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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Anders
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einem klebrigen Film aus Fett, Krümeln, Staub. Im Bereich zwischen der Spüle und dem Herd hatte er zudem eine eigenwillig gelbe Färbung angenommen, ich ging mal vorsichtshalber davon aus, dass der ältere Herr früher vermutlich gerne mit Curry gekocht hatte, auch wenn absolut nicht zu erkennen war, wie er sich sein Essen waren gemacht haben könnte.
    Denn auf dem Herd war kein Platz, und woanders war kein Platz, um auf dem Herd auch nur Platz zur Nutzung einer einzigen Heizplatte zu schaffen. Da half es nichts, dass in einer weiteren Ecke der Küche ein zweiter Herd stand, denn der sah aus wie der erste. Beide Herde waren massiv dreckverkrustet, und jeder, der sie berührte, musste Angst haben, daran kleben zu bleiben. Das Doppelungsprinzip hatte offenbar System, denn es gab auch zwei Kühlschränke. Beide waren zwar randvoll, aber es befand sich nichts darin, was man guten Gewissens hätte essen können. Eine relativ neue Waschmaschine vervollständigte das erschütternde Bild. Sie war ebenfalls voll– voll Wäsche und voll Wasser, weil der Ablauf verstopft war. Die Wäsche konnte der Mann nicht herausholen, weil ihm dann das Wasser entgegengekommen wäre; das Wasser konnte er nicht ablassen, weil der Abfluss verstopft war. Diese Zwickmühle hatte ihn vollkommen überfordert, weshalb er die Wäsche samt Wasser in der Maschine gelassen hatte wie in einem riesigen Einmachglas. Aber ehrlich gesagt, ich hätte auch gar nicht gewusst, wo man die Wäsche hätte trocknen können.
    Der einzige andere Raum in der Wohnung war das Wohnzimmer. Darin befand sich ein Fernseher, ein Regal mit der Stereoanlage, ein großer Tisch, Stühle, Sessel, Teppiche, ein Regal voller jahrhundertealter Nüsse, in denen sich mehrere Generationen von Motten eingemietet hatten. Den restlichen Raum des Wohnzimmers füllten Kisten, Kästen, Schachteln und allerlei, was andere Leute entweder weggeworfen oder verbrannt hätten. Einzige Ausnahme war ein Bereich, in dem sich der Müll nicht ganz so dicht stapelte, weil der Mann dort nachts die Matratze ausbreitete, auf der er schlief. Mit viel gutem Willen ließ sich in diesem Wohnzimmer eine Glastür öffnen, die hinausführte auf eine weitere Deponie, die früher einmal als Balkon gedient hatte. Alte Lumpen und Teppiche lagen dort, die möglicherweise auf einem Stuhl aufgetürmt waren, aber das ließ sich nicht so leicht erkennen, weil man sich auf dem Exbalkon besser nicht zu lange aufhielt. Denn in einem der Teppichlumpenklumpen befand sich ein fußballgroßes Wespennest.
    Was das Ganze wirklich ekelhaft machte, war das Badezimmer, das keines mehr war. Die Badewanne war bis einen halben Meter über den Rand voll mit Töpfen, Einkaufstüten, Kisten und alten Toilettenplüschvorlegern. Der Ablauf des Waschbeckens war fast schon folgerichtig verstopft, das Abwasserproblem hatte der Doktor daraufhin über die Toilette gelöst. Abgesehen davon, dass ich mir so eine auch nur halbwegs sinnvolle Körperwäsche beim besten Willen nicht mehr vorstellen konnte, begann hier aber auch das nächste und größte Problem. Die Toilette war nicht dicht, exakt dort, wo sie normalerweise mit dem Boden verschraubt ist, floss von allem, was man durch sie hindurchspülte, ein gut sichtbarer Prozentsatz auf die Bodenfliesen. Und damit meine ich nicht nur von dem, was der Herr eigentlich in sein Waschbecken hätte kippen wollen, ich meine alles. Auch damit hatte er sich seit geraumer Zeit offenbar arrangiert. Rund um die Toilette war im Laufe der Monate ein dunkler, definitiv dreidimensionaler Kranz entstanden, vor dem der Toilettenplüschvorleger vermutlich mit der Lagerung auf dem Badewannenberg bewahrt hatte werden sollen. So viel Nachsicht war dem Rest der Wohnung leider nicht vergönnt. Von den erbärmlich verschmierten, stinkenden Toilettenfliesen ging ein Trampelpfad durch den Flur zur Küche und ins Wohnzimmer, ein Trampelpfad, über den jemand immer wieder hin und zurück gewandert war und alles gründlich verteilt hatte, was aus der Toilette gesickert war. Ich blickte am Doktor entlang nach unten. Die Schuhe, die all den Dreck über Wochen hinweg aufgesaugt und abgegeben hatten, waren an seinen Füßen, schlichte, großväterliche Filzpantoffel, zweifellos das Beste, was man unter den gegebenen Umständen zur nachhaltigen Kontamination der eigenen Wohnung anziehen konnte. Diese Wohnung war eine Bankrotterklärung vor den einfachsten alltäglichen Tätigkeiten, ein Zeugnis der völligen Hilflosigkeit, die

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