Was uns glücklich macht - Roman
Tage abwarten, bis die Hautrötungen vom Waxing abgeklungen waren. (Übrigens hat mir noch nichts derart höllische Schmerzen bereitet. Lieber würde ich auf dem Rücksitz eines Taxis ohne jedes Schmerzmittel Drillinge gebären, als mir das noch einmal anzutun.) Sobald die Kinder im Bus saßen, machte ich mich daran, im Haus die richtige Atmosphäre zu schaffen. Als Erstes musste ich mich entscheiden, welches Zimmer ich nehmen wollte. Das Schlafzimmer schien das nächstliegende, doch unser Schlafzimmer ist nicht besonders erotisch. Es ist bequem und sehr gemütlich, ich liege sehr gern mit Scott im Bett und plaudere mit ihm, während im Kamin ein Feuer knistert, aber im Schlafzimmer haben wir auch den meisten Sex, und der ist oft nicht so romantisch. Meist besteht er aus morgendlichen Quickies am Wochenende, bevor die Kinder aufwachen, und wir können es nie sonderlich spontan machen, weil ich unbedingt erst die Tür schließen muss, die Vorstellung, wir könnten mittendrin überrascht werden, ist mir einfach unerträglich.
»Liebling«, hat er mir einmal ins Ohr gestöhnt, »die Kinder sind nicht da.«
»Und was ist, wenn Lucy reinkommt?«, fragte ich.
»Lucy ist ein Golden Retriever.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst, aber sie kommt trotzdem dauernd hier rein.«
»Aber sie ist ein Hund.«
»Ich kann keinen Sex haben, wenn der Hund zusieht«, erklärte ich und setzte mich auf. »Das gehört sich nicht.«
Seither hat er nie mehr Einwände erhoben, wenn ich wollte, dass die Tür geschlossen wurde. Pamela lachte übrigens völlig hysterisch, als ich ihr das alles erklärte, und meinte, das erotischste Foto wäre vielleicht einfach von mir, nackt neben einer unverschlossenen Tür.
So weit also zum Schlafzimmer.
Als Nächstes zog ich die Küche in Betracht, wo wir die meiste Familienzeit verbringen; meist koche ich oder räume auf, während die Kinder essen, am Küchentisch Hausaufgaben machen oder im Wohnzimmer nebenan auf dem Sofa sitzen und fernsehen. Scott sagt immer wieder, er fände mich nie so sexy wie am Herd, aber ich glaube, das sagt er nur, um mich in die richtige Stimmung für einen Quickie nach dem Essen zu bringen. Oft funktioniert das übrigens auch – ich beklage mich nicht –, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das der richtige Raum für die Fotos wäre.
Scotts Büro auch nicht. Neben Schreibtisch und Bürosessel stehen dort nur ein Computer, ein Fax, ein Kopierer, ein Drucker, zwei Telefone, ein kleiner Fernseher und ein Radio von Bose. In dem Raum gibt es nichts, was nicht an einem Kabel hängt.
Die Kinderzimmer kommen natürlich nicht in Frage, auch nicht die Badezimmer, auch wenn das größte einen Whirlpool hat, denn selbst die Andeutung einer Kloschüssel im Bild zerstört die Wirkung vollkommen. Und ich habe nicht die Absicht, es draußen am Pool zu machen, denn wenn meine gesellschaftsgeile, neugierige, klatschsüchtige Nachbarin auch nur einen Blick auf meinen nackten Hintern wirft, wäre das ungefähr so, als hätte ich ihn in den Abendnachrichten zur Schau gestellt.
Und so stehe ich vor einem wirklich merkwürdigen Problem. Es ist, als wäre man aufgebrezelt bis zum Gehtnichtmehr und hätte keinen Ort, wo man hinkönnte, nur umgekehrt. Ich möchte mich nicht anziehen, sondern aus ziehen. Aber selbst in meinem eigenen Haus gibt es anscheinend keinen Ort, wo ich das tun könnte.
Samantha
Als ich die Augen öffnete, stand der Kellner mit dem freundlichen Lächeln immer noch vor mir und wartete – möglicherweise – darauf, dass ich lachte oder vielleicht auch weinte. Aber ich würde weder das eine noch das andere tun. Plötzlich war mir sehr ernst zumute, und ich wusste auf einmal ganz genau, was ich brauchte.
»Würden Sie den Hotelmanager bitten, zu mir zu kommen?«, fragte ich.
»Natürlich, Miss«, erwiderte er. »Aber darf ich noch einmal fragen, wollen Sie Ihre Mahlzeit auf Ihr Zimmer schreiben lassen?«
»Nein, noch wohne ich nicht in diesem Hotel«, sagte ich. »Aber ich werde bald hier wohnen.«
»Sehr wohl«, sagte er liebenswürdig. »Zahlen Sie bar oder mit Kreditkarte?«
»Um ehrlich zu sein, habe ich kein Geld bei mir. Aber ich weiß, wo ich welches bekommen kann.«
Sein freundliches Lächeln begann zu flackern. Ich glaube, er hielt mich für verrückt, was ich ihm nach unserem Gespräch auch kaum zum Vorwurf machen konnte.
»Ich kann meinen Lunch schon bezahlen, keine Sorge«, erklärte ich. »Ich brauche dazu nur drei Dinge, bitte: den
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