Was vom Tode übrig bleibt
auch wieder in der Disco wäre. Was sollte ich auch sonst schon groß sagen? Ich wollte sie wiedersehen, und ich hab ihr das gesagt und auch gezeigt, da muss ich keinen abgeschmackten Anmachspruch raushauen. Und abends war sie dann tatsächlich da. Mit ihrer kleinen Tochter Jill. Die war damals elf, hat den fremden Mann böse angesehen, weil der dauernd mit der Mama geredet hat, aber der fremde Mann hat sich nicht abwimmeln lassen, weil er die Mama so toll fand. Und weil das kein Zufall sein konnte, dass sie Petra heißt und ich Peter, dass ich am 23 . Januar Geburtstag habe und sie am 24 . Januar. Mir war ziemlich schnell klar, dass ich für sie jederzeit bereit war, eine ganze Familie mit in mein Leben zu lassen– wenn sie reinwollte.
Petra habe ich natürlich nicht sofort von meinem Nebenjob als Schädlingsbekämpfer erzählt. Ich bin Feuerwehrmann, habe ich ihr gesagt, und das hat damals vom Umfang der jeweiligen Arbeitsbelastung her auch gestimmt. Das Schädlingsbekämpfungsgeschäft fing ja erst an. Dass ich Recht hatte, zeigte mir die Reaktion ihrer Töchter. Als Feuerwehrmann hat man bei einer Elfjährigen und einer 15 -Jährigen zumindest schon mal einen kleinen Stein im Brett. Petra erzählt heute noch gern, dass ihre Töchter auf Fragen nach dem Beruf des Vaters in der Schule » Feuerwehrmann« geantwortet haben, obwohl ich ja gar nicht der richtige Vater von den beiden bin. Aber » Feuerwehrmann« klingt halt cooler.
» Wespi-München« hieß meine kleine Nebenfirma damals, das hat den Job » Schädlingsbekämpfer« etwas schöner verpackt. Bei » Wespi« war klar, dass die Hauptrichtung bei Wespen liegt, und wer Wespen bekämpft ist eine Art Held, weil Wespen so gefährlich wirken. Und die anderen Viecher, die noch zum Job gehören, die habe ich Petra nach und nach beigebracht. » Soll man die anderen Leute mit den Schädlingen allein lassen?«, habe ich auf ihre Einwände geantwortet. Trotzdem ist Petra meine Nebentätigkeit damals nicht ganz geheuer gewesen, und sie ist es ihr auch heute nicht so recht.
Ich liebe ja vieles an ihr, aber eine ihrer liebenswertesten Eigenschaften ist, dass sie mir nie etwas verbieten würde. Sie sagt: » Wir sind doch erwachsene Menschen, warum soll man dem anderen etwas verbieten, was ihm wichtig ist?« Aber sie ist dabei schon mehrfach über ihren Schatten gesprungen, das weiß ich. Kurz nachdem sie mit ihren Kindern zu mir nach München gezogen ist, ist sie sogar noch bei jedem Wespeneinsatz oder bei meinen Besorgungen für die Feuerwehr mitgefahren, weil wir so wenig Zeit füreinander hatten. Ich habe dann beschlossen, etwas kürzer zu treten, und die Zusatzarbeit bei der freiwilligen Feuerwehr abgegeben. So habe ich uns ein bisschen mehr Freiraum verschafft. Aber im Jahr 2005 ist die Schädlingsbekämpfung dann richtig in Fahrt gekommen.
Damals hat sie sich auch selbst etwas vorgeschwindelt. Das erzählt sie jedenfalls. Sie dachte, dass meine Nebentätigkeit vielleicht nur eine vorübergehende Phase in meinem Leben wäre. Aber beruflich bin ich viel zielorientierter und nicht so wankelmütig wie bei meinen Hobbys. Das waren mal Modellautos oder Flugzeuge, derzeit ist es das Tauchen und in drei Jahren vielleicht Basejumping, wer weiß?
Was meiner Frau bei der Schädlingsbekämpfung Sorgen macht, sind nicht die verschiedenen Insektizide und Chemikalien, sondern dass ich einmal Schädlinge mit einschleppen könnte. Einmal sind wir deshalb auch ziemlich aneinandergeraten, und zwar wegen der Sache mit den Bettwanzen.
Hierzu muss ich vorausschicken, dass ich mit Bettwanzen seit einigen Jahren immer mehr zu tun habe. Jahrzehntelang sind diese Tierchen in Deutschland so gut wie nicht mehr vorgekommen, aber seit zwei, drei Jahren rollt eine richtige Welle auf uns zu. Das liegt einerseits daran, dass in Deutschland kein Mensch mehr ernsthaft damit rechnet, dass es hierzulande Bettwanzen geben könnte, weil diese Blutsauger kaum jemand je gesehen hat. Andererseits verbringen wir unseren Urlaub vermehrt in Gegenden, in denen es diese Schädlinge noch gibt, wie zum Beispiel in Asien. Aber nicht nur asiatische Länder haben ein Bettwanzenproblem, sondern auch ein Staat, von dem man es nicht erwartet hätte: die USA.
An dieser Stelle sollte man vielleicht klarstellen: Für Bettwanzen muss sich niemand schämen, auch kein Amerikaner. Bettwanzen haben nichts damit zu tun, wie oft man sich wäscht oder wie oft man staubsaugt, ob man seine Wohnung mit Krimskrams vollstopft oder
Weitere Kostenlose Bücher