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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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möchte.
    Einem Typen über den Weg zu laufen, in den sie früher einmal verliebt gewesen war, bot mir eine perfekte Gelegenheit, aber ich hätte auch einen anderen Anlass gefunden. Ich wollte mit ihr reden. Ich wollte sie sehen, wollte sehen, wie sie aussah, hören, wie sie klang. Es ist seltsam, dass man heutzutage Beziehungen mit Leuten eingehen kann, ohne dabei je ihr Gesicht zu sehen oder ihre Stimme zu hören; es ist, als wären sie gar nicht real, nur Gestalten in einem Roman, und man kann sie sich so vorstellen, wie man möchte. Aber Samantha war real, ich wusste das, und ich habe immer gewusst, dass ich mich eines Tages an sie wenden würde. Es wäre unfair gewesen, es nicht zu tun.
    Außerdem ist Dr. Marks ein Schnuckel, er ist klug und scheint auch sensibel zu sein. Er ist Kinderarzt, liebe Güte, wie kann man das werden, ohne sensibel zu sein? Er ist genau die Sorte Mann, in die ich mich hätte verlieben können, auch wenn er ganz anders ist als der Mann, den ich geheiratet habe. Scott ist ein ziemlicher Macho, Dr. Marks eher ein Softie. Ich liebe starke Männer, aber hin und wieder finde ich Sanftmut auch recht schön.
    Er schaufelte gerade Zucker und Zimt in seinen Latte, als ich ihn sah.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er.
    Ich brauchte einen Augenblick, ehe mir klar wurde, was er meinte. Ich hatte ganz vergessen, dass er derjenige war, der mir das Versprechen abgenommen hatte, zu meiner ersten Mammografie zu gehen, die wiederum Auslöser für die schlimmste Erfahrung meines Lebens geworden war. Ich hatte es vergessen, aber er anscheinend nicht, und auch wenn ich nicht gern daran erinnert wurde, wuchs er mir dadurch, dass er es sich gemerkt hatte, nur noch mehr ans Herz.
    »Mir geht es wunderbar«, sagte ich, »danke.«
    »Das freut mich«, erwiderte er und lächelte. »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein.«
    »Da stimme ich Ihnen absolut zu«, sagte ich und wechselte das Thema.
    Sobald ich Samanthas Namen erwähnte, erkannte ich an seiner Miene, dass er etwas für sie empfand. Ich erzählte ihm, dass ich zufällig (über die Freundin einer Freundin einer Freundin) ins Gespräch mit einer Frau gekommen sei, die erwähnt habe, sie hätte ihn als junges Mädchen gekannt. Er zwickte das rechte Auge zusammen, als ich ihren Namen erwähnte, und er lächelte mit dem halben Gesicht. So funktionieren wohl manche Erinnerungen, glaube ich. Bei manchen muss man lachen, bei anderen weinen, und bei wirklich schönen muss man mit dem halben Gesicht lächeln.
    Nach ein paar Katastrophen habe ich es im Wesentlichen aufgegeben, Leute miteinander verkuppeln zu wollen, aber hier war es einfach zu leicht, und außerdem gab es mir die Gelegenheit, die ich brauchte, um Samantha zum Lunch einzuladen, was ich nun schon seit geraumer Zeit vorhabe.
    Treffen wir uns in der Stadt , schrieb ich ihr. Sag mir, wohin ich kommen soll.
    Nach Greenwich kann ich sie nicht einladen. Es gibt hier niemanden, den ich nicht kenne, und ich hatte keine Lust, Fragen zu beantworten, wie Samantha und ich uns kennengelernt hätten.
    Ich habe nämlich immer noch niemandem von meinem Problem erzählt. Weder meinem Mann noch meinen Kindern, und ganz bestimmt nicht all den Frauen in der Stadt, die nichts anderes zu tun haben, als ihre Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken. Ich will eigentlich gar nicht darüber reden, warum ich niemandem etwas gesagt habe. Im Grunde will ich überhaupt nicht darüber reden. Ich bin schon so weit, dass ich kaum noch daran denke, wenn ich ehrlich bin. In all den Wochen gab es nur einen Augenblick, in dem ich die Fassung verloren habe, das war auf einer Dinnerparty bei Bekannten von uns, den Robertsons. Er ist ein aufgeblasener Hedgefondsmanager und sie ein dreistes Vorzeigefrauchen, aber sie geben wunderbare Partys. Auch diesmal genoss ich den Abend, bis eine der Gäste, eine angetrunkene Blondine namens Emily, uns zum Essen ein Gesprächsthema vorschlug.
    »Für alle Ehemänner am Tisch«, sagte sie laut, »und später dann auch für die Frauen, hier ist meine Frage …«
    Sie hielt inne, ein boshaftes Glitzern in den Augen, als wollte sie gleich etwas wahnsinnig Provozierendes sagen, das alle in Aufruhr versetzen würde, noch ehe sie zum Ende gekommen wäre.
    »Wenn eure Frau morgen sterben würde«, sagte sie, das Glas wie zu einem Trinkspruch erhoben, »würdet ihr wieder heiraten?«
    Zu meinem Entsetzen erhob sich darauf Gemurmel, als ob jeder dieses Thema als passendes Tischgespräch empfinden

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