Was uns glücklich macht - Roman
so wurde sie aktiv; wir packten alles zusammen und gingen zu ihr. Bei ihr zu Hause war es großartig, selbst wenn ihr Haus gar nicht so toll ist. Pamela ist schon älter und geschieden, hat hervorragenden Geschmack, aber nicht allzu viel Geld. Ihren Stil könnte man am besten mit »Hippieschick« beschreiben, sie ist schließlich ein Kind der Sechziger und macht immer noch hin und wieder das Friedenszeichen. Ihr Haus ist ungefähr so, wie man es von einer alternden Hippiekünstlerin erwarten würde: überall psychedelische Farben, schummrige Beleuchtung, Teppiche an den Wänden, im Wohnzimmer eine Kollektion gerahmter Rockalben. Ich fand das superschön, weil es so anders ist als meine Einrichtung zuhause. Irgendwie schien es mir sehr angemessen, etwas so Ungewöhnliches, wie Aktfotos zu schießen, an einem so ungewöhnlichen Ort wie Pamelas Haus zu tun. Ich bat sie sogar, etwas Musik für uns aufzulegen. Ich wollte Rockmusik, und zwar laut.
»Ich glaube, da habe ich genau das Richtige«, meinte Pamela mit einem verschmitzten Zwinkern.
Sie hüpfte praktisch aus dem Zimmer, um die Musik aufzulegen. Ich dachte mir, dass man wohl genau das meinte, wenn man von einem Modell und einem bestimmten Fotografen sagte, bei ihnen hätte es klick gemacht. Ich habe das immer für aufgesetztes Hollywoodgerede gehalten, aber jetzt erkannte ich, dass es so etwas tatsächlich gab. Ich wusste einfach, dass Pamela genau verstand, was ich wollte. In diesem Augenblick vertraute ich ihr so sehr, dass ich ihr mein Leben anvertraut hätte.
Dann setzte die Musik ein. Led Zeppelin.
Oh yeah.
Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis: Ich bin eine Rockerbraut. Ich weiß, dass ich nicht so aussehe. Und ich benehme mich auch nicht mehr so. Ich bin jetzt Mutter und eine – hoffentlich – sexy Ehefrau, gehöre zum Tennisclub, engagiere mich in der Schule meiner Kinder, wohne am Stadtrand, aber die Rockerbraut steckt noch in mir. Ob Aerosmith, Van Halen, Led Zeppelin, Cheap Trick oder Pink Floyd, ich liebe sie alle. Und in dem Moment, als Robert Plants Stimme meine Ohren flutete, kann ich das Gefühl nur als orgastisch beschreiben.
Ich habe abgezappelt und Luftgitarre gespielt, und dann kam Pamela zurück und warf den Kopf herum, als wären wir in Woodstock, und ich kann mich nicht erinnern, wann ich in den letzten Jahren so viel Spaß gehabt hatte.
»Wie wäre es mit einem Drink?«, fragte ich laut, um die Musik zu übertönen.
»Was schwebt dir denn vor?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Weißwein?«
»Himmel, nein!«, rief Pamela. Sie zwinkerte schon wieder mit den Augen. »Ich glaube, ich habe da genau das Richtige.«
Dann lief sie in die Küche, und ich ließ es im Wohnzimmer weiter krachen. Als Led Zeppelin abrockte, ging ich mit ihnen mit, sang aus voller Kehle mit, auf den Knien wie Tom Cruise in Lockere Geschäfte .
»Versuch es mal damit!«
Pamela trug ein Silbertablett herein mit einer in Scheiben geschnittenen Limette, einem Salzstreuer und einer Flasche Tequila von Patrón.
»Ist das dein Ernst?«
»Allerdings.«
»Um zehn Uhr morgens?«
»Pass auf, Süße«, sagte sie und stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab. »Ich nehme an, du willst nicht, dass diese Bilder nach zehn Uhr morgens aussehen, hab ich recht?«
»Du hast so recht«, erwiderte ich.
»Also dann«, sagte Pamela und goss einen Schluck Tequila ins Glas. Dann nahm sie meine rechte Hand und leckte mir über das Handgelenk. Sie schüttete etwas Salz auf die Stelle und gab mir das Glas. »Hier, Baby. Machen wir es so, wie es sich gehört!« Ohne zu zögern, leckte ich das Salz ab, nahm das Glas, kippte den Tequila, nahm eine Scheibe Limette und grub die Zähne hinein. Das Ganze war sagenhaft, einfach sagenhaft. Tequila habe ich schon seit Jahren nicht mehr getrunken. Der Drink war scharf auf der Zunge und warm in der Brust. Er schmeckte gut und fühlte sich sogar noch besser an.
»Gib mir noch einen«, sagte ich, und der zweite war sogar noch besser als der erste.
Dann hatte Pamela die Kamera in der Hand und starrte mir direkt ins Auge.
»Also dann, Süße«, sagte sie, sanfter nun, beruhigender, »bist du bereit?«
»Eins noch«, sagte ich.
»Was du willst.«
»Hast du Cheap Trick at Budokan ?«
Sie lächelte und ging wieder hinaus. Ich knöpfte meinen Mantel auf. Darunter trug ich einen Body, den ich gekauft hatte, als ich mitbekam, wie Scott einen ähnlichen an Jessica Biel in einem Film musterte. Ich fand es keine schlechte Idee, mich so
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