Was uns glücklich macht - Roman
genau wie seine Schwester. Scott und ich lachten in weinseligem Amüsement, und Megan zog ein komisches Gesicht, um zu verdeutlichen, wie ekelhaft der Kuss gewesen sein musste, und es war alles sehr komisch. Nur dass Ashley nicht lachte.
»Jared«, sagte sie, ein wenig rot im Gesicht. »Ich erinnere mich gar nicht daran. Wahrscheinlich hast du das geträumt.«
»Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich war wach. Ich erinnere mich. Ihr habt euch geküsst!«
Und dann war Megan aufgestanden und spielte eine Knutschszene nach, wobei sie die Arme dramatisch um sich geschlungen hatte und schmatzende Geräusche machte, die laut genug waren, um den Hund zu erschrecken.
Scott, der sein Gelächter nun unter Kontrolle hatte, sah zu Jared. »Hat es so ausgesehen, als Ashley und Eric sich geküsst haben?«
»Na ja, fast«, sagte Jared, der sich schon wieder seinen Makkaroni zugewandt hatte, »nur hatten sie keine Kleider an.«
Einen Augenblick hingen die Worte in der Luft. Scott nahm sofort einen Riesenschluck von seinem Pinot Noir und sah rasch zu Ashley hinüber, die inzwischen dunkelrot angelaufen war und die Lippen geöffnet hatte, zweifellos, um vergebens darauf zu bestehen, dass Jared das Ganze nur geträumt oder erfunden hatte. Aber bevor sie ein Wort sagen konnte, wurde die Stille von Megan durchbrochen, die plötzlich wie wild durch den Raum tobte, Kussgeräusche von sich gab und so heftig lachte, dass sie auf den Boden fiel, wo sie sich weiter vor Lachen bog und schrie: » NACKTKÜSSER , NACKTKÜSSER !«
»Jared«, sagte Ashley, weil sie protestieren musste, obwohl die Geschichte offensichtlich stimmte, »du erfindest das doch. Das ist nicht nett.«
»Nein«, erklärte er nüchtern. »Ich hab deine Möpse gesehen.«
Megan konnte nicht mehr.
» ICH HAB DEINE MÖPSE GESEHEN ! ICH HAB DEINE MÖPSE GESEHEN !«
Die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, während sie sich kreischend auf dem Küchenboden wälzte, in jener Mischung aus Lachen und Staunen, zu der nur Kinder fähig sind. Sie wusste, dass es komisch war, sie wusste, dass es peinlich war, sie wusste, dass irgendetwas an der Sache nicht stimmte, aber sie wusste nicht was, und auch nicht, warum. Und so konnte sie vor allem eins, nämlich Krach machen, und das tat sie, so gut sie konnte, bis Scott dem schließlich ein Ende bereitete.
»Das reicht.«
Er schrie nicht, das tat er fast nie, er hat nur einen gewissen Ton an sich, der eindeutig klarmacht, dass dies keine Bitte ist, sondern ein Befehl. Dieser Ton gefällt mir sehr; ich habe ihn schon in vielen Situationen gehört, die mit Käsemakkaroni nichts zu tun hatten. Megan setzte sich rasch wieder hin und aß weiter, und Jared trank seine Milch. Ich goss mir und Ashley Wein nach und nahm einen großen Schluck. Und dann war alles still, bis auf das Klirren des Bestecks, und ich konnte Ashley nicht ansehen, aus Angst, ihr Entsetzen zu sehen.
Schließlich begann Scott zu lachen. Zuerst leise, als wüsste er, dass er es eigentlich nicht komisch finden dürfte, es aber dennoch komisch fand. Und ich fand es auch komisch. Irgendwann erlaubte Scott sich zu lachen, ich tat es ihm gleich, und bald bogen wir uns beide vor Lachen, und die Kinder ebenfalls, obwohl sie keine Ahnung hatten, warum, aber sie nutzten jede Gelegenheit zum Lachen. Und ich stand auf, ging um den Tisch herum zu Ashley, legte von hinten die Arme um sie und drückte sie. Zu meiner großen Freude begann sie ebenfalls zu lachen, und so saßen wir da, erfreuten uns an unserem Wein oder unserer Milch, und vor allem freuten wir uns aneinander, mein Mann, mein Sohn, meine Tochter, ihre ehemalige Babysitterin und ich, und es war so viel Liebe in diesem Zimmer, dass sie in der Luft hing wie Nebel an einem Frühlingsmorgen.
Und nachdem ich heute meinem Mann einen Abschiedskuss gegeben und meine Kinder in die Schule gebracht hatte, setzte ich mich an meinen Computer und suchte ein Zitat heraus, an das ich mich noch vom College erinnerte. Es stammt aus Goethes Faust , ein Stück, das mir damals überhaupt nicht gefallen hatte, aber an den Inhalt habe ich mich immer erinnert: Ein Mann schließt einen Pakt mit dem Teufel, bietet ihm im Austausch für einen einzigen Augenblick der Vollkommenheit seine Seele, für einen Moment, in dem er pures, reines Glück verspürt.
Und Schlag auf Schlag
Werd’ ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön.
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Ich druckte
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