Was uns glücklich macht - Roman
ersten Mal, wie es ist, wenn das Herz anfängt, schneller zu klopfen, und einem die Luft wegbleibt. Ich wollte ihm sagen, dass er mich kannte, selbst wenn ihm das nicht bewusst war. Ich war dasselbe Mädchen, das er auf diesen Bällen schon dutzende Male gesehen hatte, nur dass ich diesmal ein erwachseneres Kleid anhatte und Mascara trug und vorher beim Friseur gewesen war. Aber gleichzeitig wollte ich ihm das alles gar nicht sagen. Etwas an der Rolle des geheimnisvollen, hübschen Mädchens sprach mich an. Und während ich dort saß und »Sehr gern« sagte, wurde mir klar, dass es in Ordnung war, ein Mädchen und gleichzeitig Sport-Fan zu sein. Vielleicht kann ich mich deswegen so gut an diesen Abend erinnern.
Vielleicht liegt es auch an der Art, wie Andrew mich hielt.
Zuerst spielte die Band »Stayin’ Alive« von den Bee Gees, und alle sprangen von den Stühlen, um Boogie zu tanzen, sogar mein Dad, mit einer der Geschiedenen, die seit Mutters Tod hinter ihm her waren. Aber darüber dachte ich in dem Moment nicht nach. Ich dachte, wie gut Andrew tanzen konnte, wie schick er in diesem Anzug aussah. Er war ziemlich groß. Große Männer haben mir immer gefallen, seit diesem Abend.
Als der Song zu Ende war, spielten sie »How Deep is Your Love«, auch von den Bee Gees. Du kennst den Song, nicht wahr? Ich mag ihn, mochte ihn schon vor diesem Abend. Für mich ist das der romantischste Song, den ich kenne. Als die Band ihn an diesem Abend anstimmte, im Ballsaal dieses Krankenhauses, begann ich unter den Armen ein wenig zu schwitzen. Um uns herum begannen die Leute, die Tanzfläche zu verlassen; viele Leute, die bereit waren zu einem Boogie, wollten nicht zu einem langsamen Tanz bleiben. Und wir? Ich wusste es nicht. Als ich zu ihm aufblickte, sah ich, dass er es auch nicht wusste. Aber ich konnte erkennen, dass er wollte, und ich wollte auch, daher war mir klar, dass wir schließlich auf der Tanzfläche bleiben würden, aber ich hielt es für besser, die Entscheidung ihm zu überlassen. Ich stand nur da, schwitzte und versuchte, meine Befangenheit wegzulächeln, bis er sich ein Herz fasste, und als er es dann tat, war es keine große Sache, nur ein verlegenes Schulterzucken und ein Blick, der besagte: »Ich will, wenn du auch willst«, aber das reichte mir. Ich tat einen wohlüberlegten Schritt auf ihn zu, er breitete die Arme aus, und ich begab mich in seine Umarmung. Und dann war es, als wäre außer uns niemand auf diesem Fest, als wäre außer uns niemand im Saal, niemand auf der Welt, nur Andrew Marks, der Song und ich.
Das war also der Abend, an dem ich über mich herausfand, dass es mir gefiel, hübsch zu sein. Davor hatte es für mich keine Rolle gespielt, aber ab diesem Moment war es mir wichtig. Selbst jetzt lege ich Wert darauf, während ich in diesem Bett liege, ein fleckiges Nachthemd trage, das hinten im Nacken zusammengebunden wird, und an das Kleid denke, das ich trug, als ich mit Andrew Marks tanzte. Es ist mir wichtig, auch wenn ich daran denke, wie sich das Leben für mich jetzt gestalten wird.
Heute haben sie mir die Brüste abgenommen.
Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass es die richtige Entscheidung war, sie ist mir leichtgefallen, aber die Worte jetzt zu tippen, fällt mir trotzdem nicht ganz so leicht. Sie nur anzusehen, sie bei der schwachen Hintergrundbeleuchtung meines Laptops zu lesen, das ist hart. Sie haben mir die Brüste abgenommen. Mein Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ist stark erhöht, durch ein bestimmtes Gen. Ohne dieses Gen, sagt der Arzt, hätten sie eine Lumpektomie in Erwägung gezogen, aber ich glaube, ich hätte sie mir vielleicht trotzdem abnehmen lassen. Ich will das alles aus meinem Körper haben, und ich will nicht, dass es wiederkommt.
Trotzdem war es merkwürdig anzuhören.
»Ich möchte Ihnen dringend dazu raten, sich die Brüste abnehmen zu lassen.«
Als wären es Skistiefel.
Als Nächstes kommt der Wiederaufbau der Brust. Und dann bin ich praktisch geheilt. Daher sind meine Gefühle heute Abend in einem etwas merkwürdigen Zustand. Wegen der Brüste, aber vermutlich auch wegen der Medikamente. Und besonders interessant finde ich, dass ich, als ich aus der OP aufgewacht bin, als Erstes an dich denken musste. Ich musste einfach ins Forum gehen und nachsehen, was der Heldin in deiner Geschichte widerfahren ist.
Du kennst mich nicht, und ich verstehe, dass ich keinerlei Recht habe, mich in deine Erfahrungen zu drängen, aber ich kann einfach nicht anders.
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