Was - Waere - Wenn
wie möglich anrufen und mir sagen soll, was er vom Chinataxi möchte.
Dann erst fällt mir ein, daß ich die Nummer ja auch nicht habe, aber die
bekomme ich ganz bestimmt bei der Auskunft.
Im Wohnzimmer setze ich mich aufs Sofa, lehne mich zurück, schließe
die Augen und höre den Red Hot Chili Peppers zu. Um kurz vor neun stehe ich
wieder auf und versuche es noch einmal bei Moritz. Nichts. Dann im Büro.
Niemand geht ran. Mein erster Tag nach den Flitterwochen, und ich hocke allein
zu Hause. Mein Magen knurrt. Also bestelle ich zweimal Ente. Ente ist nie verkehrt.
Dann hole ich mir ein Bier aus der Küche und blättere noch ein bißchen durch
mein Adreßbuch. Viele Namen kenne ich überhaupt nicht, da wartet noch ein
ganzes Stück Arbeit auf mich. Als ich wieder an Julies Adresse vorbeikomme und
die CD gerade zum zweiten Mal von vorne beginnt,
beschließe ich, meine Freundin einfach mal anzurufen.
Ich schalte die Musik aus und wähle Julies Nummer. Nach dem dritten
Klingeln geht sie ran, meldet sich mit verschnupfter Stimme.
»Hallo?«
»Hi, Julie, ich bin’s, Charly!«
»Charly! Bist du schon wieder zurück?« Sie schneuzt sich
geräuschvoll.
»Ja«, antworte ich, »heute am frühen Nachmittag. Bist du erkältet?«
»Äh … ja, kam ganz plötzlich.« Wie zur Betonung schnaubt sie noch
einmal aus. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß sie geweint hat.
»Alles in Ordnung bei dir?«
»Ja, ja, alles bestens. David und ich sind gerade beim Abendessen.«
»Oh, ich wollte nicht stören.«
»Schon in Ordnung, wir können ja morgen mal telefonieren, dann
kannst du mir ausführlich von Florenz erzählen.«
»Klar, das machen wir.« Als ich auflege, bin ich ein bißchen
enttäuscht. Hätte jetzt gern mit jemandem geredet. Moritz’ Handy ist noch immer
nicht an. Es klingelt an der Tür, der Chinamann bringt das Essen. Habe gar
keinen richtigen Hunger mehr und stelle die Ente erst einmal unten in den Ofen.
Statt dessen hole ich mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank. Im Wohnzimmer
wechsle ich zu »Here with me« von Dido, paßt besser zu meiner Gemütslage.
Das Telefon klingelt, ich hechte hin. Moritz? Nein, es ist Heike. Am
liebsten würde ich sofort wieder auflegen. Ich würde gern mit jemandem
sprechen, aber nicht mit irgend jemandem !
»Wollte nur mal hören, wie es in Florenz war«, sagt Heike.
»Schön«, antworte ich. Dann erzähle ich ihr von unserem Hotel und
dem leckeren Essen und den Uffizien und den schönen Piazzen, auf denen immer
jede Menge los ist. Heike hört mir gebannt zu, seufzt hin und wieder und stellt
fest, wie gern sie da auch mal hinwürde. Mit einem Mann. Einem, der sie liebt
und so. Eigentlich doch ganz nett, mit ihr zu plaudern, sie tut ja keinem was
Böses. Und allein scheint sie auch zu sein. So allein wie ich. Obwohl ich ja
immerhin verheiratet bin.
»Und wo ist Moritz jetzt?«
»Keine Ahnung«, gebe ich zu. »Er ist direkt nach unserer Ankunft in
sein Büro entschwunden. Eigentlich wollte er schon längst hier sein, aber ich
erreiche ihn nicht.«
»Soll ich noch vorbeikommen?« fragt Heike. »Wir könnten uns eine DVD ansehen oder so.«
»Das ist lieb von dir.« Ich finde es wirklich nett, aber so weit,
daß ich seelischen Beistand von Heike Ludwig brauche, bin ich noch nicht.
Hoffentlich nicht. »Aber ich komm schon klar, muß ja noch auspacken und so.«
»Oh, ich wollte es nur anbieten.«
»Ja, danke.« In diesem Moment dreht jemand den Schlüssel in der
Haustür. »Ich höre gerade Moritz kommen, ich muß Schluß machen!«
»Gut, wir telefonieren dann die Tage, ja?«
»Bis die Tage!« Ich laufe in den Flur, um Moritz zu begrüßen. Er
sieht ziemlich abgekämpft aus, ein bißchen, als hätte ihn ein Bus überfahren.
Aber trotzdem noch immer unheimlich süß. Ich kneife mir heimlich in den Arm,
aber er steht noch immer da und versucht, seine Krawatte zu lösen.
»Hallo Schatz!« Ich falle ihm um den Hals und küsse ihn.
»Du schmeckst nach Bier«, stellt er fest und schiebt mich von sich
weg. Wow, Leidenschaft pur.
»Ja, ich habe mir eins aufgemacht, während ich auf dich gewartet
habe.« Ein Hauch von Vorwurf schwingt in meiner Stimme mit, aber nur ein Hauch.
Moritz reagiert sofort darauf, gekonnt ist gekonnt!
»Tut mir leid«, lenkt er sofort ein und nimmt mich wieder in den
Arm, »die Verhandlungen haben ewig gedauert.« Dann hellt sich seine Miene
deutlich auf. »Aber wir haben den Auftrag so gut wie sicher!«
»Freut mich für dich, Schatz!« Ich gebe ihm
Weitere Kostenlose Bücher