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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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denn für alle anderen sind diese Ereignisse schlicht und
ergreifend nie passiert.«
    Nie passiert. Klingt irgendwie gut. »Und was ist mit mir selbst?
Kann ich mich selbst denn noch erinnern?«
    Elisa nickt. »Sie sollen ja schließlich aus Ihren Fehlern lernen und
nicht die gleichen noch einmal machen.« Jetzt lacht sie wieder.
    »Und was haben Sie davon, wenn Sie mir helfen?« Es wird ja kaum
umsonst sein.
    »Als ich Sie vorhin bei meiner Chefin im Büro gesehen habe – da
haben Sie mir einfach sehr leid getan.« Klingt das plausibel? Für mich schon.
Soll ja noch Leute geben, die ritterlich sind. Abgesehen davon habe ich ohnehin
keinen müden Euro, um Elisa etwas zu zahlen.
    »Na denn!« Ich lehne mich in meinem Sessel zurück. »Fangen wir an – ich habe eine Menge zu löschen!« Und ich weiß auch schon, womit wir anfangen:
Mit dem Klassentreffen. Elisa zögert noch einen Moment.
    »Sie sind sich absolut sicher?«
    »Ich war mir noch nie in meinem Leben bei irgend etwas auch nur
annähernd so sicher wie in diesem Moment!« Nicht erst den Mund wäßrig machen
und dann lieber doch nicht, ich will das durchziehen.
    »Aber denken Sie daran: Alles wird sich ändern.«
    »Ja, ja, das habe ich schon verstanden«, ich rutsche ungeduldig in
meinem Sessel hin und her, will endlich loslegen.
    »Also gut.« Elisa hantiert wieder am schwarzen Kasten herum und legt
eine neue CD ein.
    »Halt!« Das Wichtigste hätte ich fast vergessen! »Können Sie mir mal
kurz meinen Rucksack geben?« Elisa steht auf und reicht ihn mir. Ich krame
meinen Discman heraus und öffne ihn. »Gibt es hier einen CD -Player?«
    »Natürlich.«
    Ich reiche ihr die CD . »Bitte Track 1.
Auf Wiederholung.« Wenn ich schon meinen eigenen Film sehe, dann will ich
natürlich auch den richtigen Soundtrack dazu. Und »Dont’t let me get me« von
Pink scheint mir mehr als angebracht.
    Elisa legt die CD ein, und einen Moment
später erklingen die ersten Takte des Songs. Ich bin bereit, es kann losgehen.
Aufgeregt schließe ich die Augen, tauche langsam in meine Vergangenheit ein und
blicke einer strahlenden Zukunft entgegen.
    Doctor, doctor won’t you please
    Prescribe me somethin’
    A day in the life of someone else?
    Cuz I’m a hazard to myself.
    Aber nicht mehr lange!
    Es ist bereits morgens, als ich fix und fertig mit den Nerven wieder
auf die Straße falle. Was für ein Horrortrip! Stundenlang haben Elisa und ich
uns durch mein Leben gekämpft und unschöne Situationen eliminiert – wobei mein
Ausfall beim Klassentreffen noch eine der eher harmlosen Eskapaden war … Oha,
was ich so alles vergessen hatte! War teilweise schon sehr peinlich, obwohl
Elisa so taktvoll war, selbst bei den finstersten Geschichten nicht mit der
Wimper zu zucken. Kein Wunder, daß ich manchmal einen Filmriß habe, vermutlich
nur die gesunde Reaktion meines Gehirns, es so genau gar nicht mehr wissen zu
wollen. Ganz schön hart, sich dabei zu beobachten, was man schon für peinliche
Dinge angestellt hat.
    Julie hat übrigens gelogen, wenn sie mir früher nach den wildesten
Feten versichert hat: »Du warst nicht schlimm, Charly!« Gar nicht wahr! Schlimm
ist kein Ausdruck, ich war indiskutabel! Ich atme tief durch und fühle mich auf
einmal von einer zentnerschweren Last befreit. Was fühlt es sich gut an, ein
neuer Mensch zu sein! Sozusagen mit blütenreiner Weste! Wir sind bis zu jenem
denkwürdigen Abend zurückgegangen, an dem ich meine Jungfräulichkeit in der
Garage der Lichtenbergs verlor. Und ganz nebenbei haben wir bis auf zwei
wirklich gute Lover alle gelöscht. Sollte mich jetzt jemand fragen, mit wie
vielen Männern ich geschlafen habe, kann ich guten Gewissens »zwei« antworten.
Hoffentlich fragt mich bald mal einer.
    Gutgelaunt will ich meine Kopfhörer aufsetzen. Da erst fällt mir
auf, daß mein Rucksack und meine anderen Sachen noch oben bei New Life liegen,
das habe ich in der Euphorie gar nicht bemerkt. Also gehe ich zurück, um die
Sachen zu holen. Ich stapfe die Treppen hoch, klingele und warte, daß Elisa mir
die Tür öffnet. Aber nichts tut sich. Ich klingele noch einmal. Schließlich
klopfe ich gegen die Tür.
    »Elisa? Machen Sie doch bitte noch einmal auf, ich habe meine Sachen
liegen lassen!« Es bleibt still. »Hallo?« rufe ich lauter und hämmere energisch
gegen die Tür. Statt dessen öffnet sich die Tür nebenan, und ein schlecht
gelaunter, unrasierter Typ steckt den Kopf heraus.
    »Was soll der Lärm? Es ist Samstag früh, nicht mal

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