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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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allmählich in die Sache hineinzufinden. Ich ließ den Mantel auf den Boden fallen und betrachtete mich in einem mit Grateful-Dead-Schädeln dekorierten Spiegel.
    »Nicht so gut wie Jessica Biel«, sagte ich laut, »aber gar nicht schlecht.«
    Im nächsten Moment hörte ich das Kreischen des japanischen Publikums und die Schlagzeug-Intro zu »I Want You to Want Me«.
    Und dann war Pamela hinter mir im Spiegel. »Auf geht’s«, sagte sie.
    Ich war noch nie so bereit zu etwas wie jetzt.
    Samantha
    »Also«, sagte mein Vater, »bist du bereit zuzugeben, dass ich recht hatte?«
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob du zu irgendwelchen Einsichten gekommen bist. Zumindest was meine Meinung zu dem Kerl angeht, den du gesehen und eine Viertelstunde später geheiratet hast.«
    Mein erster Gedanke war, dass das jetzt ja wohl nicht wahr sein konnte. Nicht dass mein Vater mich so unter Druck setzte, das tut er schon mein Leben lang. Aber woher wusste er Bescheid? Ich hatte ihm doch noch gar nichts erzählt.
    »Dad, was ist hier los?«, fragte ich.
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte er. »Du erzählst mir , was hier los ist.«
    Hin und wieder wird mir vor Augen geführt, wieso mein Vater ein so guter Geschäftsmann ist. Es liegt nicht nur daran, dass er rücksichtslos (nehme ich jedenfalls an) und brillant ist (das kann ich aus erster Hand bestätigen), er ist auch äußerst gewitzt, was die jetzige Situation bestens bewies. Offenbar wusste er etwas, aber ich wusste nicht, was, und ich wusste auch nicht, woher.
    »Hör zu, Dad«, sagte ich, verzweifelt darum bemüht, mir meine positive Stimmung nicht verderben zu lassen, »wie gesagt, habe ich einen recht merkwürdigen Tag. Offensichtlich haben wir beide etwas, was wir sagen wollen, und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mir in meiner jetzigen Verfassung helfen würde, wenn du anfängst.«
    Er lachte am anderen Ende der Leitung. Es klang nicht ganz so boshaft wie sonst, was ungewöhnlich für ihn ist. Wenn man mit meinem Vater sonst herumdiskutiert und er lacht, dann klingt das immer wie Vincent Price in »Thriller«, dem Video von Michael Jackson. Aber das hier war anders. Er wollte mich schonen. Das konnte ich hören.
    »Liebes«, sagte er. »Robert hat angerufen.«
    Ich habe keine Ahnung, warum mich das so überraschte. Es gab nur zwei Personen auf der Welt, die wussten, dass etwas im Busch war, die eine war ich, die andere Robert – wenn mein Vater nun wusste, dass es zwischen uns Probleme gab, lag die Vermutung nahe, dass Robert ihn darauf aufmerksam gemacht hatte. Aber warum? Ich war doch erst seit ein paar Stunden weg.
    »Er hat mir erzählt, was passiert ist.«
    Und schlagartig wurde es mir klar: Ich habe weder das Laptop ausgeschaltet noch mich ausgeloggt, noch das Stromkabel aus der Steckdose gezogen, nichts von alldem. Ich habe es aufgeklappt stehen lassen, sodass er das Aktfoto seiner Wahlkampfleiterin sofort auf dem Bildschirm sehen konnte. Meine Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln. Gut. Eine bessere Art, es herauszufinden, gibt es nicht.
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich. Zu meiner Überraschung klang meine Stimme irgendwie brüchig. Es hörte sich an, als könnte ich anfangen zu weinen, was mir zuerst seltsam vorkam, aber plötzlich merkte ich, dass mir die Tränen die Wangen hinabliefen.
    »Um ehrlich zu sein, war er sehr offen«, erwiderte mein Vater. »Dafür muss ich ihm Anerkennung zollen. Für ein verlogenes Arschloch ist er recht freimütig.«
    Ich lachte ein wenig.
    »Er sagte, dass er mir etwas erzählen müsste«, fuhr mein Vater fort, »und dass er wollte, dass ich es zuerst von ihm erfuhr. Er sagte, er hätte etwas mit einer Frau aus seinem Wahlkampf gehabt. Ich glaube, es war diese Brünette mit den Riesentitten, die mir Vorträge über das Rauchen gehalten hat.«
    »Genau die«, sagte ich.
    »Er sagte, dass er was mit ihr angefangen hat, Monate bevor er dir begegnete, und dass er durcheinander war und nicht wusste, was er tun sollte, aber dass er dich liebt und eine gute Ehe mit dir führen will. Und dass er dir alles erzählen wollte, wenn der passende Moment gekommen wäre, aber dass du heute offenbar irgendwas entdeckt hast, was die Sache beschleunigt hat. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Er bat mich, der Situation ohne Vorurteile zu begegnen und ihm bitte zu helfen, dich zu finden, da du spurlos verschwunden wärst. Das war ungefähr alles, was er zu sagen hatte.«
    Ich

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