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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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rufe ich heute Abend Samantha an, denn in einer Stunde hat sie ihre Verabredung, und ich platze schier vor Aufregung. Es ist schon lang her, seit ich zum letzten Mal jemanden erfolgreich verkuppelt habe. Und wie Sie wissen, stehe ich ja selbst ein bisschen auf ihn, was die Sache noch aufregender macht, gewissermaßen.
    » Ja , ich geh schon zum Friseur«, sagte sie, als sie ranging.
    Das war alles, kein Gruß, nur ihre ungeduldige Bemerkung, weil ich ihr wegen diesem Date schon die ganze Woche in den Ohren liege. Aber, meine Güte, das arme Mädchen hat ja schließlich keine Mutter, mit dem es über diese Dinge reden könnte. Dr. Marks ist ein attraktiver, charmanter, alleinstehender Mann, die wachsen nicht auf Bäumen. Sie kann sich nicht in einem schönen Restaurant treffen mit einem Zopf und nur ein wenig Lipgloss im Gesicht. Für einen Mann wie ihn muss man sich ein wenig Mühe geben.
    »Sei doch nicht so reizbar«, sagte ich, obwohl es mir eigentlich nichts weiter ausmachte.
    »Sorry«, sagte sie. Sie klang leicht daneben. »Ich bin schon spät dran. Was ist denn?«
    »Ich wollte dir nur einen wunderbaren Abend wünschen und viel Glück«, sagte ich. »Ich hoffe, dass der Zauber noch da ist, und ich habe das komische Gefühl, dass er das ist.«
    »Vielen Dank«, sagte sie ruhiger. »Ich freue mich darauf.«
    »Bist du nervös?«, fragte ich.
    »Ich bin nicht nervös.« Sie zögerte. »Ich bin aufgeregt. Das ist etwas anderes.«
    »Das lasse ich durchgehen«, sagte ich ihr. »Und nun denk daran: Trink nicht zu viel, zieh nicht mal in Erwägung anzubieten, du könntest irgendetwas selbst bezahlen, und vergiss nicht, dass du nichts über meine Situation sagen darfst.«
    Samantha stieß einen lauten, genervten Seufzer aus. »Weißt du«, sagte sie, »das Beste, was ich für dich tun könnte, wäre, es ihm zu erzählen.«
    »Ich weiß, dass du das nicht tun wirst«, sagte ich ruhig. »Ich weiß, dass du mein Vertrauen nicht missbrauchen würdest. Ich habe dich nur daran erinnert, weil er die einzige Person ist, die du kennst, die mich auch kennt.«
    »Was ist mit Katherine?«
    »Also gut, ja, sie würde sich auch an mich erinnern«, sagte ich. »Erzähle es ihr auch nicht. Und jetzt musst du los. Ich wünsche dir einen wunderbaren, romantischen, denkwürdigen Abend. Du darfst auf keinen Fall schon beim ersten Date mit ihm schlafen. Und wenn du mich nicht gleich morgen früh anrufst und mir alles haarklein erzählst, werde ich dir das nie verzeihen.«
    Katherine
    »Sag, hast du von meiner Ehe gehört?«
    Die Worte hingen in der Luft wie das Echo eines Knallfroschs. Phil saß neben mir, unsere Hände waren ineinander verschlungen, sein Knie berührte meines. So nah waren wir uns schon lange nicht mehr gewesen. Ich würde ihn nicht küssen. Das kam nicht in Frage, auch wenn das nicht heißt, dass ich keinerlei Bedürfnis verspürte, ihn zu küssen. Mir zum Trotz, allem, was passiert war, zum Trotz – ich musste einräumen, dass er mir immer noch gefiel. Er ist stark und klug, entschlossen und dynamisch. Vielleicht ist er alles, was mein Vater am Ende nicht war. So hatte ich das noch nie betrachtet, aber plötzlich tat ich es. Auf einmal erkannte ich es, hier auf der Couch, nah genug, um den Rauch in seinem Haar zu riechen und den kleinen Flecken unter seinem Kinn zu entdecken, den er beim Rasieren übersehen hatte. Er ist so, wie ich mir meinen Vater gewünscht hätte. Ach, all das Geld, das ich mir für die Therapie hätte sparen können, wenn ich das nur schon früher gesehen hätte.
    Jedenfalls sah Phil nicht mehr ganz so gut aus, aber immer noch gut . Er hat immer noch diese großen, kräftigen Hände, stark geworden in seiner Kindheit, als er seinem Vater half, Kisten mit Milchflaschen in Brooklyn auszuliefern. Man kann sich die Nägel feilen und die Nagelhaut schneiden, aber die Muskeln in den Händen eines Mannes werden ihn immer verraten.
    Und ich bin immer noch eine Frau. Vielleicht ist das das Wichtigste, was ich dort auf dem Sofa herausfand. Es ist so leicht, das zu vergessen, wenn man krank ist, wenn man sich so daran gewöhnt hat, sich vor Krankenschwestern zu entkleiden, dass man sich nicht mal mehr die Mühe macht, die Tür zu schließen, wenn sich der attraktive Arzt für nichts anderes interessiert als die Darmbewegungen in dieser Woche, wenn man sich davor fürchtet, etwas mit den Haaren anzustellen, weil dann so viele in der Bürste zurückbleiben, wenn man anfängt, Boxershorts zu tragen, weil die

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