Was uns glücklich macht - Roman
Leuten ein, und eines Abends stieg sie mit ein paar älteren Jungs in den Wagen, es wurde getrunken, und dann fuhren sie um zwei Uhr morgens auf dem Highway in einen großen Lastwagen. Auf der Schule verbreitete sich das Gerücht, dass Amanda bei dem Unfall enthauptet worden sei. Ich habe immer gehofft, dass das nicht der Fall gewesen sei, jedenfalls starb sie noch vor ihrem sechzehnten Geburtstag. Die Lektion daraus ist, dass man nicht weiß, was einem morgen geschehen kann. Hätte sie sich anders entschieden, wenn sie es gewusst hätte? Natürlich. Aber sie wusste es nicht. Wir treffen unsere Wahl auf Grundlage dessen, was wir wissen, und leben mit den Konsequenzen. Hätte ich die Gewissheit, dass ich mit einer Behandlung einen Rückfall garantiert verhindern könnte, dass der Krebs jedoch garantiert wiederkehren würde, wenn ich mich nicht behandeln ließe, dann würde ich natürlich sofort die Behandlung wählen. Aber das konnte mir mein Arzt eben nicht sagen. Im Gegenteil, er versicherte mir, er könnte überhaupt nicht genau sagen, was in beiden Fällen geschehen würde. Die Zahlen schwanken, je nach Stand der Wissenschaft, der genetischen Disposition, der Fortschritte in der Forschung und manchmal gar aufgrund des sozialen und wirtschaftlichen Status. Und aufgrund vieler anderer Dinge, die ich nicht ganz verstehe.
Und so habe ich mich entschlossen, ganz im Heute zu leben.
Alles, was ich habe, ist das Jetzt und Hier. Ich habe alles, was ich mir wünsche, niemand kann versprechen, dass ich es für immer behalte, egal was ich tue, und so werde ich dieses Leben leben, lieben, hegen, jede Sekunde, die ich kann, und was dann auch kommen mag, ich bin darauf vorbereitet.
Samantha versteht das nicht. »Brooke, wenn man mir sagen würde, ich könnte meine Überlebenschancen auch nur um ein Prozent verbessern, ich würde alles dafür tun«, sagt sie bei jedem unserer Gespräche zu mir.
»Ich weiß«, sage ich dann immer, »aber du bist nicht ich.«
»Ich versteh das einfach nicht«, sagt sie.
»Ich schon«, sage ich. »Du lebst für morgen, und das ist nicht verkehrt, weil die beste Zeit deines Lebens noch in der Zukunft liegt. Aber für mich ist jetzt die beste Zeit meines Lebens. Die bekomme ich nie zurück, egal was ich tue, daher denke ich nicht daran, sie irgendetwas zu opfern.«
Ungefähr an diesem Punkt in unserem Gespräch sage ich meist, dass wir das Thema wechseln sollten; wenn wir es nicht täten, könnte ich nicht länger mit ihr befreundet sein.
»Siehst du?«, sagt sie dann immer. »Du kannst es nicht ertragen, weil du weißt, dass ich recht habe.«
Aber ich weiß nichts dergleichen.
Im Gegenteil, in Wahrheit beweist sie, dass ich recht habe.
Samantha ist der einzige Mensch in meinem Leben, der weiß, was ich durchgemacht habe, und sie ist praktisch nicht in der Lage, mit mir über irgendetwas anderes zu reden. Und genau das würde auch passieren, wenn ich offen gegen den Krebs kämpfen würde. Die Leute würden mit mir über nichts anderes reden wollen. Sie würden nichts anderes sehen, wenn sie mich ansahen. Sie würden an nichts anderes denken, wenn sie meine Kinder oder meinen Mann sehen würden. Mein Leben würde nur noch aus der Krankheit bestehen, und das will ich nicht. Ich will das Leben, das ich jetzt führe.
Sie liegt auch völlig falsch, weil sie glaubt, dass alles nur auf Scott zurückzuführen ist. Sie glaubt, ich hätte Angst, dass er mich nicht mehr lieben könnte, wenn er von meiner Krankheit erführe, dass er mich nicht mehr begehren würde oder sonst irgendwie nicht damit zurechtkäme. Darin irrt sie komplett. Mein Ehemann ist ein guter Mann. Er ist nicht perfekt, das ist niemand, aber wenn er wüsste, was die Ärzte sagen, würde er mich zwingen, sämtliche Behandlungen über mich ergehen zu lassen, und würde nicht zulassen, dass ich mich verweigere. Und genau das ist der Grund, warum ich nicht möchte, dass er davon erfährt. Ich habe mich für das Heute entschieden. Ich habe mich entschieden, jeden kostbaren Moment des Lebens, das Scott und ich uns aufgebaut haben, zu genießen und liebevoll daran festzuhalten. Ich hoffe, dass es noch sehr lange gutgeht, ich weiß, dass es nicht für immer währen wird, und so nehme ich einfach das, was ich kriegen kann, und bin dankbar dafür. Samantha scheint das nicht verstehen zu können, vielleicht können Sie es auch nicht verstehen, aber für mich ist es genau das Richtige, und das ist schließlich alles, was zählt.
Jedenfalls
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