Was uns glücklich macht - Roman
schon die ganze Zeit unbedingt mit Ihnen verkuppeln …«
Jetzt wurde es demütigend. »Hören Sie auf.«
»Nein, warten Sie«, protestierte sie. »Er ist sehr attraktiv und sehr nett. Ich habe mich mit ihm im Aufzug unterhalten, er ist geschieden, ohne Kinder, trägt schicke Anzüge, sieht aus, als wäre er im richtigen Alter – er könnte das große Los sein.«
Ich kenne Maries Haus. Sie wohnt in der Central Park West. Ihr Verlobter ist einer der erfolgreicheren Banker in unserer Immobilienabteilung. Aber es war trotzdem einfach unmöglich.
»Ich kann das nicht machen«, sagte ich.
»Warum nicht?«
»Gibt es etwas Erbärmlicheres«, sagte ich, »als an seinem vierzigsten Geburtstag zu einem Blind Date zu gehen?«
Sie lächelte. »Am Geburtstag zu Hause sitzen und American Idol schauen«, erklärte sie. »Was, wie ich hinzufügen könnte, in den letzten drei Jahren ohnehin ziemlich mies geworden ist.«
Ich habe Marie gegenüber American Idol nie erwähnt. Sie ist einfühlsamer, als ich ihr manchmal zutraue.
»Wie kommen Sie auf die Idee, er könnte heute Abend Zeit haben?«, fragte ich.
»Ich kann es rausfinden«, erwiderte sie aufgeregt. Sie konnte spüren, dass ich nachgab. »Ich hab seine Handynummer.« Ich zuckte mit den Achseln. Dann seufzte ich. Rollte mit den Augen. Schließlich gingen mir die Mittel aus, mit denen ich wortlos Genervtheit signalisieren konnte.
»Also gut, rufen Sie ihn schon an«, sagte ich, als ließe ich mich auf ein hochriskantes Geschäft ein, was es im Grunde ja auch war.
»Sofort«, sagte sie ganz aufgeregt. »Ich komme gleich wieder.«
Fünf Minuten später war sie zurück und strahlte über das ganze Gesicht.
»Acht Uhr«, sagte sie. »Gramercy Tavern, nur Sie beide. Er sagt, er ist derjenige im blauen Anzug. Ich glaube, er wollte witzig sein.«
Ich versuchte mir ein Lachen abzuringen, doch es gelang mir nicht.
»So, wie Sie sich anziehen«, fuhr sie fort, »habe ich ihm gesagt, er würde Sie erkennen, sobald Sie zur Tür reinkämen.«
»Na, danke für den zusätzlichen Druck.«
»Chefin, seien Sie nicht albern, Ihre Klamotten sind einfach Wahnsinn«, sagte sie. »Vielleicht schaue ich auch kurz vorbei und linse durchs Fenster, nur um zu sehen, was Sie anhaben.«
Brooke
»Und, was hast du an?«
Es ist komisch, aber ich kann nicht zählen, wie oft mich mein Mann das schon gefragt hat. Manchmal im Scherz, manchmal nicht. Wo auch immer er sich auf der Welt aufhält, Scott weiß, dass er nicht zu Bett gehen darf, ohne mich erst anzurufen und mir Gute Nacht zu sagen. Meine Stimme soll die letzte sein, die er hört, ehe er schlafen geht, und was immer er sich von dieser Stimme wünscht, ich gebe es ihm. Er beginnt das Gespräch unweigerlich mit der Frage, was ich anhabe, und aus seinem Ton kann ich meist schließen, ob er hören will, dass ich einen Flanellpyjama anhabe, oder ob er die Pornoqueen mit ihrer Fantasiegarderobe vor sich sehen will. Ich spreche jedes Outfit mit ihm durch, das er sich wünscht – natürlich ist ihm vollkommen klar, dass ich solche Sachen gar nicht besitze –, und ich rede so lange mit ihm, wie es eben dauert, bis er eingeschlafen ist. (Besonders witzig wird es, wenn er in Europa oder Asien ist; ich habe diese Gespräche schon im Flüsterton beim Fußballtraining oder auf dem Parkplatz an der Schule geführt.) Wie gesagt, ich erwarte von meinem Mann, dass er mir bedingungslos treu ist, und ich akzeptiere, dass diese Forderung mit gewissen Verpflichtungen einhergeht. Was er braucht, gebe ich ihm, und im Gegenzug sucht er es nie anderswo. Finde ich nur fair.
Jedenfalls, worauf ich hinauswill, ist, dass er immer fragt: »Und, was hast du an?«
Und ich kann nicht zählen, wie oft meine Antwort hieß, dass ich absolut gar nichts anhätte.
»Nur fünfzehn Zentimeter hohe Absätze und ein Lächeln, Süßer«, habe ich zu allen möglichen Gelegenheiten gehaucht.
Und so fand ich es mehr als nur ein bisschen ironisch, dass ich zum allerersten Mal wirklich überhaupt nichts anhatte, es aber nicht Scott war, der mich anrief.
Es war mein Babysitter, und es entpuppte sich als Notfall.
Lange Geschichte.
Oder vielleicht doch nicht so lang. Sie fängt in meinem Haus an, als Pamela und ich keinen passenden Ort finden konnten, an dem wir die Bilder machen konnten. Glücklicherweise kennt Pamela mich gut genug, um zu merken, wann ich den Mut verliere. Sie konnte sehen, dass der Augenblick vertan wäre, wenn wir nicht rasch etwas unternehmen würden, und
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