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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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wieviel Spaß wir miteinander hatten. Alfred E.
Neumann und die Schlampe. Ich schenke mir noch ein Glas Wein ein.
    »Charlotta«, zischt Moritz kaum hörbar. Der kann mich mal. Ich habe
hier gerade meine private Tragödie zu bewältigen.
    Gegen Mitternacht machen sich die Rademachers zum Aufbruch
bereit. Den ganzen Abend über habe ich versucht, Tim mal kurz allein zu
sprechen, aber es war einfach nicht zu machen. Als sie sich im Flur von uns
verabschieden, merke ich, wie langsam Panik in mir aufsteigt. Ich kann ihn so
nicht gehen lassen, ich muß noch mal mit ihm reden! Zu groß ist meine Angst,
daß er morgen einfach wieder verschwunden ist, in meinem verrückten Leben halte
ich mittlerweile alles für möglich! Aber was soll ich tun? Ihn hier vor
versammelter Mannschaft zur Rede stellen? Wohl kaum. Vorher werde ich
wahrscheinlich von Moritz mit einem gezielten Handkantenschlag zu Boden
gestreckt.
    Als die beiden schon fast an der Tür sind, fällt mein Blick auf die
Blumenvase, die auf dem kleinen Beistelltisch im Flur steht. Meine einzige
Chance, denke ich, komme ins Stolpern und falle so gegen die Vase, daß ihr
schon leicht bräunlicher Inhalt sich über Tims Mantel ergießt.
    »Oh«, rufe ich aus, »das tut mir so leid, ich …« Mit diesen Worten
habe ich Tim schon in die Gästetoilette gezerrt und die Tür hinter uns
zugeknallt. Drinnen rubbele ich mit einem Handtuch an seinem feinen
Kaschmirmantel herum.
    »Lassen Sie doch«, wehrt er sich gegen meine Übereifrigkeit, »das
ist doch nicht so tragisch.«
    »Hören Sie zu«, sage ich energisch, während ich weiterrubbele, »das
klingt jetzt alles bestimmt sehr komisch für Sie, und ich habe auch nicht die
Zeit, es Ihnen zu erklären. Aber ich muß Sie wiedersehen und mit Ihnen reden.
Bitte!« Tim starrt mich sprachlos an. Dann rede ich eben weiter. »Ich bin
morgen nachmittag um drei an der Strandperle und warte so lange, bis Sie
kommen.« Bevor er antworten kann, reißt Moritz die Tür auf und betrachtet
wütend die Szene.
    »Was soll denn das, Charlotta?« Er reißt mir das Handtuch weg, an
dem wahrscheinlich schon der halbe Kaschmirmantel klebt.
    »Ich wollte nur helfen«, erwidere ich entschuldigend.
    »Danke«, sagt Tim und zwängt sich an mir vorbei in den Flur. Dann
haben er und seine Frau es auf einmal sehr eilig. Ein schneller Gruß, schon
sind sie draußen bei ihrem Wagen. Ich sehe ihnen nachdenklich hinterher. Ob er
kommen wird? Die gemietete Kellnerin sammelt im Flur die Scherben der Vase auf
und kichert vor sich hin.
    Kaum haben wir die Wohnungstür geschlossen, geht Moritz auf mich
los.
    »Willst du mir eigentlich meine Karriere ruinieren, oder was sollte
das?«
    »Nein, natürlich nicht, ich …«
    »Du bist aber auf dem besten Weg!« Dann stapft er die Treppe in den
ersten Stock hinauf. Ich selbst ziehe es vor, heute auf dem Sofa zu nächtigen.
Habe Angst, daß Moritz mich sonst im Schlaf erwürgt.
    Am nächsten Tag bin ich schon um zwei Uhr bei der Strandperle.
Zu groß ist meine Angst, daß ich Tim verpassen könnte. Moritz ist schon in
aller Herrgottsfrühe zum Segeln aufgebrochen. Ist mir ganz recht so, habe
ohnehin keine Lust, mir den ganzen Tag sein vorwurfsvolles Gesicht anzusehen.
Aber ich kann schon verstehen, daß jemandem, der keine Ahnung hat, was los ist,
mein Verhalten etwas merkwürdig vorkommen muß.
    Es sind jede Menge Leute an der Elbe, und ich denke schon, daß es
vielleicht kein so schlauer Treffpunkt war. Wäre kein Wunder, wenn ich Tim bei
den Menschenmassen glatt übersehe.
    »Hallo, Charly!« Oh
nein, Heike! Die hätte mich ja nun wirklich übersehen können. Aber nein,
sie kommt freudestrahlend auf mich zu. »Was für ein Zufall, daß ich dich hier
treffe.« Ja. Und was für ein schlechter Zufall. »Ist Moritz auch da?«
    »Nein«, antworte ich, »der ist Segeln.«
    »Habt ihr Ärger?« Sofort setzt Heike ein mitfühlendes Gesicht auf.
Wie kommt sie darauf? »Isa hat so was erwähnt.« Aha, daher weht der Wind.
    »Nichts Besonderes.«
    »Dann ist ja gut.« Darauf weiß ich nichts zu erwidern. »Du, ich
wollte dir noch mal sagen, wie lustig ich den Abend neulich fand, war einfach
saukomisch, was du da erzählt hast.«
    »Moritz fand es wohl nicht so saukomisch«, antworte ich leicht
sarkastisch.
    »Ach«, sagt Heike leichthin, »dem tut es mal ganz gut, nicht immer
so bierernst an seine Karriere zu denken. Ich fand’s jedenfalls klasse!«
    »Danke, beim nächsten Mal gehen wir beide besser allein aus.«
    »Gern«,

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