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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Hotelmanager, ein Telefon und ein Glas Champagner.«
    Er brachte mir zuerst den Champagner, und er war fantastisch, so anders als der, den ich letzten Abend getrunken habe, als ich auf den Rest meines Lebens angestoßen habe. Aber jetzt, bei Licht betrachtet, bei hellem Sonnenlicht, war mir klar, wie albern das gewesen war. Nicht nur, weil ich »ScheißLarryBird« in einen Computer getippt und herausgefunden hatte, dass mein Ehemann nicht der war, für den ich ihn gehalten hatte, sondern aus hundert anderen Gründen. Man sollte einfach nie zu weit vorausplanen. Man kann schließlich nicht wissen, was die nächste Woche, der nächste Monat, das nächste Jahr einem bringen, geschweige der Rest des Lebens. Das einzig Beständige ist die Unbeständigkeit. Genau das habe ich in diesem Augenblick verstanden, als ich die Sonne auf den Wangen und den Champagner auf den Lippen gespürt habe. Die Vorstellung, man könnte tatsächlich wissen, was man sich für das ganze restliche Leben wünscht, ist unlogisch und unvernünftig. Am ehesten noch kann man wissen, was man zum Lunch möchte.
    »Guten Tag, Miss.«
    Die Stimme erklang hinter mir, eine andere Stimme diesmal. Es war nicht der Kellner, sondern ein attraktiver älterer Mann in weißem Blazer. Er zeigte dasselbe liebenswürdige Lächeln wie der Kellner, doch seine Stimme war viel tiefer, und sein Auftreten verriet, dass er hier das Sagen hatte. Er sah aus, als wäre er Europäer, vielleicht Spanier.
    »Mein Name ist Eduardo Marquez, ich bin der Hotelmanager. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    Eine Weile lang sagte ich gar nichts, hauptsächlich, weil mir seine Stimme so gut gefiel. Er klang genau wie diese Figur in dem Film Die Braut des Prinzen . Ich wollte einfach still dasitzen im warmen Sonnenschein und in seinem Bariton schwelgen.
    »Miss«, sagte er noch einmal, und ich erkannte, dass er kurz davorstand, seine europäische Gelassenheit zu verlieren, »man hat mir gesagt, dass Sie mich zu sehen wünschen. Also, womit kann ich Ihnen dienen?«
    Ich seufzte tief und nahm alle Entschlossenheit zusammen.
    »Also, Mr. Marquez, es verhält sich ungefähr folgendermaßen: Eigentlich sollte ich gerade meine Flitterwochen im Four Seasons verbringen, aber es hat sich herausgestellt, dass mein Mann eine Frau vögelt, die für ihn arbeitet, was in vielerlei Hinsicht schrecklich ist. Zum Beispiel, weil mein Vater ihn schon die ganze Zeit für ein Arschloch gehalten hat und sich jetzt herausstellt, dass er recht hatte, und wenn Sie meinen Vater kennen würden, wüssten Sie, dass das beinahe so schlimm ist, wie herausfinden zu müssen, dass meine Ehe nicht mal eine Woche gehalten hat. Aber die gute Nachricht ist, ich bin darüber hinweg. Über es und über ihn , es hat nur ein bisschen Zeit und ein bisschen Nachdenken gebraucht, und das habe ich auf dem Weg hierher erledigt. Jetzt möchte ich eigentlich nur noch ein Telefon haben, damit ich meinen Vater anrufen und wir die Ehe annullieren lassen können, und danach lasse ich mich für das nächste Triathlon hier auf der Insel registrieren. In der Trainingszeit würde ich gern in Ihrem Hotel wohnen, weil Sie das beste Obst haben, das ich je gegessen habe. Nach dem Triathlon kehre ich zurück nach New York und zu meinem Job beim Fernsehen, und wenn ich nie wieder einen anderen Mann kennenlerne, ist das auch okay.«
    Ich wünschte, Sie hätten Eduardo Marquez’ Gesicht sehen können: Seine Miene zeigte eine ganz entzückende Mischung aus Unglauben und Ehrfurcht. Er dachte bestimmt, dass ich entweder nur Stroh im Kopf hatte oder komplett verrückt war, oder vielleicht auch beides, aber das war mir egal, schließlich wusste ich, dass beides nicht zutraf.
    »Nun, Miss«, sagte er schließlich und rückte seine Krawatte zurecht, »vielleicht könnte ich Ihnen zuallererst mal das Telefon bringen, um das Sie mich gebeten haben.«
    »Das wäre großartig«, erwiderte ich und reichte ihm die Hand. Und als wir Hände schüttelten, legte ich meine andere Hand so zart ich konnte über seine. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Er verneigte sich ein wenig und zog sich langsam zurück. Ich nutzte die Gelegenheit, meinen Champagner zu trinken, und es fühlte sich immer noch großartig an, wie er mir durch die Kehle rann. Aber nun wollte ich auch wieder etwas Gesundes, einen Smoothie, einen Eiweißshake oder vielleicht sogar eine Tasse grünen Tee; ich hatte zu tun. Mit dem Training würde ich sofort anfangen müssen. Ich sah auf die Wellen, die

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