Was uns glücklich macht - Roman
so viel praktischer und bequemer sind als die übliche Unterwäsche. Ich hatte meinen begehbaren Kleiderschrank seit drei Monaten nicht mehr betreten, ging mir auf, doch während Phil meine Hand hielt, wusste ich, dass ich wieder reingehen würde, vielleicht gleich nachdem er gegangen war. Ich wollte mich wieder kleiden wie ich selbst. Ich wollte Make-up tragen. Ich würde die langhaarige blonde Perücke kaufen, zu der Samantha mich hatte überreden wollen. Plötzlich klang Maries elegante Hochzeit, vor der mir noch vor kurzem so gegraut hatte, ziemlich gut. Ebenso wie die Vorstellung, wenn ich ehrlich bin, mit Phil zu schlafen.
Doch dann hatte er mich nach seiner Ehe gefragt, und alles, was in mir langsam warm geworden war, wurde sofort wieder kalt. Sanft entzog ich ihm die Hand und zog den Kragen meines Pullis bis zu den Ohren hoch. Die restliche Zeit, die wir noch zusammen waren, behielt ich meine Hände bei mir.
»Ich habe gehört, dass du und Holly euch getrennt habt«, sagte ich ausdruckslos. »Tut mir leid, dass ich keine Karte geschrieben habe, aber ich war recht beschäftigt.«
»Das meine ich nicht«, sagte er und rutschte ein wenig unbehaglich herum. »Was hast du denn gehört?«
Ich hatte nicht den Wunsch, ihn zu verletzen, wirklich nicht. Trotz all der schrecklichen Dinge, die ich ihm im Lauf der letzten Jahre an den Hals gewünscht hatte, wollte ich ihn jetzt, wo sich die Gelegenheit bot, nicht verletzen. Vielleicht weil er so verletzlich aussah. Vielleicht war das wirklich alles, was ich brauchte – nicht, ihn tatsächlich leiden zu sehen, sondern in einer Lage, in der er leiden könnte. Ich brauchte nicht zu sagen, was ich gehört hatte, nur um ihn zu demütigen, aber was wahr ist, muss wahr bleiben, und es zu verheimlichen schien mir auch wenig sinnvoll.
»Ich habe gehört, dass Holly eine Affäre hatte«, sagte ich langsam und vorsichtig. »Dieses Gerücht ging im Büro um. Aber ich weiß auch, wie unzuverlässig die Gerüchteküche sein kann, daher habe ich angenommen, dass es nicht stimmt.«
»Es stimmt.«
Seinen Blick konnte ich nicht ganz einordnen. »Tut mir leid, das zu hören«, sagte ich.
»Danke«, erwiderte er, hielt kurz inne und schöpfte Atem. »Aber an der Geschichte ist noch mehr dran.« Er zog eine frische Zigarette aus der Packung und hielt sie unangezündet zwischen den Fingern. »Ich habe keine Ahnung, warum ich das dir erzähle«, sagte er, »aber aus irgendeinem Grund möchte ich, dass du es weißt. Vielleicht wegen allem, was zwischen uns passiert ist. Vielleicht weil ich glaube, dass es dich glücklich macht. Oder weil ich es einfach irgendwem erzählen muss und aus irgendeinem Grund immer noch das Gefühl habe, dass du mir trotz allem näher stehst als jeder sonst.«
Ich starrte ihm nur ins Gesicht und wurde allmählich ein wenig zornig. Warum fing er nach all den Jahren an, jetzt so zu reden?
»Du bist außer meinem Arzt der einzige Mensch, der es erfahren wird. Mein Doc ist an die ärztliche Schweigepflicht gebunden. Unser Gespräch ist natürlich nicht vom Gesetz geregelt, aber ich baue darauf, dass dir bewusst ist, dass ich dir das im Vertrauen erzähle, und dass du es für dich behältst.«
»Ich verrate kein Wort«, sagte ich.
»Meine Ehe war schon seit Jahren in großen Schwierigkeiten«, sagte er. »Und um dir die Wahrheit zu sagen, der Grund dafür ist derselbe Grund, warum ich sie und nicht dich gewählt habe.«
Ich setzte mich ein wenig aufrechter hin. »Na, ich kann kaum erwarten, es zu hören.«
»Holly hat mich nicht so gefordert«, sagte er. »Wenn ich sie in ein Restaurant ausführte, war das für sie der wunderbarste Abend der Welt. Wenn ich davon sprach, nach Europa zu reisen, benahm sie sich, als würden wir zum Mond fliegen. Du warst anders. Du hast damals mehr verdient als ich und hattest ganz ähnliche Zukunftspläne wie ich. Ich hatte immer das Gefühl, dass du alles, was ich dir geben könnte, schon erwartet hast. Sie hat alles so viel mehr zu schätzen gewusst. Irgendwie war es mit ihr dadurch viel leichter.«
Die Worte hatte ich schon gehört. Ich selbst hatte sie gesagt, aber sie jetzt von ihm zu hören enttäuschte mich ein wenig. Zwanzig Jahre meines Lebens liefen auf nicht viel mehr hinaus als darauf: Holly war leichter zu beeindrucken mit den Dingen, die Phil ihr zu geben beschloss, als ich es gewesen wäre.
»Zuerst war es okay«, fuhr er fort, »wegen der Kinder. Als sie klein waren, habe ich dauernd gearbeitet, und sie hat
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