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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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dich schnell fertig?« ruft er mir zu und schließt
die Tür hinter sich ab. Im Schnelldurchlauf kann ich ungestört durch alle
Zimmer sausen. Unten großes Wohnzimmer mit Eßecke, große Panoramascheiben mit
Blick auf Elbe und Strand. Eine Terrasse nach vorne, eine nach hinten raus. Die
Küche ist fast noch größer, mit einem Küchenblock in der Mitte, über dem
kupferne Kochtöpfe und Pfannen hängen. Alles ist im Landhausstil eingerichtet,
durch die Zimmer zieht sich unter der Decke eine Bordüre mit gedruckten
Zitronen. Bißchen viel Laura Ashley für meinen Geschmack, aber hierher paßt es
irgendwie. Von der Küche aus geht ein Haushaltsraum ab (habe ich eigentlich
eine Putzfrau?), in dem Waschmaschine und Trockner stehen. Oben im ersten Stock
dann ein riesiges Badezimmer mit viereckiger Badewanne, ein Arbeitszimmer (nehme
an von Moritz), Gästezimmer, Schlafzimmer mit Blick auf die Elbe, dahinter
liegt ein begehbarer Kleiderschrank. Und da hängt es: mein Brautkleid.
    Ich höre mich selbst verzückt kieksen. Es gibt wohl nur wenige
Frauen, die der Anblick eines Hochzeitkleids völlig kaltläßt. Und irgendwo ganz
tief in mir steckt eben auch das Mädchen, das einmal im Leben ganz in Weiß
durch den Mittelgang einer Kirche schreiten möchte. Trotz Schlampen-Shirt.
Vorsichtig nehme ich das Kleid vom Bügel, betrachte es ehrfürchtig und streichle
sanft über den Stoff. Es ist genau so, wie ich es mir ausgesucht hätte, wenn
ich dabei im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte oder zumindest anwesend gewesen
wäre. Federleicht liegt es auf meinem Arm, es ist ganz schlicht und gerade
geschnitten, schimmert in Eierschalenweiß. Ich vergrabe mein Gesicht im Stoff,
atme den Geruch des Kleides ein. Es riecht so, wie es aussieht, duftet nach
Träumen, die in Erfüllung gehen. Nach Sommer. Und Liebe. Auch, wenn es in
Wahrheit wahrscheinlich nur das Imprägniermittel ist, das mir in die Nase
steigt und mich kurz zum Niesen bringt.
    Ich halte das Kleid ein Stückchen weg von mir. Dabei fällt mir auf,
daß es ziemlich klein aussieht. Zu klein. Um nicht zu sagen: Kann mir nicht
vorstellen, daß mein Hintern da reinpaßt. Ich ziehe am Stoff. Nein, kein
Stretch. Hätte mich auch gewundert. Mit einem Ruck öffne ich den Reißverschluß
meines Overalls, ich werde es einfach mal anprobieren.
    Ich entsteige dem olivgrünen Ungetüm und stopfe es in den Wäschekorb
neben mir. Als ich dabei an mir runtergucke, glaube ich meinen Augen kaum: Der
Umfang meiner Oberschenkel hat sich halbiert. Mindestens! In dem schlabberigen
Anzug ist mir das nicht aufgefallen. Ich brauche einen Spiegel! Im Schrank ist
keiner, also laufe ich ins Schlafzimmer. Als ich mich im großen Spiegel an der
Zimmertür sehe, bleibe ich abrupt stehen. Meine Haare sind nicht mehr rot,
sondern blondiert, außerdem ein ganzes Stück länger und hinten zu einem
Pferdeschwanz zusammengebunden. Tatsächlich bin ich wesentlich schlanker,
bestimmt sechs, sieben Kilo. Mein sonst so verhaßter Hintern ist auf einmal
auch ohne Weg-damit-Strumpfhose knackig, im Gesicht zeichnen sich deutlich
meine Wangenknochen ab. Ich grinse mein Spiegelbild an. Hey, nennt mich Cameron
Diaz! Oder zumindest Drew Barrymore.
    Wie ein kleines Kind hüpfe ich auf und ab und juchze dabei: Ich bin
dünn, ich bin dünn, ich bin dünn! Liegt das etwa nur an dem einen oder anderen
Kaltgetränk, das ich dank Generalüberholung bei New Life nicht zu mir genommen
habe? Oder mache ich am Ende vielleicht sogar – Sport? Ein verwegener Gedanke!
Hoffentlich bin ich niemand, der morgens vor dem Frühstück schon joggen geht.
Solche Leute kann ich nicht leiden.
    »Charlotta?« ruft Moritz von unten. »Bist du fertig?«
    »Gleich!« Splitterfasernackt hüpfe ich zurück in den Kleiderschrank
und suche nach Unterwäsche. In der Kommode neben der großen Kleiderstange werde
ich fündig und suche mir eine weiße Satin-Garnitur heraus, an der noch die
Preisschilder baumeln. Nur vom Feinsten, Frau Lichtenberg kauft offensichtlich
nicht bei H&M oder C&A. Allein für das Geld, das der Slip gekostet hat,
habe ich mich sonst von Kopf bis Fuß komplett eingekleidet.
    Wieder im Schlafzimmer kommt der große Moment: Ich ziehe das Kleid
an. Als ich mich im Spiegel betrachte, kann ich selbst gar nicht fassen, wie
schön ich aussehe. Kein Wunder, daß Brautmütter immer heulen, wenn mein eigener
Anblick mich schon fix und fertig macht.
    »Charlotta!« Moritz klingt langsam etwas genervt. Aber ich muß doch
noch meine Schuhe

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