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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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musterten sie jeden Mann, der zur Tür hereinkam. Marie war sich sicher, dass sie Stephen erkennen würde, wenn sie ihn sähe. Es gab keinen Grund, warum sie das sollte, aber sie war davon überzeugt.
    Gegen neun gaben sie auf und gingen die Main Street hinunter, um sich ein Eis zu holen. Unterwegs hörten sie Musik und stießen auf ein Jazzkonzert auf der Wiese gegenüber der Skateboardanlage. Sie setzten sich und hörten zu, genossen die saubere Luft und die sanfte Brise. Und gerade als es Zeit zum Schlafengehen wurde, erinnerte sie sich daran, was auf der anderen Seite des Parks lag, und nahm Adam bei der Hand.
    »Komm mit«, sagte sie, »ich muss dir etwas zeigen.«
    »Was denn?«
    »Mir ist gerade eingefallen, wo ich gern heiraten würde.«
    Das Rauschen des Wassers über den Steinen wurde lauter, als sie sich von der Musik entfernten, und sie erreichten den Kiesweg und gingen an dem Schild vorbei, auf dem JOHN DENVER SANCTUARY stand, der Jazz hinter ihnen verklang, und alles, was blieb, war das Rauschen des Flüsschens und das Knirschen ihrer Schritte. Und sie hielt den ganzen Weg seinen Arm und dachte, wie perfekt es wäre, das wichtigste Versprechen ihres Lebens an diesem Ort zu leisten. Da sah sie den Hund.
    Sie weinte, als sie uns von ihrer Begegnung mit Stephen erzählte, sie hatte auch in jener Nacht geweint, und er war genauso, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Er erinnerte sich ganz genau an jedes Detail seiner Zeit mit Katherine, einschließlich Maries gewagter SMS . An diesem Abend saßen sie lange auf den Steinen, und Stephen hörte aufmerksam zu, als sie ihm alles erklärte, einschließlich Katherines Diagnose und Behandlung, was sie vor sich hatte, wie es ihr ging. Und nachdem sie fertig geworden war, sagte sie, hatte er nicht gewankt, nicht gezögert und nur vier Worte gesagt: »Ich will sie sehen.«
    Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, entwickelten sie ihren Plan und begannen die Arrangements zu treffen.
    »Und der Rest«, sagte Marie zu Maurice und mir an jenem Abend im Wagen, »ist Geschichte.«
    Sie atmete noch einmal tief durch, und plötzlich wurde es still, denn wir waren alle drei zum selben Zeitpunkt total überwältigt. Ich streckte die Hand nach Marie aus und küsste sie immer wieder, und ich umarmte sie, bis ich spürte, dass sich ihre Tränen mit den meinen mischten. Dann hörte ich, wie eine Wagentür zugeschlagen und eine andere geöffnet wurde, und schließlich stieg Maurice zu uns in den Fond.
    »Ich weiß nicht, ob es sich schickt«, sagte er, »aber ich brauche jetzt auch eine Umarmung.«
    Wir drei umarmten uns lange Zeit, dachten an Katherine und Stephen, fragten uns, was sie in diesem Augenblick taten, was sie zueinander sagten, ob sie Händchen hielten, ob sie miteinander tanzten.
    Endlich rückte Maurice seine Chauffeurmütze zurecht. »Meine Damen«, sagte er, »was tun wir jetzt?«
    »Wir fahren in meine Wohnung«, sagte Marie. »Adam wartet dort schon mit einem Friedensrichter, der uns trauen soll.«
    Und dahin gingen wir dann auch. Maurice und ich waren die einzigen Zeugen. Und nun bekommen sie ein kleines Mädchen, es kann jeden Augenblick so weit sein, und es soll Katherine heißen.
    Ich würde Marie wirklich einstellen, sie vollbringt wahre Wunder. Und ich habe keinen Zweifel, dass Katherine immer wollte, dass sie mitmacht bei dem, was wir gerade tun. Vielleicht werde ich sie irgendwann einmal überreden können.
    Ich vermisse Katherine.
    Ich freue mich sehr darüber, dass sie jetzt an einem besseren Ort weilt, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich sie schrecklich vermisse. Die Energie in ihrem Blick, ihre großen Schritte, selbst als der Schmerz in ihrem Rücken ganz schlimm wurde und sie aufgrund der Chemo unter Übelkeit und Mundtrockenheit litt. Trotzdem war es schwer, mit ihr Schritt zu halten. Sie hatte eine erstaunliche Präsenz, immer, an guten wie an schlechten Tagen. Ich vermisse alles an ihr.
    Am Morgen nach ihrer Wiedervereinigung mit Stephen erzählte sie mir von ihrer Idee. Ich hatte kaum geschlafen, hatte mich im Bett gewälzt, das Telefon neben mir auf dem Kissen, um sicherzugehen, dass ich wirklich aufwachte, wenn Katherine anrief, was sie um kurz nach neun tat.
    »Guten Morgen, Sonnenschein«, sagte sie. »Was weißt du von meinem Abend?«
    »Alles und nichts«, erwiderte ich. »Du weißt, dass ich nichts damit zu tun hatte.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Du hast dich genau so verhalten, wie du es solltest. Marie

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