Was uns glücklich macht - Roman
es aus, und ich werde die Worte laminieren und immer bei mir behalten. Vieleicht hänge ich das Zitat an den Kühlschrank. Und es wird nicht bei dem einen bleiben. Das ist erst der Anfang. Es wird andere Zitate geben, andere Ideen, andere Leute, die mich verstehen, ohne dass ich ihnen je begegnet wäre, andere Worte und Sätze, die ich abrufen kann, wenn ich sie brauche, vielleicht in der Kirche, bei einer Dinnerparty oder wenn ich meinen Kindern etwas Wichtiges beibringen will. Ich kann sie benutzen, wenn ich mit Samantha über meine Entscheidung diskutiere, oder wenn ich allein in der Wanne liege und sie selbst hinterfrage. Es fühlt sich einfach gut an, dass da draußen Leute sind, die besser mit Worten umgehen und mein Leben erklären können. Nicht dass es erklärt werden müsste, wenn Sie mich fragen. Es fühlt sich trotzdem gut an.
Samantha
Sieben Monate später
Um sieben Uhr morgens geht es hier immer besonders lebhaft zu.
Ich bin an diesem Sonntag früh aufgestanden, um meine E-Mails zu checken, und es macht mir kaum etwas aus, ich musste mir nicht mal den Wecker stellen, obwohl ich seit unserem Aufbruch hart gearbeitet habe. Etwas an der salzigen Ozeanluft fühlt sich so vertraut an, so belebend, davon wird mein Kopf ganz klar. In der Hektik der Stadt neige ich dazu, ganz benommen aufzuwachen, egal wie lang ich geschlafen habe. Aber hier am Strand bin ich konzentriert und ausgeruht, auch nach dem vielen Wein letzten Abend und dem mitternächtlichen Nacktbaden.
Das Haus ist einfach sensationell, genau wie Katherine gesagt hat, wenn nicht noch besser. Während ich jetzt in der Küche sitze und Kaffee trinke, spüre ich die Wärme der Sonne, wie sie die Wolken auflöst und über dem Meer emporsteigt. Ich höre die Möwen über der Brandung schreien, während sie nach dem tauchen, was nachts angeschwemmt worden ist. Über den Weg kommen die Surfer in Massen an, ich sehe drei von ihnen auf dem Wasser, aber es müssen bestimmt noch zwanzig am Strand sein, wo sie ihre Neoprenanzüge anziehen; es ist ein kalter Morgen, vermutlich hat es da draußen nicht mehr als 15 Grad, vielleicht 20 nach dem Frühstück.
Katherine hat volle Schränke zurückgelassen; ich trage einen Morgenrock aus silbergrauem Flanell, der ihr gehört, über einem Seidenpyjama, der meiner ist. Ich habe nicht gern ihre Kleider an, weder hier noch in New York, aber hin und wieder mache ich eine Ausnahme. Heute Morgen hat es sich genau richtig angefühlt, luxuriös und dekadent, wie ein Eisbecher mit Karamellsauce.
Auf mich warten über siebzig E-Mails, als ich mich einlogge. Ich muss mehr Leute einstellen. Dieses Unternehmen ist größer geworden, als Katherine und ich gedacht hätten, was bemerkenswert ist, da wir beide von Anfang an ehrgeizig gewesen sind. Aber mir ist nun klar geworden, dass ich Hilfe brauche. Siebzig E-Mails sind einfach zu viel für einen Sonntagmorgen, vor allem, wenn er so schön und heiter ist wie heute. Ich würde Marie so gern einstellen, aber sie erwartet nun jeden Tag ihr erstes Kind, und wenn ich mit ihr spreche, habe ich den Eindruck, dass sie ihr Arbeitsleben hinter sich gelassen hat. Wir werden sehen, wie es ist, wenn das Baby da ist und sie sich daran gewöhnt hat, vielleicht überlegt sie es sich noch anders, aber ich will mich nicht darauf verlassen. Sie wirkt ziemlich zufrieden. Ich will sie nicht drängen, aber ich frage sie irgendwann noch einmal.
Mich hat noch nie ein Mensch so beeindruckt wie Marie. Was sie tat, und wie sie es tat, stellt für mich die mutigste, liebevollste Aktion dar, die ich je erlebt habe. Ich sagte Katherine, dass ich nichts damit zu tun hatte und auch nichts davon wusste, was beides der Wahrheit entsprach, ob Katherine es nun glaubte oder nicht. Ich habe ihr versprochen, dass ich mich nicht einmischen würde, was Stephen anging, und ich hätte mein Wort ihr gegenüber nie gebrochen.
Ich fand es zur selben Zeit heraus wie Katherine, am Abend der Hochzeit, als Maurice mit dem Wagen vor meinem Gebäude vorfuhr und darin zu meiner Überraschung nicht Katherine saß, sondern nur Marie. Als Maurice herumkam, um die Tür zu öffnen, sah ich ihn fragend an.
»Steigen Sie ein«, sagte er. »Bestimmt erklärt sie es Ihnen.«
Mit sie meinte er Marie, nicht Katherine, und sie erklärte es mir auch, auf der Stelle, in ihrem Hochzeitskleid, während der Wagen auf der Auffahrt im Leerlauf lief und die letzten Sonnenstrahlen durch das offene Fenster fielen.
»Ich habe eine Riesensache
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