Was uns glücklich macht - Roman
sich dauernd um sie gekümmert, sodass die Zeit, die uns blieb, meist für Sex reserviert war. Aber als Daniel zehn oder elf war und Michael auf dem Internat, waren wir auf uns gestellt, und es gab einfach keine gemeinsame Grundlage. Sie hat mich nicht angetrieben. Sie hat mich nicht herausgefordert. Früher einmal hatte ich gedacht, dass sie aus genau dem Grund die perfekte Frau für mich war, aber plötzlich stimmte das nicht mehr.«
Scharf unterbrach ich ihn. »Phil, an dieser Geschichte interessiert mich bisher gar nichts, und ich habe wirklich ernsthafte Zweifel, ob das noch besser wird. Ich danke dir, dass du dich um mein Geld gekümmert hast, das war eine wunderbare Geste von dir, auch wenn du es nur deswegen getan hast, weil du dein schlechtes Gewissen beruhigen wolltest nach all dem Mist, den ich deinetwegen durchmachen musste. Aber ich weiß es zu schätzen. Und, ehrlich gesagt, bin ich in den letzten Monaten zu der Erkenntnis gelangt, dass nicht du für den ganzen Mist verantwortlich bist, sondern ich selbst. Du hast mich einfach nur abserviert, anderen Leuten passiert tagtäglich Schlimmeres. Die Tatsache, dass ich mich darüber so lange definiert habe, ist mein Problem, nicht deins. Und genauso ist die Tatsache, dass du eine geistlose Hure geheiratet hast, dein Problem, nicht meins. Es macht dir also hoffentlich nichts aus, wenn mich die Tatsache, dass sie dich betrogen hat, nicht zum Weinen bringt. Vermutlich hat sie dir damit die Hälfte deines Besitzes gespart, die sie bei einer Scheidung sonst bekommen hätte, wenn du sie einfach nur vor die Tür gesetzt hättest. Also, es war schön, dich wiederzusehen, wir sollten uns wirklich bald wieder treffen. Ich glaube, für heute Abend reicht es mir.«
Ich stand auf und begann Richtung Schlafzimmer zu gehen. Ich war kurz davor, ihm zu entkommen, als er sagte: »Kat, ich weiß nicht, warum ich dir das jetzt sage, aber die Wahrheit ist, nicht sie hat mich betrogen, sondern ich sie.«
Ich blieb stehen. Ich drehte mich nicht zu ihm um, aber ich hörte zu.
»Ich war schon jahrelang fremdgegangen. Hat wohl im zweiten Ehejahr angefangen, obwohl ich damals noch glücklich war. So verrückt das klingen mag, ich habe es gemacht, einfach nur weil ich es konnte. Die Arbeit habe ich dabei außen vor gelassen, aber es gab ja noch jede Menge andere Möglichkeiten, in Flugzeugen, Hotelbars, Fitnessclubs. Ich konnte jede Frau haben, die ich wollte, das habe ich auch ausgenutzt und mir nie Gedanken deswegen gemacht. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob es was mit meiner Ehe zu tun haben könnte, mit den Gefühlen, die ich meiner Frau entgegenbringe, ich kam mir nie unmoralisch vor. Es war einfach etwas, was ich gemacht habe, weil es keinen zwingenden Grund gab, es nicht zu tun.«
»Nicht wenn man ein narzisstischer Soziopath ist, das sehe ich schon. Erzähl weiter.«
»In den letzten Jahren hat es sich verändert. Nicht die Häufigkeit, aber die Bedeutung. Ich war von meiner Ehe vollkommen desillusioniert. Und so habe ich mehr gesucht bei diesen anderen Frauen. Es beschränkte sich nicht mehr auf ein bisschen Schmeichelei, ein bisschen Schmuck und sehr viel Sex. Ich wollte reden. Ich wollte zum Essen ausgehen. Ich wollte, dass es bedeutsam wurde, und da wusste ich, dass sich etwas ändern musste.«
Er hielt inne. Ich drehte mich zu ihm um. Er saß noch, sah kleiner aus, als ich ihn je gesehen habe. Phillip ist ein großer Mann, in jeder Hinsicht. Aber nicht auf dieser Couch. Nicht an diesem Tag.
Er fuhr fort. »Die Frage war, was sollte ich machen? Ich wollte raus aus dieser Ehe, aber das würde mich ungefähr hundert Millionen Dollar kosten. Und bevor ich mir noch schlüssig werden konnte, entdeckte ich dieses Ding an meinem Schwanz. Nur was Kleines, wie ein Pickel. Aber es wurde größer, und in nur zwei Tagen …«
»Hör auf, mir das zu erzählen«, sagte ich.
»Ich bin endlich zum Arzt gegangen, und natürlich war es Herpes. Der Arzt hat gefragt, ob ich wüsste, wo ich mir das geholt haben könnte, und ich sagte ihm, ich hätte keine Ahnung. Und er fragte mich, wie ich das meine, und ich sagte, es kämen fünf oder sechs verschiedene Frauen in Frage, und er fragte mich, ob eine davon meine Frau sein könnte, und ich sagte, das sei höchst unwahrscheinlich.«
»Das ist die schlimmste Geschichte, die ich je gehört habe«, meinte ich.
Phil ignorierte mich und fuhr fort: »Ich fragte den Arzt, was ich tun sollte, und er sagte, ich sollte meiner Frau lieber
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