Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
geleitet.
    Also warf ich Katherine eine Kusshand zu, beruhigt, dass Marie bei ihr bleiben würde, und dann war ich draußen, allein. Es war ein heißer, sonniger Nachmittag, und ich brauchte Luft, ich hatte das Gefühl, als wäre ich einen ganzen Monat nur drinnen gewesen. Die frische Luft vertrieb sofort meinen Schnupfen, und so sprang ich aufs Rad, fuhr zum Central Park und sprintete dort erst mal drei Stunden herum. Alle zwanzig Minuten legte ich eine Trinkpause ein und machte ein paar Calisthenic-Übungen auf der Sheep Meadow, einer großen Wiese im Süden des Parks. Dann ließ ich mich zu Boden fallen, machte Liegestütze und Sit-ups, stand auf und machte Hampelmann, während wer weiß wie viele Collegekids in der Sonne lagen und heimlich diverse Drinks und Drogen konsumierten. Ich fühlte mich großartig. Es erinnerte mich daran, dass ich nicht vergessen durfte, wie wichtig mir mein Körper war. Auch während ich mich um Katherine kümmerte, konnte ich mir Zeit für meinen Körper nehmen. Ich konnte ihre und gleichzeitig auch meine Gesundheitsfürsorgerin sein.
    Als es dunkel wurde, radelte ich nach Hause und schaltete meinen Laptop an. Während er hochfuhr, ließ ich mich auf den Holzboden fallen und machte zwanzig Liegestütze. Ich wollte ein gutes Dinner, mageres Fleisch mit herzhafter Beilage, Obst und Wasser. Und vielleicht auch ein Glas Wein, weil das Leben zu kurz ist.
    Dann erwachte der Bildschirm meines Laptops zum Leben, und ich sah, dass mein Nachrichten-Icon blinkte. Einen Augenblick musste ich an Roberts E-Mail-Eingang denken, und meine Finger zitterten ein wenig, als ich sie über die Tastatur hielt.
    »Hör auf, Samantha«, sagte ich laut. »Du kannst nicht in dem Glauben durchs Leben gehen, dass jede E-Mail, die du bekommst, dein Leben verändern wird.«
    – – –
    Persönliche Nachricht
    Von: Brooke B.
    An: Samantha R.
    BrustKrebsForum.org
    – – –
    Ich hab Dr. Marks bei Starbucks getroffen und deinen Namen erwähnt.
    (Keine Angst, ich habe ihm nicht verraten, dass du mir von dem Tanz und dem Song der Bee Gees erzählt hast und dass er dich nicht geküsst hat. Ich war äußerst diskret.)
    Er ist Single und sehr interessiert daran, dich zu treffen.
    Lass mich wissen, was du tun willst.
    Katherine
    Noch nie habe ich mir übers Shoppen so viele Gedanken gemacht.
    Marie will nun endlich heiraten. Sie will eine märchenhafte Feier mit Abendgarderobe, und zwar sofort, aber wenn ich nicht ihre Trauzeugin werden will, lässt sie sie ganz ausfallen. Ich vermute, die ganze Eile rührt daher, dass sie heimlich schwanger ist, doch darüber schweigt sie sich aus.
    »Ich will nicht, dass es bei diesem Fest um mich geht«, sagte ich ihr. »Wenn die ganze Bank da ist und ich auch auftauche, wird es sofort ein ›Katherine ist noch am Leben‹-Spektakel. Und darum sollte es an diesem speziellen Abend in deinem Leben nun wirklich nicht gehen.«
    »Wenn der Abend wirklich so speziell sein soll«, sagte sie, »kann ich ihn nicht ohne meine beste Freundin feiern.«
    »Für mich tust du das nicht«, warnte ich sie. »Ich brauche kein Fest.«
    »Ich tue es auch nicht für dich«, erwiderte sie. »Ich bitte dich, es für mich zu tun.«
    Also gebe ich mich geschlagen. Samantha und ich wollen diese Woche gemeinsam shoppen gehen, da keine meiner Designersachen mir im Moment passen. Seit Beginn der Chemotherapie habe ich fünf Kilo abgenommen, und auch wenn mein Haar die Sache besser verkraftet hat, als ich dachte, habe ich es mir angewöhnt, dennoch eine fließende brünette Perücke zu tragen, eine Nuance dunkler als mein Naturton, auf Anraten meines Friseurs. Er sagte, dieser Ton passe besser zu meinem blassen Teint.
    Während der Chemo lag Marie mir in den Ohren mit all den Vorbereitungen, und dann brachte sie mich nach Hause. Sie war keine zehn Minuten gegangen, als der Portier bei mir durchklingelte. Das entlockte mir ein nostalgisches Lächeln. Marie hatte das Büro nie verlassen, ohne etwas zu vergessen: eine Sonnenbrille, Schlüssel, das Buch, das sie gerade las. Es war nett zu erfahren, dass manche Dinge sich nie änderten.
    Ich drückte auf den Sprechknopf. »Fragen Sie sie, was sie vergessen hat, ich schicke es im Aufzug nach unten.«
    Es dauerte einen Moment, ehe der Portier antwortete. »Nein, Madam, Ihr Besuch ist ein Gentleman. Ich soll Ihnen sagen, er heiße Phillip und dass Sie ihn von der Uni her kennen.«
    Brooke
    Ich habe Samantha eine E-Mail geschickt, weil ich mich gern mit ihr treffen

Weitere Kostenlose Bücher