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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Du hast auf meine PN nicht geantwortet, und das verstehe ich vollkommen. Könntest du vielleicht deine Geschichte auf den neuesten Stand bringen? Ich kann nicht erklären, warum, aber ich muss es einfach wissen.
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    Persönliche Nachricht
    Von: Brooke B.
    An: Samantha R.
    BrustKrebsForum.org
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    Andrew Marks ist unser Kinderarzt, und er ist total knuffig. Er sieht aus, als könnte er hervorragend küssen. Stimmt’s?
    – – –
    Persönliche Nachricht
    Von: Samantha R.
    An: Brooke B.
    BrustKrebsForum.org
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    Ich kann gar nicht sagen, wie aufgeregt ich war, als ich mich heute Morgen eingeloggt habe und mein Icon blinken sah. Bisher hat mir vom Forum noch niemand eine PN geschickt, ich wusste, dass sie von dir stammen musste. (Ich habe übrigens keine sehr guten Erfahrungen gesammelt mit E-Mail-Überraschungen. Irgendwann einmal erzähle ich dir die Geschichte. Riesendrama .)
    Es war kein ganz einfacher Tag. Die gute Nachricht ist, dass der Wiederaufbau ein voller Erfolg war, der Chirurg rechnet nicht mit Komplikationen. Alles ist so gut, wie es unter diesen Umständen nur sein kann. Dennoch bin ich müde und traurig und befürchte, dass ich mich nie wieder so gut fühlen werde wie vor gerade einmal drei Wochen. Ich war eine ernstzunehmende Athletin. Nun bin ich eine Patientin. Ich weiß, dass ich dankbar sein sollte. Ich weiß, wie viel schlimmer das alles sein könnte, aber es tut mir leid, im Augenblick fällt es mir schwer, mich glücklich zu schätzen.
    Deine Nachricht hat mich aufgemuntert. Ich kann nicht glauben, dass Andrew euer Kinderarzt ist. Ich wusste, dass er in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, aber ich hatte keine Ahnung, dass er immer noch in Greenwich ist. Ich habe ihn aus den Augen verloren, als er in Yale war. Er ist nicht mal bei Facebook, einer der wenigen Leute von früher, die dort keinen Account haben. Ich glaube, das letzte Mal habe ich ihn bei der Beerdigung seines Vaters gesehen, das ist vielleicht zehn Jahre her. Die ganze Stadt war dort. Ich habe Andrew von weitem gesehen, hatte aber keine Gelegenheit, mit ihm zu reden.
    Es überrascht mich nicht zu hören, dass er attraktiv ist. Das war er schon immer, vor allem an jenem Abend, als wir Bee Gees in den Ohren hatten und ich in seinen Armen lag. Wir haben eine Weile getanzt, vielleicht noch drei, vier Songs, und beim nächsten langsamen Tanz (»Can You Feel the Love Tonight« von Elton John) kam mein Vater angeprescht und erklärte lautstark, nun müsse er aber einmal mit seiner Tochter tanzen. Ich habe gesehen, was für eine merkwürdige Miene Andrew gemacht hat. Er kannte meinen Dad (jeder kannte meinen Dad), und ich glaube, dass ihm in diesem Moment aufging, wer ich war. Und ich sah ihm in die Augen, befürchtete, er könnte es bereuen oder sich schämen, aber davon war nichts zu sehen. Andrew wirkte sehr zufrieden, und attraktiv wie eh und je.
    Er verbeugte sich förmlich und bot meine Hand übertrieben schwungvoll meinem Vater dar. Die Geste war doof und komisch zugleich, hätte leicht kitschig sein können, aber ich war da schon so verknallt in ihn, dass er sich alles hätte leisten können. Und so tanzte ich mit meinem Vater, und dann bin ich zum Tisch zurückgegangen und habe weiter am Guss meines Schokoladenkuchens herumgepickt. Andrew kam nicht wieder rüber, um mich noch einmal zum Tanzen aufzufordern oder um sich zu verabschieden. Ich bin heimgefahren, hab mir ein heißes Bad eingelassen und bin ewig in der Wanne gelegen.
    Am Montag in der Schule fand ich in meinem Spind eine handgeschriebene Nachricht, rote Tinte auf einem Stück Papier mit Lochung, das aus einem Heft herausgerissen worden war.
    Danke für den fabelhaften Abend.
    Bis dann
    A . M.
    Den Zettel habe ich noch, eines meiner liebsten Erinnerungsstücke. Es war toll, dass er sich die Mühe gemacht hat herauszufinden, welches mein Spind war, und irgendwie mag ich es immer noch ganz besonders, wie er das Wort »fabelhaft« verwendet hat, das ich seither nirgends mehr gelesen oder gehört habe. Ich werde es als eine der reizendsten Begegnungen meines Lebens im Gedächtnis behalten, selbst wenn sich nichts daraus ergeben hat. Meine Erinnerung an das alles hat etwas unendlich Romantisches an sich; wenn du mir sagen würdest, du hättest alles mit Video aufgenommen, würde ich es nicht sehen wollen, weil ich Angst hätte, dass es gar nicht so perfekt war, wie ich es in Erinnerung habe. Und ich betrachte Andrew immer noch als meinen

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