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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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für mich.« Er hielt inne. »Ich bin ein ziemliches Arschloch, oder, Kat?«
    Ich sagte nichts. Er wartete, vielleicht weil er wollte, dass ich Entschuldigungen für ihn fand, vielleicht wollte er, dass ich ihn anschrie, aber ich hatte nicht vor, es ihm irgendwie leichter zu machen. Was er mir auch sagen wollte, er würde es sagen müssen, ohne dass ich ihm dabei half.
    »Als ich hörte, dass du krank bist, habe ich mich schrecklich gefühlt, aus vielen Gründen, und ich wollte es irgendwie in Ordnung bringen. Vielleicht bin ich ein Mistkerl, ich weiß es nicht, aber ich habe so das Gefühl, wenn ich jetzt für dich das Richtige tue, kann ich nachts vielleicht besser schlafen.«
    Ich blieb ruhig. Ich hatte wirklich sehr lange gewartet, um zu hören, was immer er zu sagen hatte; ich war es mir selbst schuldig, dass ich mir alles anhörte, bevor ich ihn hinauswarf.
    »Und so«, fuhr er fort, »will ich dir als Erstes sagen, dass ich deine Kündigung nicht angenommen habe. Ich habe sie dem Vorstand verheimlicht, zuerst weil ich dachte, ich würde dir Zeit lassen, es dir anders zu überlegen, und dann, als ich hörte, dass du krank bist, ging ich zum Vorstand und sagte ihnen, dass die Gerüchte, die sie über deine Kündigung mitbekommen hätten, jeder Grundlage entbehrten, dass du immer noch hundertprozentig zu uns gehören würdest und dass wir dich auf jede erdenkliche Weise unterstützen sollten. Das wurde natürlich einstimmig angenommen. Und deswegen überbringe ich dir jetzt herzliche Grüße vom Vorstand, jeder macht sich Sorgen um dich, und wenn es irgendetwas gibt, was sie tun könnten, würden sie es sofort machen.«
    »Das ist nett«, sagte ich, wusste aber, dass die Wünsche des Vorstands nicht das Ausschlaggebende waren.
    »Als leitende Angestellte hast du natürlich Anspruch auf Übernahme der Behandlungskosten, du brauchst keinen Cent zu bezahlen, egal wie lange es dauert oder wie teuer es wird. Darauf hast du mein Wort, und der Vorstand hat auch hier zugestimmt.«
    »Das ist sehr nett«, sagte ich, obwohl auch das noch nicht die Hauptsache war.
    »Und weil ich deine Kündigung nicht akzeptiert habe, behältst du auch deine Gewinnbeteiligung, was bedeutet, volle Vergütung auf dem aktuellen Stand, auf unbegrenzte Zeit. Und wir wissen ja, dass das nur ein kleines Stück des Puzzles ist.«
    Nun kapierte ich, und noch ehe er es aussprach, stiegen mir die Tränen in die Augen.
    »Mit einstimmiger Billigung des Vorstands habe ich die Zuteilung aller Firmenoptionen und Prämien vorgezogen. Mit Wirkung zum Ersten des nächsten Monats werden sie alle bis auf den letzten Penny zuteilungsreif und zum aktuellen Marktwert an dich übergehen.«
    Das ganze Geld, das ich zurückgelassen habe. Alles. Mit meiner Kündigung habe ich auf Optionen in zweistelliger Millionenhöhe verzichtet, und es war mir egal. Aber nun habe ich alles wiederbekommen. Dafür hat Phillip gesorgt.
    »Das hättest du nicht tun müssen«, sagte ich.
    »Ich weiß«, meinte er, und nun setzte er sich neben mich. »Aber es schien mir das Richtige zu sein.«
    »Na«, sagte ich und tätschelte ihm den Oberschenkel, »das ist sehr, sehr nett.«
    »Es fühlt sich irgendwie so an wie das Mindeste, was ich tun konnte. Wie gesagt, vielleicht schlafe ich heute Nacht dann besser.«
    Wir saßen in einvernehmlichem Schweigen nebeneinander. Das Ticken meiner antiken Standuhr war sehr laut, hallte durch die ganze Wohnung. Nach all den Jahren sah ich, dass es das war, was ich am meisten vermisst hatte. Das einvernehmliche Schweigen. Ich habe zwanzig Jahre nicht mehr daran gedacht, vielleicht, weil ich es nie anderswo gefunden habe. Aber so sitzen zu können, wir zwei nebeneinander auf der Couch, meine Hand auf seinem Oberschenkel, seine Hand über meiner, während wir dem Ticken einer Uhr lauschen und kein Wort sagen. Es ist sehr schön.
    Dann musste er es natürlich ruinieren. »Kat«, sagte er, »ich habe das überwältigende Bedürfnis, dich zu küssen.«
    Ich hatte nicht vor, ihm ins Gesicht zu lachen.
    Wirklich nicht. Ich bin sicher, es hat sein Ego mehr verletzt, als ich wollte. Eigentlich hatte ich ihm überhaupt nicht wehtun wollen. Die Tage, an denen ich mir wünschte, dass er leiden müsse, waren vorüber. Als ich ihm ins Gesicht lachte, war dies eine ganz normale Reaktion auf seinen ungeschickten Annäherungsversuch, nicht mehr, nicht weniger.
    »Na, das habe ich nicht erwartet«, sagte er mit verletztem Blick.
    »Tut mir leid«, sagte ich, »ich habe

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