Was uns glücklich macht - Roman
ebenso. Ich kann mich glücklich schätzen, euch beide in meinem Leben zu haben.«
»Vergiss Maurice nicht. Er hat geweint wie ein Baby, als er rausfand, was vor sich geht.«
Das brachte sie zum Lachen.
»Wo bist du?«, fragte ich sie.
»Zu Hause. Ich muss etwas mit dir besprechen. Ich habe das schon seit einer ganzen Weile vor, und nun scheint endlich der perfekte Zeitpunkt gekommen.«
»Katherine, was es auch ist, es kann warten«, sagte ich. »Wenn du mir nicht jetzt sofort und in allen Einzelheiten erzählst, was letzten Abend geschehen ist, werde ich verrückt.«
Sie lachte noch einmal. »Das tue ich schon, ich verspreche es. Aber du musst zu mir kommen. Ich erzähl dir alles beim Frühstück.«
»Werde ich irgendwem Besonderen begegnen, der zufällig bei dir übernachtet hat?«
»Könnte sein.«
Innerhalb von fünf Minuten saß ich im Taxi.
Ich bin Stephen nicht sofort begegnet, er lag noch im Bett und schlief. Katherine erzählte mir von ihrem Abend, wie sie getanzt und Champagner bis Mitternacht getrunken hatten, wie sie dann in ihre Wohnung gefahren und miteinander geschlafen hatten und dann erkannten, dass sie beide noch nichts zu Abend gegessen hatten, worauf sie ihren Kühlschrank plünderten, sich an den Küchentisch setzten und den Sonnenaufgang erlebten. Und nun schlief er, und sie nicht, denn sie hatte etwas noch Wichtigeres, was sie mir sagen wollte, weil es nicht mehr länger warten konnte.
»Erinnerst du dich noch, wie du mich gefragt hast, wie viel Geld ich habe, und ich dir gesagt habe, du würdest es schon erfahren, wenn es so weit ist?«, begann sie.
»Ja.«
»Nun, jetzt ist es so weit.«
Und während wir am Küchentisch saßen, während ich Kaffee trank und einen Bagel mit Frischkäse aß, erklärte sie mir alles ganz genau. Ich formuliere das so, weil es mich so beeindruckt hat, wie detailliert ihre Vision war. An diesem Morgen habe ich erfahren, dass Katherine ein Genie ist, was mir eigentlich schon aufgrund ihrer beruflichen Erfolge hätte klar sein müssen, aber manchmal muss man ein Genie in Aktion erleben, um es wirklich schätzen zu lernen.
Sie erzählte mir, dass sie sich während der langen Stunden, in denen sie zugesehen hatte, wie ihr die Chemikalien in die Venen tropften, damit beschäftigt hätte, diese Pläne zu entwickeln. Auf die Art, sagte sie, hatte sie mehr Zeit und geistige Energie auf diese Geschäfte verwandt als auf alle, die sie an der Wall Street abgeschlossen hatte.
»Manche waren hundert Milliarden Dollar wert«, sagte sie, »aber letztendlich ist das auch nur Geld. Und wenn die Wall Street und mein Vater mir irgendetwas beigebracht haben, dann dass Geld im Prinzip bedeutungslos ist. Und jemand anders hat mir beigebracht, dass es darauf ankommt, was man mit dem Geld macht.« Sie sah mir direkt in die Augen. »Und zwar du.«
Aus einem Aktenkoffer zu ihren Füßen holte Katherine eine wunderschöne Ledermappe heraus und schlug sie auf. »Ich habe das schriftlich festgehalten, weil ich alles genau richtig sagen wollte«, erklärte sie. »Ich war nie besonders gut darin, anderen Leuten meine Gefühle darzulegen, daher schien mir sicherer, es auf diese Art zu tun. Ich hoffe, du empfindest es nicht als zu unpersönlich. Ich verspreche dir, jeden Mangel an Gefühl macht dieses Papier durch Ernsthaftigkeit wieder wett.« Dann räusperte Katherine sich und begann zu lesen. »Bei unserer ersten schriftlichen Kontaktaufnahme habe ich dir gesagt, Samantha, dass du mir den Glauben an den inneren Anstand der Menschheit zurückgegeben hast. Und seither hast du dich jeden Tag selbst übertroffen. Ich glaube nicht, dass es mir möglich ist, je in Worte zu fassen, was mir deine Freundschaft, deine Hingabe in den letzten drei Monaten bedeutet haben. Aber ich glaube, fraglos behaupten zu können, dass ich ohne dich nicht so weit gekommen wäre. Das klingt wie ein Klischee, aber ich glaube, es ist tatsächlich die Wahrheit. Wenn ich also sagen würde, dass du mir das Leben gerettet hast, würde es so ziemlich zutreffen. Und es ist sehr schwer, einen Weg zu finden, dir dafür zu danken.«
Katherine nahm einen Schluck Kaffee. Unsere Hände zitterten ein wenig.
Als sie weiterlas, hatte sich ihr Ton verändert. Sie sprach mit ihrer professionellen Stimme, als lieferte sie in einem Sitzungssaal eine Präsentation ab.
»Ich habe während der letzten Wochen viele Gedanken darauf verwandt, was ich mit meinem Geld anfangen soll. Ich hoffe, noch lange hier zu sein, aber man
Weitere Kostenlose Bücher