart, Dorothea, lauf doch nicht so«, rief sie ihr zu. »Dir kann man einmal Glück wünschen, du hast's lang gut!« fuhr sie zu der Eingeholten fort, »dein Kind ist in einem guten Zeichen auf die Welt gekommen! Nur anlangen hier und gleich das große Los ziehen und das Beste erwischen, das weit und breit zu haben ist. Sag' doch ein Wort, Dorothea, bist du nicht halb verdreht im Kopf vor Freude? Tu doch nicht so versteckt, ich weiß ja alles, Niki Sami war heut schon früh da und hat mir's gesagt, daß er sie nimmt.«
»Ich muß zur Nonna hinauf«, sagte Dorothea ängstlich, »weiß sie es auch schon?«
»Ja natürlich, der Nonna hat er's zuerst berichtet. Du tust aber sonderbar zu deinem Glück! Ich will mit dir hinauf, mich nimmt wunder, was dir die Nonna sagen wird.«
Als Dorothea die Tür öffnete, schaute ihr die Nonna sehr freundlich entgegen: »Willkommen, Dorothea, ich habe gedacht, du kommest heute«, sagte sie zuvorkommend. »Setz dich hier zu mir nieder, ich denke, wir haben allerlei zu besprechen heut.«
Dorothea setzte sich, konnte aber immer noch nichts sagen, das Herz war ihr zu voll und zu schwer.
»Ja, ja, ich begreife es schon«, fuhr die Nonna fort, »daß du fast nicht sprechen kannst vor Überraschung und vor all den Gedanken, die dir mit dieser großen Veränderung kommen. Mir macht die Sache Freude, schon um Daniels willen, daß seine Enkelin in ein gutes und ehrenhaftes Haus kommt, wo sie ein schönes Leben erwartet. Und zu Niki Sami konnte ich sagen: Du hast gut gewählt, sie ist von guter Abkunft und steht deinem Hause wohl an. Und was die übrigen Güter betrifft, so hast du deren mehr als genug, auf Reichtum brauchst du nicht zu sehen.«
Unterdessen war auch Frau Kathrine eingetreten, auch sie hatte bemerkt, daß Dorothea gekommen war; sie wollte ihre Glückwünsche auch aussprechen, denn auch'ihr hatte Niki Sami seinen Entschluß verkündet.
»Nonna«,
Weitere Kostenlose Bücher